Erst Perez, dann Petrow - Gefahrenstrecke Monaco

Monte Carlo (dpa) - Nico Rosberg, Sergio Pérez, Witali Petrow - der Formel-1-Klassiker in Monaco bleibt ein Tanz auf der Rasierklinge. Vor allem der schwere Unfall des Mexikaners Pérez hat eine neue Sicherheitsdebatte ausgelöst.

Die Fahrer fordern weitere Verbesserungen und einen noch höheren Standard. „Die Formel 1 ist zwar unheimlich sicher geworden, aber so ein Unfall ist immer ein Weckruf“, sagte Weltmeister Sebastian Vettel noch vor seinem ersten Triumph beim Rennen aller Rennen.

Nachdem am Samstagmorgen Mercedes-Pilot Rosberg mit dem Schrecken davongekommen war, ging auch der Pérez-Crash in der Qualifikation relativ glimpflich aus. Im Rennen erwischte es dann auch noch Lotus-Renault-Mann Petrow. Doch auch bei dem Russen kam zum Glück schnell erste Entwarnung. Nach Angaben des Teams zog er sich lediglich Prellungen an den Beinen zu, nachdem er gegen Rennende bei Überrundungen in die Leitplanken gekracht war.

Dramatischer waren allerdings noch die bangen Minuten nach dem Unfall von Pérez, der noch bis diesen Montag im Krankenhaus bleiben soll. „Das ist eine tückische Ecke und ein Bereich, in dem es sehr schwierig ist, etwas bezüglich Sicherheit zu tun. Das ist Monte Carlo, ein Stadtkurs“, sagte Jenson Button zu dem Streckenabschnitt nach dem Tunnel. „Aber wir müssen schauen, was wir hier mit der Auslaufzone machen können.“ Der britische McLaren-Pilot spricht aus leidvoller Erfahrung: 2003 war er an gleicher Stelle in einem BAR-Honda schwer verunglückt. Der Österreicher Karl Wendlinger hatte nach seinem Einschlag in diese Barriere 1994 19 Tage im Koma gelegen.

„Es war gut, dass Charlie die künstlichen Bremsleisten nach Nicos Unfall am Vormittag abbauen ließ“, lobte Button Charlie Whiting. Der Renndirektor des Internationalen Automobilverbandes FIA hatte nach Nico Rosbergs Unfall im freien Training auf Bitten der Piloten entschieden, diese Bremsleisten zu entfernen. Monaco-Vorjahressieger Mark Webber urteilte: „Für Sergio war es gut, dass die Dinger bei seinem Unfall weg waren. Er hätte leicht darauf abheben können.“

Rosberg hatte mit seinem Mercedes ebenfalls nach der Tunnelausfahrt die Leitplanke touchiert, war aber glücklicherweise am Schutzwall knapp vorbeigeschossen und dann seitlich in eine weitere Barriere geknallt. Der deutsche Wahl-Monegasse überstand den Crash unverletzt und konnte im Gegensatz zu Pérez das Rennen bestreiten.

Pérez knallte zweieinhalb Minuten vor Ende der Qualifikation beim Anbremsen ausgangs des Tunnels mit etwa 290 Stundenkilometern erst in die Leitplanke. Rund 300 Meter später prallte er seitlich in eine Barriere aus Plastikblöcken. Da war der Sauber-Pilot noch schätzungsweise 150 km/h schnell.

Erstaunlicherweise erlitt Pérez nur eine Gehirnerschüttung und Prellungen am rechten Oberschenkel, aber keine Knochenbrüche. Zuversichtlich twitterte der 21-Jährige aus der Klinik Princesse Grace, wo er die Nacht zur eobachtung verbrachte: „Wir sehen uns in Montréal.“ Beim Großen Preis von Kanada in zwei Wochen will der Neuling - Monaco war erst sein sechster Grand Prix - wieder fahren.

Dank verschärfter Crashtests, besserer Materialien, höherer Seitenwände am Cockpit, dem Hals-und-Nackenschutzsystem HANS, besserer Auslaufzonen und ständig weiter entwickelter Barrieren ist seit 1994 (Roland Ratzenberger und Ayrton Senna) kein weiterer Formel-1-Fahrer trotz teilweise schrecklicher Unfälle tödlich verunglückt. Rekordweltmeister Michael Schumacher strich die Bedeutung der Crashtests heraus: „Die haben sich heute bezahlt gemacht. Früher wären andere Konsequenzen daraus entstanden.“