Vettel muss für 2013 ums Heimrennen bangen
Hockenheim (dpa) - Die Not auf dem Nürburgring wird immer größer, die Chance auf das geplante Formel-1-Rennen in der Eifel immer kleiner. „Die Situation am Nürburgring ist sehr ernst und damit alles andere als erfreulich“, sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug der Nachrichtenagentur dpa.
Zwischen Pächtern und Sanierern des insolventen Kurses sind die Verhandlungen geplatzt, nun droht zwischen diesen beiden Parteien ein Rechtsstreit - Ende nicht absehbar. Dabei drängt die Zeit zur Vorbereitung auf das Deutschland-Rennen. Auch für die denkbare Alternative Hockenheimring.
„Jetzt läuft im Grunde genommen schon das Weihnachtsgeschäft für die Veranstaltungen 2013 und es wäre sicherlich sehr schwierig, so kurzfristig noch die Formel 1 zu stemmen“, sagte Hockenheims Oberbürgermeister Dieter Gummer in einem dpa-Interview. Auf dem badischen Kurs hatte Sebastian Vettels WM-Widersacher Fernando Alonso am 22. Juli seinen bis dato letzten Sieg gefeiert.
Im kommenden Jahr wäre - dem jährlichen Wechsel folgend - der Nürburgring dran. Geplant ist das Deutschland-Rennen 2013 für den 14. Juli. Reicht die Zeit zur Vorbereitung? „Das wäre sicherlich problematisch. Normalerweise beginnt die Bewerbung für die nächste mit den Abschluss der vorhergehenden Veranstaltung“, sagte Gummer.
Dass der Nürburgring, der bis zum Feuerunfall von Niki Lauda 1976 als Grüne Hölle in der Formel 1 Geschichte schrieb, noch einmal die Kehrtwende schafft, ist derzeit schwer vorstellbar. „Die Tatsache, dass auf dem Nürburgring im Jahre 2013 wahrscheinlich kein Formel-1-Rennen stattfindet, ist für den ADAC nichts Neues“, sagte ADAC-Sportpräsident Hermann Tomczyk der dpa. Es sei an der Zeit, „dass sich die Beteiligten darauf konzentrieren, anstatt für unnötige und überflüssige Schlagzeilen zu sorgen“, betonte er. Die bereits vertraglich vereinbarten ADAC-Veranstaltungen - darunter auch die legendären 24 Stunden - würden stattfinden, versicherte Tomczyk.
Ein Gespräch mit Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone am vergangenen Donnerstag hatten die Pächter des Kurses abgesagt. Die Verhandlungen mit den Sanierern über die Zukunft des Rings und der Pächter platzten erstmal - Zukunft offen. Die Betreiber sehen nach Angaben ihres Sprechers Karl-Heinz Steinkühler derzeit keine Chance für weitere Gespräche, wenn sich die Sanierer nicht auf sie zubewegen würden. Sanierungsgeschäftsführer und Sachwalter des insolventen Rings peilen nach Angaben ihres Sprechers aber weiter eine Einigung an. Für das Musikfestival „Rock am Ring“ sieht er keine Probleme.
Verhandlungen hat der Hockenheimring in Sachen Ersatz noch nicht mit Ecclestone geführt. „Es ist so, dass wir natürlich dauernd in Kontakt stehen, aber zu Verhandlungen über eine Formel-1-Veranstaltung 2013 in Hockenheim kam es nie“, sagte OB Gummer. Bevor Vettel, der an diesem Sonntag bei der Premiere in Austin seinen Titel-Hattrick perfekt machen kann, ohne Heimrennen im nächsten Jahr dasteht, „würden wir auf jeden Fall gesprächsbereit sein“, versicherte Gummer.
Formel-1-Premiere auf dem Ring:
Der Nürburgring ist ein wichtiger Teil der Formel-1-Geschichte. Schon im zweiten WM-Jahr wurde auf dem Kurs in der Eifel gefahren: 1951 siegte der Italiener Alberto Ascari in einem Ferrari. Mit Ausnahme der Jahre 1955, 1959, 1960 und 1970 gehörte der Traditionskurs bis 1976 zum Programm.
Gefahren wurde damals noch über die legendäre Nordschleife, die Rundendistanz betrug über 22,7 Kilometer. Nach dem Feuerunfall von Niki Lauda am 1. August 1976 auf dem berüchtigten Streckenabschnitt wurde dem Nürburgring die Formel-1-Lizenz entzogen.
1984 kehrte die Königsklasse auf die umgebaute und deutlich kürzere (4,542 Kilometer) Grand-Prix-Strecke zurück. Diese wurde am 12. Mai 1984 eröffnet. Noch ein weiteres Rennen 1985 - und dann war wieder Formel-1-Pause in der Eifel.
1995 siegte Michael Schumacher bei der erneuten Rückkehr am Fuße der Nürburg. Bis 2007 fand jährlich ein Rennen dort statt. Allerdings firmierte es teilweise als Großer Preis von Europa oder Großer Preis von Luxemburg.
Seit ein paar Jahren wechseln sich der Nürburgring und der Hockenheimring ab. Als bis dato letzter Sieger trug sich der Brite Lewis Hamilton von McLaren im vergangenen Jahr auf dem Nürburgring in die Listen ein. Insgesamt wurden 39 Formel-1-Rennen auf dem Kurs ausgetragen, auf dem ein Streckenabschnitt nach Rekordweltmeister Michael Schumacher benannt ist.