Hamilton: Keine Reue über Mercedes-Wechsel
Austin (dpa) - Auf der langen Reise zu Mercedes macht Lewis Hamilton einen schmerzhaften Trennungsprozess durch. „Es ist sehr emotional für mich. Ich habe so viel Liebe für dieses Team“, bekannte der britische Formel-1-Pilot vor seiner letzten Arbeitswoche bei McLaren.
Die zwei Rennen am Sonntag in Texas und sieben Tage später in Brasilien noch, dann nimmt Hamilton Abschied von dem Rennstall, der ihn ausgebildet und zum Weltmeister 2008 geformt hat.
Noch immer kann McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh nicht begreifen, warum Hamilton aus dem sicheren Nest flüchtet und in eine ungewisse Zukunft als Nachfolger von Rekordchampion Michael Schumacher im noch immer schwächelnden Silberpfeil aufbricht. Und so unterstellte Whitmarsh seinem Schützling vor dem USA-Rennen, er würde seinen Wechsel bereits bereuen. „Ja, ich denke, bei mancher Gelegenheit schon“, sagte der Teamchef.
Eine Behauptung, die Hamilton in Austin kalt erwischte. „Ich war überrascht, das zu hören. Das ist nicht der Fall“, entgegnete er und versicherte: „Ich bin sehr glücklich, dass ich eine neue Herausforderung vor mir habe und lernen muss, neue Beziehungen einzugehen. Das tut doch jeder irgendwann mal im Leben.“
Dass es solcher Klarstellungen bedarf, zeigt vor allem der Blick auf die jüngsten Ergebnisse von Mercedes. Seit der Saisonmitte ging es bei Hamiltons künftigem Arbeitgeber steil bergab. Seit nunmehr vier Rennen sind Schumacher und Nico Rosberg punktlos, dem Werksteam droht sogar der Absturz auf Platz sechs der Konstrukteurswertung. „Es geht jetzt nur mehr darum, für das nächste Jahr zu lernen“, sagte Hamiltons baldiger Teamgefährte Rosberg.
Wie stark die Grundlage für die neue Saison sein wird, vermag jedoch noch niemand zu sagen. In diesem Jahr konnte Mercedes erneut nicht mit dem Entwicklungstempo der Topteams Red Bull, Ferrari und eben McLaren mithalten. „Es muss halt klappen. Es gibt keinen Grund, warum es nicht so sein sollte“, meinte Rosberg.
Die neue Hoffnung heißt Hamilton. „Lewis ist eine Schlüsselzutat. Er ist einer der schnellsten Fahrer, daran haben auch unsere Ingenieure keinen Zweifel“, sagte Mercedes-Teamchef Ross Brawn. Allerdings ließ er den neuen Chefpiloten auch erneut wissen: „Es wird Aufs und Abs geben.“
Mit Enttäuschungen allerdings musste Hamilton in dieser Saison auch bei McLaren zurechtkommen. Wäre der 27-Jährige in den vergangenen Monaten von seiner Pechsträhne verschont geblieben, würde er in diesen Tagen wohl noch mit Sebastian Vettel und Fernando Alonso um den Titel fahren. Autopannen und Taktikpatzer kosteten Hamilton sichere Siege wie in Singapur und Abu Dhabi. „Es ist, wie es ist“, meinte Hamilton in Austin nüchtern.
Die Frusterlebnisse haben die Trennung von McLaren beschleunigt und machen den Abschied leichter. Nun geht es für beide Seiten nur noch darum, auch die letzten gemeinsamen Tage sauber über die Bühne zu bekommen. „Ich will einfach meinen besten Job machen“, sagte Hamilton. Den Ton für die Zukunft hat sein Noch-Teamchef indes längst gesetzt. „Ich glaube, er wäre bei uns besser aufgehoben. Wir sind das bessere Team und wir beabsichtigen, ihn nächstes Jahr zu schlagen“, stellte Whitmarsh klar.