Anders und erfolgreich: Vettel und seine Red-Bull-Ära

Suzuka (dpa) - Aus der Faszination Ferrari hat Sebastian Vettel nie einen Hehl gemacht. Die Beziehung zu Red Bull war in der erfolgreichen Vergangenheit aber immer so stark, dass Vettel sämtlichen Versuchungen widerstand.

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„Es ist nicht das erste Mal in den vergangenen Jahren, dass ich die Möglichkeit habe, etwas anderes zu machen“, erklärte der 27 Jahre alte Heppenheimer bei seiner ersten Pressekonferenz nach der Ankündigung, Red Bull am Ende dieses Jahres zu verlassen.

Vettel verlieh Red Bull in der Formel 1 ein Gesicht. Eines, das jedoch sehr wenig vom Image des wilden Draufgängers oder des Abenteurers auf der Suche nach dem ultimativen Kick hat. Vettel taugt dafür nicht. Er lebt zurückgezogen auf einem ehemaligen Bauernhof in der Schweiz und steht auf die „Beatles“.

Eines aber einte Red Bull und Vettel: der Durst nach sportlichem Erfolg. Jüngster Weltmeister in der Formel 1, viermaliger Titelträger, und das in Serie. 39-maliger Grand-Prix-Gewinner, 45-maliger Polesetter. Die Liste der Vettel-Bestmarken ist lang - mit gerade mal 27 Jahren. Sämtliche Erfolge gelangen Vettel in einem Wagen, an dessen Seite das Logo der Roten Bullen prangt.

Vettel kam, sah und war erfolgreich. Nachdem er für BMW-Sauber 2007 in Indianapolis bei seinem ersten Formel-1-Rennen gleich in die Punkteränge gefahren war (8. Platz), holte Red Bulls B-Team Toro Rosso den Hessen - schon vorher hatte Vettel zum Motorsport-Juniorprogramm des Unternehmens von Milliardär Dietrich Mateschitz gehört.

2008 gewann Vettel im Regen von Monza zum ersten Mal ein Formel-1-Rennen. 38 weitere Siege folgten von 2009 an nach seiner Beförderung zu Red Bull. Vettel wurde zum Superstar. Im vergangenen Jahr sah sich Vettel aber mehr als einmal auf dem Podium sogar Pfiffen ausgesetzt, besonders schlimm war es in Monza nach seinem Sieg im Ferrari-Land. Vettel versuchte die Launen der Fans zu verstehen, kalt ließen sie ihn aber nicht. „Das tut unheimlich weh“, räumte er später ein.

Dazu kamen die harten Duelle gegen seinen ungeliebten australischen Teamkollegen Mark Webber. Neben Vettels Teamorder-Missachtung 2013 in Malaysia, die ihm Sympathien mancherorts kostete, ist es wohl vor allem auch die Marke Red Bull, die polarisiert. Das ist nach zehn Jahren in der Formel 1 so, und das spüren beispielsweise auch die Zweitliga-Fußballer von RB Leipzig. Das Unternehmen will Erfolg und nimmt dafür die nötigen Mittel in die Hand.

Für den zigfachen Millionär Vettel spielt Geld keine Rolle. „Geld zu machen ist für manche eine tolle Sache, für mich nicht“, betonte Vettel in Suzuka. „Er glaubt, nicht wichtiger zu sein als andere Leute, weil er Formel-1-Weltmeister ist“, sagte Vater Norbert einmal über den erfolgreichen Sohn.

Vettel will eigentlich nur eines: gewinnen. In diesem Jahr musste er aber mehr als je zuvor lernen, mit Niederlagen umzugehen. Dass ausgerechnet Aufsteiger Daniel Ricciardo in seinem ersten Jahr an seiner Seite bislang drei Siege schaffte und deutlich besser mit dem Wagen zurechtkommt, dürfte Vettel nicht gerade behagt haben.

Die sportliche Misere - kein Sieg in diesem Jahr - soll aber nichts mit seinem Weggang zu tun haben, betonte Vettel. Er habe einfach den Wunsch verspürt, etwas Neues zu machen. Vermutlich im faszinierenden Ferrari-Rot.