Business as usual im Fall Ecclestone
Valancia (dpa) - Bernie Ecclestone ist angeschlagen, aber öffentlich will das niemand in der Formel 1 ausnutzen. Beim Großen Preis von Europa machte die Königsklasse des Motorsports auf Business as usual.
Gut gelaunt ließ sich Ferrari-Präsident Luca di Montezomolo in Valencia bei einem seiner seltenen Besuchen im Formel-1-Lager außerhalb des Heimrennens der Scuderia in Italien von Ecclestone begrüßen. Weder ihm noch bei dem Treffen mit dem in Bedrängnis gekommenen Zampano ging es um die Frage nach Schmiergeld und Erpressung und den 44 Millionen Dollar, die Ecclestone beim Verkauf der Formel 1 dem deutschen Ex-Banker Gerhard Gribkowsky überwiesen hat. „Es war gut, Ecclestone, die FIA und FOTA zu treffen, um die Prioritäten der Kostenreduzierung zu besprechen“, sagte Montezemolo.
Auch dabei geht es um den wichtigsten Treibstoff der Formel 1: Geld. Bis Ende des Monats haben die Teams Zeit, in einer Faxabstimmung über ihre Zukunft mitzuentscheiden. Die Sparmaßnahmen sollen im Regelwerk verankert werden. Acht der zwölf Teamstimmen reichen für einen Beschluss. Hinzu kommen die Gespräche über ein neues Concorde Agreement, in dem die Geldverteilung an die Teams, den Internationalen Automobilverband und die Formula One Group geregelt wird.
Verhandlungspartner ist Ecclestone. Seit über drei Jahrzehnten herrscht der Brite über die Formel 1. Nach dem Geständnis Gribkowskys steht er nun womöglich vor einer Anklage in München. „Das Timing ist denkbar schlecht“, meinte McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh.
Einen anderen Ansprechpartner als Ecclestone kann es für die Teams aber nicht geben, dafür hat der 81-Jährige selbst gesorgt. Nachdem die Formel 1 an das Investmentunternehmen CVC unter maßgeblicher Hilfe von Gribkowsky 2006 verkauft worden war, übernahm Ecclestone den Posten als Geschäftsführer für die höchste Rennsportklasse. Es blieb also alles beim Alten.
So wie auch am Rennwochenende in Valencia. Am Anfang des Fahrerlagers stand Ecclestones riesiger Wohntruck. Ein paar Meter weiter wartete die schwarze Luxuskarosse samt Chauffeur. Bei einem Interview mit dem britischen Sender BBC sprach Ecclestone lieber über die Zweifel an der geplanten Formel-1-Premiere vor der Skyline New Yorks im kommenden Jahr als über die unerfreulichen Nachrichten aus Deutschland.
Von den Teams ließ sich auch niemand etwas anmerken. Der deutsche Autobauer Mercedes verwies auf das schwebende Verfahren und wollte die Angelegenheit, die einmal mehr die Kritikern der Königsklasse stärkt, daher nicht kommentieren.
Dabei ist die Situation brisant. Die Staatsanwaltschaft München will die weitere juristische Entwicklung im Fall des geständigen Ex-BayernLB-Vorstandes Gribkowsky abwarten und dann über eine Anklage gegen Ecclestone entscheiden. Laut dem Magazin „Focus“ soll die britische Steuerbehörde bereits Ermittlungen gegen den Formel-1-Chef eingeleitet und beim Bundesfinanzministerium um Amtshilfe in der Sache ersucht haben.
Mit den britischen Steuerbehörden soll Gribkowsky Ecclestone damals gedroht haben. Dass hatte Ecclestone vor gut einem Jahr gesagt, als er die Zahlung von 44 Millionen Dollar zugegeben hatte. „Er hat mich erpresst und ich wollte kein Risiko eingehen“, hatte Ecclestone gesagt. Er habe das Geld nach jahrelangen Verhandlungen über den Verkauf der Formel 1 angenommen. Heute sei ihm klar, dass er Fehler gemacht habe und es sich um Bestechungsgeld gehandelt habe, sagte hingegen Gribkowsky jüngst bei seinem Geständnis. Damit steht vorerst Aussage gegen Aussage. Und solange werden sie in der Formel 1 wohl weiter lieber Schweigen.