Mexiko: Hübsch machen für's Formel-1-Comeback
Mexiko-Stadt (dpa) - Nach mehr als 22 Jahren Pause machen deutsche Ingenieure das Autódromo Hermanos Rodríguez hübsch für sein Formel-1-Comeback.
Am Mittwoch soll der Motorsport-Weltrat in Doha endgültig die Rückkehr von Mexiko-Stadt in den Rennkalender der Königsklasse besiegeln. Die Umbauarbeiten an der Strecke, koordiniert von der Firma des Aachener Formel-1-Baumeisters Hermann Tilke, sind schon knapp ein Jahr vor dem Rennstart weit gediehen.
Den Streckenbauern kommt es auf jedes Detail an, auch beim Asphalt. Die Härte und Körnung der Steine, die Qualität des Bitumens, das Mischverhältnis. „Es ist ein bisschen wie Kuchen backen“, sagt Christian Epp, der Amerika-Chef von Tilkes Firma. „Aber Qualität erreicht man nicht durch Zufall, da muss man auch mal ein bisschen stur sein.“
Im kommenden Herbst soll alles perfekt sein. Für fünf Rennen wurden die Verträge mit Chefvermarkter Bernie Ecclestone unterzeichnet. Mexiko-Stadt und die lokale Eventagentur Cie investieren rund 360 Millionen US-Dollar (290 Mio Euro). Im Gegenzug erhofft sich Mexiko bis zu zwei Milliarden Dollar (1,6 Mrd Euro) an Einnahmen.
Zwischen 1963 und 1970 sowie zwischen 1986 und 1992 wurde auf der Strecke 15-mal der Große Preis von Mexiko ausgetragen. Beim bislang letzten Rennen hier fuhr Michael Schumacher erstmals auf das Podest. „Das ist eine historische Strecke, wir haben sehr viel Respekt vor ihr“, sagt der verantwortliche Ingenieur Oliver Liedgens.
Und doch wird reichlich umgestaltet. Gemeinsam mit lokalen Unternehmen errichtet Tilke ein neues Boxengebäude, baut ein Medienzentrum und verlegt die Strecke im Bereich der Start-Ziel-Geraden, um die Sicht von den Tribünen zu verbessern. Rund 120 000 Zuschauer werden die Rennen in Mexiko-Stadt verfolgen können.
Das Aachener Ingenieurbüro ist seit 20 Jahren im Formel-1-Geschäft und war bereits am Bau von 15 Strecken auf der ganzen Welt beteiligt. Firmenchef Tilke ist selbst begeisterter Rennfahrer und für das Design der Parcours verantwortlich. „Es gilt, eine Balance zu finden zwischen den Bedürfnissen der Fahrer und den Ansprüchen der Zuschauer“, sagt Liedgens.
Für die Zeit des Umbaus ist der Ingenieur in eine verglaste Box in den Tribünen oberhalb der Geraden gezogen. Auf den Tischen stapeln sich Baupläne und Grundrisse, in der Ecke lagern Gesteinproben und Vorführexemplare für das neue Abwassersystem, das am Rande der Strecke eingebaut werden soll.
„Der Bau einer Formel-1-Strecke ist ausgesprochen komplex“, sagt Epp. „Wir müssen die Regularien des Automobil-Weltverbands FIA befolgen, den Ansprüchen der Fahrer und Teams gerecht werden, die Bedürfnisse der Journalisten berücksichtigen und vor allem: die Zuschauer glücklich machen.“
An jedem Ort warten neue Herausforderungen. In Mexiko-Stadt bereitet den Ingenieuren vor allem der Untergrund Kopfzerbrechen. Das Valle de México war früher ein riesiger See, entsprechend sumpfig ist der Boden. „Wir bauen hier praktisch auf einem Pudding“, sagt Epp.
Mit möglichen Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 330 Kilometern pro Stunde soll die Strecke in Mexiko die zweitschnellste im Formel-1-Zirkus werden. „Wir werden am Ende der Geraden die Kurve etwas weiter heraus ziehen. Somit verschieben wir den Bremspunkt und die Piloten können länger Vollgas geben“, erklärt Ingenieur Liedgens.
Die größte Veränderung erwartet die Piloten am Ende der 4,3 Kilometer langen Piste. Anstatt in einem Halbkreis führt die Strecke künftig durch das derzeitige Baseballstadion Foro Sol zur Boxengasse. „Das wird einer der attraktivsten Bereiche für die Zuschauer“, sagt Liedgens. „Es ist ein eher langsamer Streckenabschnitt, der es den Fans erlaubt, die Autos genauer zu verfolgen.“
Am 30. Oktober werden die Formel-1-Piloten erstmals wieder im Autódromo Hermanos Rodríguez fahren. Vom Erfolg des Projekts ist Liedgens überzeugt: „Die Mexikaner sind total motorsportbegeistert. Es ist an der Zeit, dass die Formel 1 hierher zurückkehrt.“