Nico Rosberg und Lewis Hamilton: Der Feind in meinem Team
Der Konflikt zwischen den Mercedes-Piloten Rosberg und Hamilton droht zu eskalieren.
Monte Carlo. In der Gala-Nacht beim Monaco-Fürsten tanzte Nico Rosberg den bösen Gedanken an das Gift-Duell mit Lewis Hamilton für ein paar Stunden davon. Doch der eisigen Realität im Titel-Zweikampf mit seinem schmollenden Mercedes-Stallrivalen konnte der Formel-1-Spitzenreiter nicht lange entkommen.
„Wir sind keine Freunde. Wir sind Kollegen“, knurrte Hamilton in Monte Carlo und trieb damit den Psychokrieg der Silberpfeil-Piloten auf die nächste Eskalationsstufe. Rosberg indes tat die Frust-Aussagen seines einstigen Kart-Kumpels als Kindereien ab: „Sowas hat er schon gemacht, als wir 14 waren.“
Die Team-Spitze hat zunehmend Mühe, die beiden Ehrgeizlinge unter Kontrolle zu halten. „Wenn die zwei sich um die gleiche Frau streiten würden, wäre es auch nicht anders“, meinte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Nach sechs Saisonrennen und fünf Doppel-Erfolgen trennen Rosberg und Hamilton nur vier Punkte in der Gesamtwertung, die Konkurrenz ist chancenlos.
Und so spitzen sich die Gefechte zwischen den Sternfahrern zu, weil nur einer den Titel gewinnen kann. „Du musst ein Bastard sein, wenn du in der Formel 1 Erfolg haben willst“, sagte Team-Aufsichtsratschef Niki Lauda.
Dazu schien bisher eher Hamilton bereit, der in Monaco auf seine ärmliche Herkunft verwies und Rosberg als Wohlstands-Sprössling darstellte. Der Deutsche gab die Antwort auf der Strecke und trieb den Briten damit zur Weißglut. Er fühlte sich im Rennen von der Box benachteiligt und stellte die Mercedes-Regel infrage, nur auf einen Strategen für beide Fahrer zu setzen.
Die Vertrauensbasis zumindest ist schon nach dem ersten Saisondrittel gestört. Vor dem nächsten Grand Prix in Kanada in knapp zwei Wochen soll nun eine Gesprächstherapie helfen. Der dreimalige Weltmeister Lauda kündigte ein Treffen mit Wüterich Hamilton an, um die Wogen zu glätten.
„Das sind beides erwachsene Leute, und ich bin sicher, Lewis kommt darüber hinweg, wenn er drüber geschlafen hat“, sagte der Österreicher. Hamilton allerdings wirkte in Monaco für einen Burgfrieden wenig empfänglich. Auf dem Podium verweigerte er Rosberg sogar die Gratulation.
Schon vorher hatte Hamilton angedeutet, sich ein Beispiel an Ayrton Senna und Alain Prost nehmen zu wollen. Sogar als Teamkollegen waren sich die Formel-1-Legenden einst im Titelkampf ins Auto gefahren. „Ich mag, wie Senna damit umgegangen ist, also werde ich mir davon eine Scheibe abschneiden“, ließ der 29-Jährige wissen.
Angesichts der komfortablen Situation an der WM-Spitze will Mercedes die Kampfhähne nicht einbremsen. Der Crash auf offener Strecke scheint längst nur noch eine Frage der Zeit.