Ecclestone fühlt sich vor Prozess als Verlierer
München (dpa) - Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone fühlt sich schon vor dem Beginn des Schmiergeldprozesses in München als Verlierer.
„Weil die Leute schlecht über mich reden, ohne so richtig zu verstehen, worum es geht“, begründete der 83-Jährige in einem ARD-Interview seine Sicht. Der Brite muss sich vom 24. April an vor dem Münchner Landgericht wegen Bestechung eines Amtsträgers mit Anstiftung zur Untreue in einem besonders schweren Fall verantworten.
Nach Überzeugung der Münchner Staatsanwaltschaft hat Ecclestone aus Angst vor einem Machtverlust Bestechungsgelder in Millionenhöhe an einen Banker der BayernLB gezahlt. Wie aus der Anklage hervorgeht, habe der Chefvermarkter Einfluss auf die Auswahl des Käufers der Formel 1 nehmen wollen und dem ehemaligen BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky deshalb in den Jahren 2006 und 2007 knapp 44 Millionen Dollar gezahlt.
Dabei wusste Ecclestone nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft, dass Gribkowsky Angestellter einer staatlichen Bank war. Um nicht selbst auf den Kosten sitzen zu bleiben, soll Ecclestone den Banker dazu gebracht haben, bei der BayernLB eine Provision in Höhe von 41 Millionen für seine Beratungsleistungen durchzusetzen.
Ecclestone hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Er behauptet, von Gribkowsky erpresst worden zu sein. Der Banker habe gedroht, Informationen über angeblich fragwürdige Steuersparmodelle von Ecclestone weiterzugeben. „Ich glaube, er wusste, was er wollte im Leben. Er wollte nicht mehr für die Bank arbeiten, wollte etwas Interessanteres machen - und das kann man ihm ja nicht vorwerfen“, sagte Ecclestone in dem ARD-Interview über Gribkowsky.
Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft ist diese Verteidigungslinie jedoch unglaubwürdig. Gribkowsky habe kein Beweismaterial gegen Ecclestone gehabt und diesen daher nicht erpressen können.
Das Gericht geht davon aus, dass sich Ecclestone dem Verfahren stellt und zu dem Prozess nach Deutschland kommen wird. Wichtigster Zeuge in dem Verfahren ist Gribkowsky, der bereits im Sommer 2012 zu achteinhalb Jahren Haft wegen Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung verurteilt worden war, weil er das Geld von Ecclestone angenommen hat. Für die Zeugenvernehmung des Bankers haben die Richter gleich zum Beginn des Verfahrens mehrere Verhandlungstage eingeplant.
Ecclestone erklärte, die Vorbereitung auf den Prozess würde ihn „sehr viel Zeit“ kosten. „Das Ganze ist doch nur so ein sehr kleiner Teil meines Lebens“, das eigentlich keine Rolle spielen sollte, sagte der Formel-1-Geschäftsführer. Er wolle im Münchner Prozess alles klarstellen, um dann mit seinem Job weitermachen zu können.