Formel 1 Formel 1 kehrt zu altem Qualiformat zurück
Melbourne (dpa) - Nach gerade einmal einem Grand Prix ist das neue Formel-1-Qualifikationsformat schon wieder Geschichte. Teamchefs und Teammanager vollzogen nach einer von vernichtender Kritik begleiteten Premierenauflage in Melbourne die Kehrtwende.
Bei einem kurzfristig einberufenen Treffen vor dem ersten Saisonrennen einigten sich die Verantwortlichen schon für den zweiten Grand Prix am ersten Aprilwochenende in Bahrain auf die Wiedereinführung des alten Formats.
„Wir wollten die Show verbessern, sind aber in die falsche Richtung marschiert“, räumte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff nach der rund 30-minütigen Sitzung ein. Nun kehre man wieder zu einem System zurück, das man verstehe. Die geplante Änderung muss nun noch in letzter Instanz vom Motorsport-Weltrat abgesegnet werden. Dies dürfte nur noch ein formaler Akt sein.
Der erst zum Großen Preis von Melbourne etablierte neue Modus zog verheerende Kritik nach sich und blamierte die Königsklasse des Motorsports. „Ich bin der Erste, der sagt, wir sollten im Fernsehen nicht schlecht über manche Dinge reden, aber das neue Qualifikationsformat ist ziemlicher Müll“, schimpfte Wolff.
Mercedes-Teamaufsichtsrat Niki Lauda formulierte es noch drastischer. Die erste in größerem Umfang vollzogene Änderung der Qualifikation seit 2006 sei ein „Griff ins Klo“, ätzte Lauda. „Menschen können Fehler machen, und das ist ein großer Fehler.“
Der neue Modus hätte ein Spannungselement sein sollen. Stattdessen entwickelte er sich zu einer Farce. Dem neuen Format zufolge hätten zum Ende der letzten K.o.-Runde eigentlich die beiden verbliebenen Piloten um die Pole Position kämpfen sollen.
Da aber weder der Führende Lewis Hamilton noch sein Verfolger Nico Rosberg frische Reifen hatten, um ihre Zeiten zu verbessern, stiegen sie aus ihren Silberpfeilen und beendeten wenige Minuten vor Schluss das unwürdige Schauspiel. „Wenn man mehr Reifen zur Verfügung hätte, würde man auch mehr auf der Strecke sein“, sagte Hamilton.
Formel-1-Chefvermarkter Bernie Ecclestone äußerte sich ebenfalls abfällig über den neuen Modus. „Es war ziemlicher Mist“, sagte der Brite dem Fachmagazin „Autosport“ und verwies darauf, dass seiner Ansicht nach der Motorsportweltverband FIA die Verantwortung für die Einführung des neuen Formats trage. Ecclestone gilt als Befürworter eines Systems mit Zeitstrafen.
Auch die Fahrer werden mit der Rolle rückwärts zufrieden sein. „Es ist gut, dass die Formel 1 etwas versucht, aber das ist nicht der richtige Weg. Wir sollten zum alten System zurückkehren“, hatte der spätere Rennsieger Rosberg am Samstag gefordert. „Wir haben schon am Anfang gesagt, dass das nicht der richtige Weg ist“, betonte Hamilton.
Immer wieder hätten auch die Ingenieure darauf hingewiesen, dass der neue Modus nicht die erhoffte Wirkung entfalten werde, ergänzte der Zweite vom Sonntag. Ab Bahrain wird es also keinen Countdown mehr in den K.o.-Entscheidungen geben. Nach zwölf Minuten in der letzten Ausscheidungsrunde steht der Pole-Mann fest.