Ecclestone unterschreibt nicht mehr - Wer entscheidet?
Berlin (dpa) - Seit dem 16. Januar 2014 ist Bernie Ecclestone offensichtlich nicht mehr der Alleinherrscher über das große Geld in der Formel 1. Seine Arbeit steht unter strengerer Beobachtung und Kontrolle - bis im Prozess in München Schuld oder Unschuld bewiesen sind.
Es geht um den Vorwurf der Bestechung und Anstiftung zur Untreue. Was bedeutet das aber für die Formel 1? Droht ein Machtkampf um das Geld und die Kontrolle im dem globalen Milliardengeschäft?
Wer entscheidet nun?
Die Unterschrift unter wichtige Verträge leisten andere als Bernie Ecclestone. Wie die Formel-1-Holding Delta Topco nach einer Vorstandssitzung bekanntgab, liegt dies nun in der Verantwortung von Vorstandschef Peter Brabeck-Lethmate, eines renommierten Geschäftsmann aus Österreich, und dessen Formel-1-Stellvertreter Donald MacKenzie. Der Brite ist Vizechef bei CVC - jenes Investmentunternehmens, das 2006 die Formel-1-Anteile kaufte und Ecclestone als Geschäftsführer einsetzte. Der 83 Jahre alte Brite soll aber weiterhin das Tagesgeschäft führen.
Wäre die Formel 1 jetzt ohne Ecclestone handlungsfähig?
Handlungsfähig wohl, vorstellbar ist das wohl kaum. Ecclestone hat in weit über 30 Jahren an der Spitze der Königsklasse unvergleichliche Kontakte und ein weltweites Netzwerk aufgebaut. Er hat sich fast unabkömmlich gemacht. „Eines Tages, wenn ich nicht da sein werde, wird eines der größten Probleme sein, dass ich wirklich gute Beziehungen zu den Rennpromotern habe“, sagte er einmal. Ecclestone führte die Verhandlungen. Als der Formel 1 auf den beiden deutschen Rennstrecken Nürburg- und Hockenheimring das Aus drohte, kam ihnen Ecclestone mit neuen Verträgen entgegen. De facto ist er zwar nur als Geschäftsführer von Besitzer CVC eingesetzt. Und das Unternehmen soll auch schon länger eine Headhunter-Firma mit der Suche nach einem Ecclestone-Nachfolger beauftragt haben. Ecclestone war und ist aber immer noch der Inbegriff der Formel 1.
Welche Entscheidungen stehen noch aus?
Die wichtigsten Fragen sind geklärt. Die Verträge mit neuen Rennstrecken, wie der im Olympia-Ort Sotschi, sind längst unter Dach und Fach. Der Rennkalender für die kommende Saison steht, Zweifel an einem Austragungsort gibt es nicht. Auch die Rückkehr nach Österreich - in die Heimat von Sebastian Vettels Red-Bull-Rennstall - ist gesichert. Das sogenannte Concorde Agreement, das die Verteilung der Gelder regelt, ist mittlerweile besiegelt. Die technische Reform der Formel 1 in diesem Jahr war nie Gegenstand von Ecclestones Wirkungsbereich. Die Regeln obliegen einzig und allein dem Internationalen Automobilverband FIA.
Wie reagieren die Formel-1-Teams?
Fast alle hüllen sich in Schweigen - wie immer in solchen Fällen. Dabei stehen hinter den Teams oft auch weltweit operierende Unternehmen. Und die meisten Firmen haben längst Compliance-Richtlinien für eine saubere Unternehmensführung. So wie der deutsche Autobauer Daimler, der mit seiner Marke Mercedes in der Formel 1 vertreten ist. „Daimler duldet keine unmoralischen oder korrupten Praktiken durch Mitarbeiter oder seitens der Geschäftspartner“, heißt es in den betriebseigenen Statuten. Das lässt wenig Freiraum für Interpretationen. Zunächst dürften aber alle auf die Unschuldsvermutung verweisen.
Was bedeutet die Anklage für Ecclestone persönlich?
Skandälchen sind nichts Neues für Ecclestone. Vor allem verbal hat sich der Brite hier und da schon peinliche Ausrutscher geleistet. Auch sein Führungsstil missfiel vielen in der Formel 1. Nun aber geht es an sein Lebenswerk. In London muss er sich bereits in einem Zivilprozess wegen des damaligen Verkaufs der Formel-1-Anteile verantworten, nun wird es in München zu einem Strafprozess kommen. Ecclestone bestreitet seit jeher die Vorwürfe. Nun wird sich der 83-Jährige den Richtern und Anwälten stellen müssen.