Ecclestone-Prozess geht im Sommer mit Gribkowsky weiter
München (dpa) - Formel-1-Boss Bernie Ecclestone muss seinen Kontrahenten Gerhard Gribkowsky im Sommer nochmal vor Gericht wiedertreffen. Ende Juli soll der ehemalige Bankvorstand der BayernLB erneut im Bestechungsprozess vor dem Landgericht München aussagen.
Drei Tage lang wurde der wichtigste Zeuge schon zu den Millionenzahlungen befragt, die er von Ecclestone kassiert hatte. Die Zeit reichte aber nicht aus. „Ich hab das Gefühl, die Verteidigung hat noch Fragen“, sagte der Vorsitzende Richter Peter Noll.
Ein Abschluss des Prozesses vor der erneuten Vernehmung Gribkowskys am 30. Juli gilt als unwahrscheinlich, da die Aussage des ehemaligen Vorstandes der bayerischen Landesbank von entscheidender Bedeutung ist. Bis dahin sind noch 15 Verhandlungstage mit anderen Zeugen geplant. Als Angeklagter muss der 83-jährige Ecclestone an allen Tagen persönlich im Gericht sein.
Während seiner dreitägigen Aussage hatte der Banker Ecclestone schwer beschuldigt: Als die bayerische Landesbank ihre Mehrheit an der Formel 1 im Jahr 2006 verkaufen wollte, habe Ecclestone um seinen Chefposten gefürchtet und ihm deshalb 44 Millionen Dollar gezahlt, damit er den Investor CVC den Vorzug gibt. Damit habe Ecclestone sein Lebenswerk erhalten wollen.
Erneut zitierte der Banker den Satz, Ecclestone habe lieber in einer Benzinlache sterben wollen als seinen Job zu verlieren. In der BayernLB sei diese Aussage des Formel-1-Managers damals ein Running Gag gewesen. Gribkowsky sitzt seit 2011 in Haft, weil er das Geld angenommen und nicht versteuert hat.
Ecclestones Anwälte wollen die Aussage des Bankers vor Gericht aber noch gründlich hinterfragen. Sie weisen den Vorwurf der Bestechung zurück und sehen Ecclestone vielmehr als Opfer einer Erpressung. Ecclestone soll befürchtet haben, dass der Banker aus Deutschland ihn bei den britischen Steuerbehörden anzeigt.
Nach Eindruck des Ecclestone-Biografen Tom Bower herrschte zwischen den beiden Männern Krieg. „Es gab einen Kampf um die Kontrolle der Formel 1“, sagte er am Nachmittag als Zeuge. Bower hatte für sein Buch: „Bernie Ecclestone: Die Formel 1 bin ich“ im Jahr 2010 mit beiden Männern gesprochen und viele „peinliche Dinge“ für beide Seiten zu hören bekommen. Seine Gesprächsnotizen überließ er auf Wunsch den Münchnern Richtern.
Gribkowsky bestritt vor Gericht, beim Verkauf der Formel-1-Mehrheit ein besseres Gegengebot für die Rennserie ausgeschlagen zu haben. Die US-Investmentfirma Bluewater habe zwar auch ein Angebot gemacht. „Ich habe das aber mehr als einen Aufsatz mit ein paar Zahlen in Erinnerung.“ Bluewater habe nach seiner Erinnerung 600 bis 650 Millionen Dollar für die Rennserie geboten und damit deutlich unter dem Finanzinvestor CVC gelegen, an den die BayernLB die Mehrheit im Jahr 2006 für rund 840 Millionen Dollar verkaufte.
Richter Noll las daraufhin zur Überraschung von Ecclestones Verteidigern eine E-Mail von Bluewater vor. Darin hieß es, man werde eine Milliarde für die Mehrheit zahlen - oder jedes andere Gebot um zehn Prozent überbieten. Gribkowsky erklärte, er könne sich nicht an diese Mail erinnern. „Ich halte es auch für unprofessionell, weil man sein Schicksal nicht in die Hände eines anderen Bieters gibt.“
Der Prozess wird kommende Woche am Dienstag und Mittwoch (20./21. Mai) fortgesetzt. Als Zeugen sind Ermittlungsbeamte geladen, die über frühere Ecclestone-Vernehmungen aussagen sollen.