Feiermarathon schlaucht Champion Rosberg in Wiesbaden begeistert empfangen
Wiesbaden (dpa) - Der sichtlich gezeichnete Nico Rosberg genoss nach den ausgiebigen Feierlichkeiten in der weiten Welt das heimische Bad in der Menge.
In seiner Geburtsstadt Wiesbaden erklomm der neue Formel-1-Champion mit letzter Kraft das Podest, um den rund 500 Fans zuzurufen: „Wir sind Weltmeister!“ Rosberg streifte sich eine Deutschland-Fahne mit seinem Namen und seiner Startnummer über die schwarze Lederjacke, strahlte in jede Handykamera und signierte geduldig Fanutensilien seiner Anhänger.
„Ich habe bis heute fast durchgefeiert“, erklärte der Mercedes-Pilot zu seinem Zustand nach den Festtagen, die Rosberg mit Familie und Team seit dem Titelgewinn in Abu Dhabi sichtlich genossen hatte: „Ich bin nicht bei 100 Prozent, sondern vielleicht bei 40“, gestand er ein. Umso mehr freute sich der Wiesbadener, seine erste Station in Europa in seiner Heimat machen zu dürfen: „Wenn ich an Deutschland denke, denke ich an Wiesbaden. Ich habe schöne Kindheitserinnerungen“, erklärte der dritte deutsche Weltmeister in der Formel-1-Geschichte.
Dementsprechend heimatnah präsentierte sich der 31-Jährige auch. Bei Oberbürgermeister Sven Gerich (SPD) genoss Rosberg mit seiner Familie zunächst wie angekündigt eine Portion „Handkäs mit Musik“. „Ich bin begeistert, das hatte ich noch nicht gegessen. Das ist ganz schön lecker“, sagte der Weltmeister. Es folgten Pressetermine, eine Autogrammstunde und ein Gang über den Wiesbadener Weihnachtsmarkt.
In seiner Leichtigkeit wandte sich Rosberg gar an Bundespräsident Joachim Gauck. „Können wir uns heute hier in Wiesbaden treffen“, fragte der Rennfahrer via Facebook. Später erfuhr er, dass Gauck gar nicht in der Stadt sei. Nach seiner Triumphfahrt in Abu Dhabi hatte sich Rosberg bereits bei OB Gerich quasi selbst eingeladen. „Ich möchte diese Zeit so sehr genießen wie möglich“, sagte er über seinen Abstecher. Bereits am Nachmittag reiste er in seine Wahlheimat nach Monte Carlo weiter.
Oberbürgermeister Gerich hatte die Meldung von Rosberg zunächst für einen Scherz gehalten. „Ich dachte mir: So locker, so cool. Das kann nicht echt sein, das muss ein Fake sein“, erzählte der Politiker. Rosberg musste daraufhin „höchstpersönlich anrufen“, um die Sache aufzuklären. „Ich war dann noch zweieinhalb Minuten in der Warteschleife, um zu verifizieren, dass ich wirklich der Nico bin“, sagte Rosberg.
Für seinen diesmal geschlagenen Teamkollegen Lewis Hamilton und dessen umstrittene Renntaktik beim Saisonfinale äußerte der Deutsche erneut Verständnis. „Ich kann die Teamseite verstehen, wir fahren immer unter bestimmten Rahmenbedingungen. Gleichzeitig kann ich Lewis verstehen, wir sind Kämpfer im Auto, es geht um den WM-Titel. Ich kann verstehen, dass er auch mal übers Limit geht.“ Der dritte deutsche Weltmeister nach Michael Schumacher und Sebastian Vettel rechnet damit, dass sein britischer Rivale an seiner Niederlage „einige Zeit“ zu knabbern haben werde.
Für Rosberg stehen weiter bewegte und ereignisreiche Tage an. Nach einem halben Tag in der Heimat Wiesbaden und einem halben Tag in der Wahlheimat Monte Carlo geht es in die Mercedes-Fabrik nach Brackley. Von dort aus wird der 31-Jährige nach Wien weiterreisen, wo er bei einer Gala den Pokal als Weltmeister in Empfang nimmt. Sindelfingen und Stuttgart heißen die weiteren Stationen - dort wird Rosberg das Mercedes-Werk besuchen und von den Vorständen um Dieter Zetsche zum Essen eingeladen, bevor er dann zu einer Ehrung weiter nach London reist.