Der Kurs zum WM-Titel? Nico Rosbergs Mittelweg zur möglichen Krönung

São Paulo (dpa) - Nico Rosberg fährt in diesem Jahr unbeirrt seinen Kurs. Und der kann ihn am Sonntag auf den WM-Thron führen.

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Die Lehrjahre bei Williams in einem Auto, mit dem Siege aussichtslos waren. Die nächsten Lehrjahre, als bereits erfahrenerer Formel-1-Pilot neben dem noch viel erfahreneren und vor allem maßlos erfolgreicheren Michael Schumacher. Und dann auch das knüppelharte Duell mit Lewis Hamilton. Rosberg hat in zehn Jahren Formel 1 aus allem etwas mitgenommen, an sich gearbeitet, alles zu optimieren versucht. Und nun steht er da, in der elften Saison in der Motorsport-Königsklasse so kurz vor dem Weltmeistertitel.

„Ich fühle mich klasse. Es ist großartig, um den WM-Titel fahren zu können, und ich will alles geben, um zu gewinnen“, betonte er am Donnerstag bei der Pk zum Großen Preis von Brasilien. 2014 und 2015 wurde er auf dem Autódromo José Carlos Pace von der Pole Position aus jeweils als Erster abgewunken. Gewinnt er nun wieder, steht Rosberg vorzeitig als Weltmeister fest. Er hat 19 Punkte mehr als sein Mercedes-Teamkollege Lewis Hamilton. „Wir starten bei Null“, meinte Rosberg allerdings.

So war es. Von den folgenden acht Grand Prix gewann Hamilton sechs, er machte aus einem 43-Punkte-Rückstand einen 19-Punkte-Vorsprung. Was machte Rosberg? Er beschwor sich selbst, dranzubleiben. Es sei nicht schwerer an Tagen wie diesen, den Glauben an sich zu bewahren. „Weil ich genug Möglichkeiten habe, mir selbst zu zeigen, dass ich nach schwierigen Momenten immer am stärksten bin“.

Festlegen wie Spaniens Sportzeitung „As“ („Nichts und niemand kann es mit Lewis Hamilton aufnehmen.“) wollte sich der dreimalige Weltmeister und Titelverteidiger aus Großbritannien selbst nicht. „Ob ich das Gefühl habe, dass ich die Nase vorn habe: Jetzt noch nicht“, sagte Hamilton. Er dürfte gespürt haben, dass dieser Rosberg unerschütterlicher ist als noch in den vergangenen beiden Jahren.

Auch Hamilton sollte mit seiner Einschätzung richtig liegen. Rosberg gewann die vier Rennen nach der Sommerpause, hatte seine Startprobleme in den Griff bekommen, Hamilton eher weniger. Erst als er merkte, dass er dabei ist, die WM-Kampagne endgültig zu verspielen, schien der 31 Jahre alte Brite seine Herangehensweise auch noch mal zu intensivieren.

Keine Frage, bislang ist Rosberg im Gegensatz zu Hamilton auch von größeren Problemen mit dem Silberpfeil verschont geblieben. Sein einziger Ausfall beruhte auf der Kollision mit Hamilton in Barcelona.

Die später folgenden Defekte hinterließen dann Spuren bei Hamilton. Er wirkte gereizter, die Frustschwelle sank, die Hemmschwelle, öffentliche Schelte an seinem Arbeitgeber zu betreiben, ebenso. Die britische Zeitung „The Sun“ schrieb schon vom gedrückten „Selbstzerstörungsknopf“. In Suzuka bekannte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff: „Er muss jetzt zur Ruhe kommen und sich sammeln.“

Hamilton, der erst ein Jahr nach Rosberg (2006) in die Formel 1 einstieg und mit 51 mehr als doppelt so viele Grand-Prix-Siege bejubeln konnte wie der Deutsche (23), ließ sich von Tiefs noch mehr nach unten ziehen, so schien es manchmal in diesem Jahr. Und kann neben der eigenen Leistung nur noch auf Fehler von Rosberg setzen. „In der Position, in der ich bin, habe ich nichts zu verlieren“, sagte er drei Tage vor dem Rennen.