Hamilton macht Formel-1-Titelrennen wieder spannend
Silverstone (dpa) - Heimsieger Lewis Hamilton badete im Jubel der britischen Fans, Pechvogel Nico Rosberg ließ sich von seiner Verlobten trösten.
Die Getriebe-Panne am Silberpfeil des deutschen Formel-1-Spitzenreiters machte in Silverstone den Weg frei für Hamiltons fünften Sieg im neunten Saisonrennen und sorgte für neue Spannung im Titelrennen. Nur noch vier Punkte trennen Rosberg vor dem Grand Prix in Hockenheim in zwei Wochen von seinem britischen Mercedes-Kollegen. „Ich könnte nicht glücklicher sein“, jubelte Hamilton nach der Zieldurchfahrt. „Schade, definitiv“, resümierte dagegen der ernüchternde Rosberg.
Überraschungszweiter beim Großen Preis von Großbritannien wurde der finnische Williams-Pilot Valtteri Bottas, der als 14. gestartet war. Als Dritter ließ sich der Australier Daniel Ricciardo feiern, der schon wieder seinen Red-Bull-Teamrivalen Sebastian Vettel hinter sich ließ. Der Titelverteidiger rettete nach einem atemberaubenden Rad-an-Rad-Duell mit Ferrari-Star Fernando Alonso noch Platz fünf. „Es war vielleicht ein bisschen zu hart“, befand Vettel und monierte zudem eine falsche Renn-Strategie seines Teams.
Überschattet wurde der Tag in Silverstone von einem heftigen Unfall von Kimi Räikkönen kurz nach dem Start. Der finnische Ferrari-Fahrer zog sich nach dem Crash mit dem Williams von Felipe Massa Prellungen am rechten Knöchel zu. Das Rennen war wegen des Unfalls und der nötigen Aufräumarbeiten für eine Stunde unterbrochen.
„Dieses Wochenende hat gezeigt, dass du nie aufgeben darfst“, bilanzierte Hamilton. Der 29-Jährige war nach verpatzter Qualifikation als Sechster gestartet und zeigte im Rennen erneut seine ganze Klasse. Nur das Pech von Rosberg verhinderte am Ende den siebten Doppelerfolg der Silberpfeile in diesem Jahr. „Lewis ist zweimal ausgefallen, jetzt war es mal umgekehrt. Für uns war es ärgerlich, das darf nicht passieren“, sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. „Wir müssen das jetzt abhaken und die Fehler analysieren“, meinte Rosberg.
In der Gesamtwertung liegt er nun mit 165 Punkten nur noch knapp vor Hamilton, der 161 Zähler hat. Vettel rutschte hinter Ricciardo (98), Alonso (87) und Bottas (73) mit nun 70 Punkten auf WM-Platz sechs ab. Siebter ist Force-India-Fahrer Nico Hülkenberg, der in Silverstone Achter wurde. Adrian Sutil blieb als 13. im Sauber erneut ohne Punkte.
Nach dem beängstigenden Räikkönen-Crash zu Beginn und der Reparatur einer Streckenbegrenzung musste das Feld hinter dem Safety-Car das Rennen wieder aufnehmen. Der von Pole Position gestartete Rosberg fuhr erneut als Führender los. Red-Bull-Star Vettel war hingegen nach einem verpatzten ersten Start von Rang zwei auf Platz fünf zurückgefallen, während Hamilton sich schon von sechs auf vier vorgearbeitet hatte. Innerhalb von zwei Runden ließ der Brite dann auch das McLaren-Duo Kevin Magnussen und Jenson Button hinter sich und machte sich auf die Jagd nach Rosberg.
Der Deutsche aber kontrollierte seinen Vorsprung von rund fünf Sekunden zunächst souverän. Erst kurz vor seinem erstem Boxenstopp nach 19 Runden schmolz das Polster zusammen. Zwar funktionierte der Reifenwechsel perfekt, aber kurz darauf klagte Rosberg über ein Problem mit der Schaltung.
Nach Hamiltons erstem Stopp in Runde 25 übernahm der gebürtige Wiesbadener zwar wieder Platz eins, aber nicht mehr lange. In Runde 29 versagte das Getriebe endgültig, Rosberg wurde langsamer und rollte schließlich auf dem Gras aus. „Ich versuche alles. Gibt es etwas, was ich noch tun kann?“, fragte der 29-Jährige über Funk. Doch die Box konnte ihm nicht mehr helfen, frustriert kletterte der Gesamtführende aus dem Auto. „Ich gehe davon aus, dass es gereicht hätte“, klagte Rosberg, ehe er sich auf dem Rückweg ins Motorhome Streicheleinheiten von seiner Vivian abholte.
Damit war der Weg für Hamilton frei. So konzentrierte sich alles auf die weiteren Platzierungen. Überraschungsmann Bottas fuhr erneut ein beherztes Rennen in Richtung Podium und zeigte dabei einmal mehr die aktuelle Stärke der Williams-Boliden.
Einen echten Fight lieferten sich Vierfach-Champion Vettel und sein alter Rivale Alonso. Runde um Runde mühte sich der Deutsche, am Spanier vorbeizukommen. Mehrfach beschwerten sich beide via Funk über den Fahrstil des anderen. Am Ende quetschte sich Vettel vorbei und wurde immerhin noch Fünfter. Hamilton aber konnte niemand mehr gefährden.