Ecclestone-Drohung bringt Piloten auf Barrikaden

Silverstone (dpa) - Bye bye, Monza? Mit seiner Drohung hat Bernie Ecclestone auch die Piloten aufgeschreckt. „Meiner Meinung nach wäre das für jeden und die Formel 1 sehr dumm“, schimpfte Ferrari-Mann Kimi Räikkönen.

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„Hoffentlich wird das niemals geschehen.“

Unter der Woche hatte Chefvermarkter Ecclestone in den Raum gestellt, dass die traditionsreiche Strecke im italienischen Monza ab 2017 aus dem Rennkalender gestrichen werden könnte. „Ich denke nicht, dass wir einen neuen Vertrag machen werden, der alte war aus geschäftlicher Sicht ein Desaster für uns. Nach 2016 bye bye...“, sagte der 83-Jährige in einem Interview der „Gazzetta dello Sport“ über den auslaufenden Vertrag mit Monza.

Eine Ende ist jedoch kaum vorstellbar. Seit ihrem Gründungsjahr 1950 fährt die Formel 1 in der Lombardei, 63 Mal war Monza Gastgeber für den Grand Prix. Nur einmal, in der Saison 1980, wurde der Große Preis von Italien in Imola ausgetragen.

Für den gerissenen Geschäftsmann Ecclestone steht aber der Profit über der Tradition. Mit einer gezielten Drohung lassen sich Veranstalter aufschrecken und beeinflussen. Ecclestone missfällt, dass auch in Italien das Zuschauerinteresse an den TV-Geräten gesunken ist. „Wie man die Einschaltquoten in Italien verbessern kann? Wenn Ferrari damit anfangen würde, wieder Erster und Zweiter in der Qualifikation und im Rennen zu werden“, mutmaßte er. „Die Einschaltquoten würden dann überall nach oben gehen. Ferrari ist eine weltweite Leidenschaft.“

Die Begeisterung für den Grand Prix im Königlichen Park von Monza ist unter Fahrern ausgeprägt. „Man darf nicht vergessen, dass dieser Sport nicht ohne seine Fans existieren würde“, erinnerte Mercedes-Mann Lewis Hamilton. „Es gibt einige wenige Strecken, die ganz, ganz besonders sind, so wie Monza. Der Kurs ist voll von Fans und das macht das Event auch aus.“

Flair, Tradition, Fanbindung - Jenson Button will auch nicht daran denken, dass Monza eines Tages aus dem Rennkalender gestrichen werden könnte. „Das ist ein Kultkurs, eine der alteingesessenen Strecken mit so viel Geschichte. Die Fans lieben diesen Sport total und werden alles für diesen Sport tun“, erklärte der britische McLaren-Fahrer. „Es ist schön, ihre Leidenschaft zu sehen, sie sind sehr patriotisch. Das ist ein einzigartiger Kurs.“

Für Williams-Pilot Felipe Massa ist Monza ebenfalls ein besonderer Grand Prix. „Das ist ein fantastischer Platz mit großartigen Fans. Wenn wir dort keine Rennen mehr fahren, wäre das nicht gut für die Formel 1“, betonte der Brasilianer. „Wir müssen an Orte gehen, die die Menschen lieben.“ Ein Abschied „wäre nachteilig für alle von uns, deshalb hoffe ich, dass wir Monza auf Jahre behalten.“

Ecclestone hat in den vergangenen Jahren jedoch aus wirtschaftlichen Gründen auf immer weniger Rennen im Kernmarkt Europa gesetzt. Auch weil einige bewährte Gastgeber immer mehr ins Schwitzen kommen, die geforderten Gebühren in zweistelliger Millionenhöhe aufzubringen. In diesem Jahr finden noch neun von 19 WM-Läufen in Europa statt.

Ecclestones Drohgebärde rief umgehend die Politik in der Lombardei auf den Plan. Es solle sichergestellt werden, dass der Grand Prix auch künftig in Monza ausgetragen werde, sagte der Präsident der Region, Roberto Maroni, und appellierte an Premierminister Matteo Renzi, dass dieser sich seiner Verantwortung stellen müsse. „Der Grand Prix in Monza ist ein Erbe Italiens und nicht nur der Lombardei.“

Der Präsident des Olympischen Komitees Italiens sieht sich ebenfalls alarmiert. „Man muss alles Mögliche unternehmen, um den Grand Prix in Monza zu erhalten, denn er ist ein Stück Tradition der Formel 1“, erklärte Giovanni Malagò. „Falls aber Probleme auftauchen sollten, muss man immer daran denken, dass es in Mugello diese außergewöhnliche Anlage gibt.“

Luca di Montezemolo wird das gerne hören. Denn der Ferrari-Boss liebäugelt mit einem Italien-Rennen auf seiner Strecke. Ecclestone wiegelte jedoch ab: „Nein, ich habe kein Angebot erhalten.“