Frist im Formel-1-Kostenstreit läuft ab
Monte Carlo (dpa) - Die Formel 1 kommt bei der Suche nach einem dringend notwendigen Sparpaket nur im Schneckentempo voran. Nach wochenlangen Verhandlungen haben sich die Teams im Milliarden-Zirkus bislang nur auf minimale Schritte verständigen können.
„Wir liegen bei Einsparungen von ungefähr 10 000 Euro“, gestand Red-Bull-Teamchef Christian Horner vor dem Großen Preis von Monaco am Sonntag. Die Zeit für Ergebnisse aus der Dauerdebatte läuft ab. Bis Ende Juni muss das neue Regelwerk für 2015 stehen, in dem die wichtigsten Maßnahmen zur Kostensenkung festgehalten werden sollen.
Doch die Gräben zwischen den Branchengrößen und den ärmeren Teams am Ende des Feldes sind noch immer tief. „Die Interessen unter einen Schirm zu bringen, ist praktisch unmöglich“, befand Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.
Die kleineren Rennställe drängen weiter auf eine Budgetgrenze, die in den kommenden Jahren konstant sinken und so für mehr Chancengleichheit sorgen soll. „Das ist der einfachste Weg“, meint Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn. Zu Jahresbeginn schien sogar schon der Beschluss für ein Ausgabenlimit gefallen, ehe die in der Formel-1-Strategiegruppe vereinten Top-Rennställe dies im Handstreich wieder kippten.
Stattdessen sollen nun Änderungen im sportlichen und technischen Regelwerk die Kosten für alle drücken. „Da sind die größten Kostentreiber, also legen wir darauf den Fokus in verschiedenen Arbeitsgruppen“, erklärte Sebastian Vettels Chef Horner. Red Bull und Ferrari mit Jahresbudgets von mehr als 250 Millionen Euro gelten als die schärfsten Gegner eines Ausgabenlimits.
Auch das Krisentreffen am Londoner Geschäftsflughafen Biggin Hill Anfang des Monats brachte die Parteien kaum näher zueinander. „Eine Farce“ nannte Weltverbandschef Jean Todt die dürren Vereinbarungen. Im Stile von Spitzenpolitikern inmitten einer Krise war in Monte Carlo immer wieder die Rede von „konstruktiven Diskussionen“, „harter Arbeit“ und der „Hoffnung auf greifbare Resultate“.
Längst keimt bei manchem der Verdacht, den Giganten Red Bull und Ferrari wäre ein finanzieller Kollaps einiger Zwergen-Teams ganz recht, um potenzielle Nachrücker mit Kundenautos versorgen zu können. Sowohl Red-Bull-Teamchef Horner wie auch der neue Scuderia-Rennleiter Marco Mattiacci machten an der Cote d'Azur keinen Hehl daraus, dass sie das umstrittene Leihwagen-Modell für zukunftsfähig halten. „Um neue Teams zu einem Einstieg in die Formel 1 zu ermutigen, wäre ein ein Jahr altes Auto ganz sicher der billigste Weg“, sagte Horner.
Davon wiederum halten Traditionalisten wie Mercedes und vor allem Williams wenig. „Es heißt ja Konstrukteurs-Weltmeisterschaft und nicht Kunden-Weltmeisterschaft“, sagte Wolff, der neben seinem Spitzenjob bei Mercedes auch noch Anteilseigner bei Williams ist.
Die Lage wirkt verfahren - und der wichtigste Vermittler ist anderweitig schwer beschäftigt. Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone muss sich noch bis mindestens September vor dem Münchner Landgericht wegen der angeblichen Bestechung eines früheren BayernLB-Vorstands verantworten, die er vehement bestreitet. Der Prozess und seine drohende Abberufung im Fall einer Verurteilung stärken die Verhandlungsposition des 83-Jährigen in den drängenden Zukunftsfragen der Rennserie eher nicht.
Doch den Teams allein eine Lösung des Finanzproblems zu überlassen, dürfte kaum der richtige Weg sein. „Denken Sie, es ist mein Ziel, die Lücke zwischen den Teams zu schließen?“, konterte Mercedes-Manager Wolff entsprechende Fragen in Monaco. „Auf meinem Plan steht das nicht. Mein Ziel ist es, Rennen zu gewinnen und die WM.“