Herzrasen in der Achterbahn: Monaco ist unverzichtbar
Monte Carlo (dpa) - Drei Kilometer pure Unvernunft, Herzrasen garantiert. Der Große Preis von Monaco wirkt noch immer als der ultimative Pulsbeschleuniger für jeden Formel-1-Rennfahrer.
„Es macht Mega-Spaß, weil es die einzige Strecke des Jahres ist, die so ein intensives Gefühl hervorbringt. Der Kick, der Spaßfaktor sind extrem hoch“, sagt Nico Hülkenberg vor der 61. Auflage des Spektakels von Monte Carlo. „Eine der am meisten beängstigenden Achterbahnfahrten, die man sich vorstellen kann“, beschreibt WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton das Erlebnis Monaco.
Knallenge Kurven, kaum ein Meter Auslaufzone - in der modernen Formel 1 ist der Klassiker an der Cote d'Azur ein Anachronismus. Und doch kann die Rennserie auf ihr Kronjuwel nicht verzichten. Die glitzernden Yachten im Hafen, die langbeinigen Schönheiten am Rand des Fahrerlagers und der Nervenkitzel der Hatz durch die Häuserschluchten destillieren die Formel 1 auf ihre Grundwerte: Glamour und Gefahr. „Es ist ein wirklich großartiges Event“, urteilt Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel.
In nur sechs Wochen verwandelt sich das mondäne Steuerparadies jedes Jahr in eine Rennstrecke. 250 Helfer errichten 21 Kilometer Absperrungen mit 20 000 Quadratmetern Zaun, bauen Zusatztribünen, verteilen 3000 Reifen stapelweise für die Sicherheit um die Strecke. Insgesamt 800 Feuerlöscher werden am Kurs installiert, alle 15 Meter einer. Neun Kräne sollen Autos nach Unfällen oder Defekten schnell bergen. Während des Rennens sind insgesamt 2000 Menschen im Einsatz, vor allem als Streckenposten oder Sicherheitskräfte.
Bis Donnerstagmorgen um 6.00 Uhr quält sich der dichte Alltagsverkehr noch über den mythischen Kurs, erst dann wird die Strecke bis zum Abend jeweils voll gesperrt. Die Monegassen sind den jährlichen Hype und die damit verbundenen Einschränkungen gewohnt. „Diejenigen, die nicht damit einverstanden sind, verlassen Monaco eben für ein paar Wochen. Wir machen das schon seit 1929, also kennt es eigentlich jeder“, sagte Organisationschef Michel Ferry vom Automobile Club de Monaco.
Nico Rosberg ist mit dem PS-Irrsinn in seiner Wahl-Heimat aufgewachsen. „Das ist das Rennen des Jahres, das ist ein Sportereignis, das in der ganzen Welt verfolgt wird. Das ist Rennsportgeschichte. Und ich bin sicher, dass es so bleiben wird für viele, viele Jahre“, schwärmt der Mercedes-Pilot, der jetzt auf seinem alten Schulweg um WM-Punkte fährt.
Auch wenn hier und da der Lack etwas blättert und die Super-Reichen und Super-Wichtigen ihr Vergnügen inzwischen eher woanders suchen - Monaco hat auch 2014 noch immer seinen Zauber, vor allem für die Grand-Prix-Piloten. „Es ist unmöglich, hier dieses ruhige, fokussierte Fahrer-Ding zu machen“, verrät Vettel-Teamkollege Daniel Ricciardo. „Jedes Jahr will ich das Wochenende kühl und logisch angehen, und dann hüpfe ich doch wieder aufgeregt auf und ab.“
Eines aber ist dieses Jahr ganz anders als sonst: Wer den Höllenlärm kennt, den frühere Formel-1-Generationen in den Straßen Monte Carlos machten, muss sich umstellen. Die neuen Hybrid-Turbomotoren rauschen bisweilen fast im Flüsterton über den welligen Asphalt. Die Technik der Zukunft auf einer völlig unzeitgemäßen Rennstrecke - ein Gegensatz á la Monaco.