Das System Vettel: Familie, Vertraute, Ratgeber
Suzuka (dpa) - Sebastian Vettel hat sich in kürzester Zeit ein Erfolgssystem geschaffen. Bei seinem Aufstieg zum jüngsten Doppel-Weltmeister der Formel-1-Geschichte verließ sich der 24-Jährige nur auf wenige Vertraute und Ratgeber.
Sein Team hat der Red-Bull-Pilot fest im Griff, zu seinem Geldgeber pflegt er ein „besonderes Verhältnis“. Vettels Helfer auf dem Weg in die Formel-1-Ruhmeshalle:
Vettels engster VERTRAUTER: Schon in seinem ersten TV-Interview nach dem Triumph hob der Weltmeister einen hervor: seinen finnischen Physiotherapeuten Tommi Pärmäkoski. „Er ist derjenige, mit dem ich mehr Zeit verbringe, als mit irgendeinem anderen“, erklärte Vettel. „Er war es, der in diesem Jahr nicht zugelassen hat, dass ich abhebe oder an Dinge denke, die wir nicht beeinflussen können.“ Seit 2009 betreut der ehemalige Eishockey-Torhüter den Hessen. Mehr als 300 Tage im Jahr ist er an seiner Seite und mittlerweile auch ein guter Freund. „Wenn er aufgeregt ist, muss ich ihn bremsen. Wenn er niedergeschlagen ist, motivieren“, beschrieb Pärmakoski jüngst seine Rolle. Über Vettel sagt der 28-Jährige: „Er ist sehr stark im Kopf“.
Vettels FAMILIE: Vater Norbert tanzte übermütig vor der Box, als der Junior seinen Titel mit den japanischen Fans zelebrierte. Der Papa hatte Vettel einst als Bergrennen-Fahrer mit dem PS-Virus infiziert und ist Stammgast auf den Grand-Prix-Strecken der Welt. Der Rest der Familie wahrt hingegen zumeist Abstand zum Formel-1-Zirkus. Auch Freundin Hanna bringt Vettel nicht zu seinen Rennen mit. „Sie nehmen doch Ihre Frau auch nicht mit ins Büro“, entgegnet er stets.
Vettels RATGEBER: Die wichtigsten Karriere-Tipps holt sich der Red-Bull-Fahrer von dem Mann, dessen Poster einst in seinem Kinderzimmer hing: Michael Schumacher. „Als kleiner Junge auf der Kartbahn war er mein Held“, sagte Vettel. Inzwischen sind beide gut befreundet. Schumacher warnte Vettel vor falschen Freunden und zuviel PR-Rummel. Die Termine des Doppel-Weltmeisters koordiniert seine persönliche Sprecherin Britta Roeske. Auf einen eigenen Manager verzichtet Vettel weiterhin. Ein enger Wegbegleiter ist Helmut Marko, der einst als Chef des Red-Bull-Nachwuchsprogramms zum Vettel-Förderer wurde. Inzwischen ist der Österreicher Berater des Teams.
Vettels TEAM: In seine Dankesreden schloss Vettel als penibler Teamplayer seine gesamte Crew ein - „vom Postamt über das Designbüro bis zum Ingenieursbüro hier an der Strecke“, wie er sagte. Rund 600 Leute arbeiten bei Red Bull Racing für den Erfolg. Der Boss aber ist Vettel. Seit seinem Titelgewinn 2010 im Herzschlagfinale von Abu Dhabi hat der Deutsche klar das Kommando, auch den zuvor aufmüpfigen Stallrivalen Mark Webber hat er an den Rand gedrängt. Teamchef Christian Horner leitet zwar formal das operative Geschäft - bei den zentralen Entscheidungen auf oder neben der Strecke aber gilt wohl eher Vettels Wort. Oder das von Adrian Newey. Der Star-Designer legte mit seinen Wunderautos die Grundlage für Vettels Triumphe.
Vettels GELDGEBER: Dietrich Mateschitz sparte sich diesmal die Reise zur Titelsause nach Suzuka. Der Red-Bull-Chef aus Österreich weiß längst, dass seine Brause-Millionen für Vettel und sein Team gut angelegt sind. „Didi und ich haben ein ganz besonderes Verhältnis zueinander“, sagte Vettel jüngst der Nachrichtenagentur dpa. Die Siege des Deutschen rechnen sich für den Unternehmer immer mehr. „Durch die noch größeren Erfolge gibt es mehr Prämien, sodass wir 2012 ein noch geringeres Nettobudget haben werden als heuer“, erklärte Mateschitz den „Salzburger Nachrichten“.