Kauf durch Liberty Media Formel-1-Übernahme fast durch: FIA und Aktionäre stimmen zu

Englewood (dpa) - Der Weg für das Milliarden-Geschäft zur Übernahme der Formel 1 ist wohl endgültig frei. Nach der Zustimmung der Aktionäre des US-Unternehmens Liberty Media zum Kauf der Mehrheitsanteile an der Rennserie erteilte auch der Weltverband FIA Grünes Licht.

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Die neue Partnerschaft werde „den anhaltenden Erfolg und die Weiterentwicklung“ der Formel 1 sichern, urteilte der Motorsport-Weltrat der FIA bei einer Sondersitzung in Genf einmütig. Der Mega-Deal soll nun vor Start der neuen Saison Ende März in Melbourne abgeschlossen sein, wenn nicht noch die EU-Wettbewerbshüter ein Veto einlegen.

Zunächst hatten die Anteilseigner von Liberty Media am Dienstag (Ortszeit) in Englewood im US-Bundesstaat Colorado den Plänen zum Kauf der Formel 1 bei einer außerordentlichen Versammlung zugestimmt. Die Aktionäre des amerikanischen Medien- und Unterhaltungsunternehmens unterstützten auch die Umbenennung in „Formula One Group“.

Insgesamt soll Liberty Media für die Mehrheit an der Königsklasse des Motorsports 4,4 Milliarden Dollar (etwa 3,93 Milliarden Euro) zahlen. Zudem sollten Schulden in ähnlicher Höhe übernommen werden. Das Unternehmen hat bereits einen 19,1-Prozent-Anteil an der Formel 1 in seinem Besitz und gab im Dezember bekannt, dass weitere 1,55 Milliarden Dollar für die Übernahme bei Investoren eingesammelt worden seien. In den nächsten Wochen soll der Liberty-Anteil auf 35,3 Prozent wachsen.

Zuvor war das Finanzunternehmen CVC Hauptgesellschafter der Formel 1 und soll seit 2005 rund vier Milliarden Euro mit der Rennserie verdient haben. Die Formel 1 hat sich in den vergangenen Jahrzehnten unter der Führung von Bernie Ecclestone zu einem Milliarden-Geschäft entwickelt. Der Brite vereinte die Teams und organisierte die gemeinsame Vermarktung, mit der die Formel 1 inzwischen nahezu zwei Milliarden Dollar jährlich erlöst.

Liberty Media will die Rennserie mit neuen Konzepten nun noch attraktiver und profitabler machen. Den Posten als Vorstandschef übernahm der frühere Medien-Manager Chase Carey. Über konkrete Pläne zur Umgestaltung der Formel 1 hat der Amerikaner bislang nichts verlauten lassen. Es wird erwartet, dass er durch die TV-Rechte, eine bessere Digital-Strategie, verstärkte Bemühungen auf dem US-Markt und Investoren-Modelle die Einnahmen weiter steigern will.

Im Zuge der Übernahme wurde immer wieder über eine Ablösung des 86 Jahre alten Ecclestone spekuliert. Vorerst bleibt der Brite jedoch Geschäftsführer. „Man ist in der Formel 1 gut beraten, wenn man glaubt, dass man um Bernie nicht herumkommt“, sagte Red-Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz, der in der Formel 1 zwei Rennställe finanziert. „Wenn sie klug sind, werden sie ihn behalten. Er kennt alle Verträge, alle Details, hat die Verbindungen. Das kann man nicht so einfach ignorieren“, sagte Mateschitz den „Salzburger Nachrichten“.

Hoffnungen in die neuen Besitzer setzen unter anderem die Rennstrecken-Betreiber, die zuletzt unter den stetig steigenden Antrittsgebühren für die Formel 1 ächzten. So hatte der Nürburgring-Geschäftsführer Mirco Markfort jüngst der „Rhein-Zeitung“ gesagt: „Die neuen Eigentümer haben zumindest öffentlich verkündet, dass man sich mit den Rennstrecken über die Konditionen unterhalten will.“ Weil sich weder der zwischenzeitlich insolvente Nürburgring noch Hockenheim mit Chefvermarkter Ecclestone auf günstigere Bedingungen einigen konnten, macht die Formel 1 wie schon 2015 auch in diesem Jahr einen Bogen um Deutschland.

Auch die Formel-1-Zukunft von berühmten Strecken wie Silverstone, Spa-Francorchamps und Monza steht wegen der hohen finanziellen Belastungen immer wieder auf der Kippe. Carey indes hatte nach seinem Amtsantritt angekündigt, den Kernmarkt Europa stärken zu wollen. „Dort liegt die Wiege des Sports und wir werden ganz sicher auf dieser historischen Stärke aufbauen“, sagte der neue Formel-1-Vorstandsboss.