Schaulaufen für Alonso & Co
Singapur (dpa) - Nach der bitteren Niederlage im WM-Finale 2010 hätte sich Fernando Alonso am liebsten im Wüstensand von Abu Dhabi vergraben. Elf Monate später sitzt der Spanier im Fahrerlager in Singapur: Die Augen hinter einer schwarzen Sonnenbrille versteckt.
Und wieder redet er über eine vergebene Chance. Aber diesmal erhobenen Hauptes. „So ist das in jedem Sport: Du kannst nicht jedes Spiel oder jedes Rennen gewinnen“, sagt Alonso - und spricht damit allen Verfolgern von Formel-1-Spitzenreiter Sebastian Vettel wohl aus der Seele.
Für das Quartett mit dem spanischen Ferrari-Piloten, dem britischen McLaren-Duo Jenson Button und Lewis Hamilton sowie Vettels australischem Teamkollege Mark Webber war es ein Abschied vom WM-Titel auf Raten. Allerdings im Eiltempo. Im Laufe der bisherigen Saison nahmen sie sich wichtige Punkte gegenseitig weg. Selbst wenn sich Vettel an diesem Sonntag in Singapur noch nicht zum zweiten Mal als Weltmeister küren sollte: Alonso & Co sind bereit fürs Schaulaufen in der restlichen Saison.
Zusammen brachte es das Verfolger-Quartett auf fünf Saisonsiege: Zweimal Hamilton (China und Deutschland), zweimal Button (Kanada und Ungarn) und einmal Alonso (Großbritannien). Acht von 13 Mal hatte aber Vettel mit seinem Red Bull die Wagenspitze vorn. Viermal schnappte sich der 24 Jahre alte Heppenheimer dazu noch den zweiten Platz, lediglich einmal verpasste er - auf dem Nürburgring - als Vierter das Podium. Die Folge: Vor dem 14. WM-Lauf hat Vettel 112 Punkte Vorsprung auf Alonso, 117 auf Button und Webber sowie 126 auf Hamilton.
Alle vier waren mindestens einmal bis auf Platz zwei in dieser Saison an Vettel heran gerückt. Nachdem der Heppenheimer in den drei Rennen vor der Sommerpause ohne Sieg geblieben war, keimte auch noch mal Hoffnung auf. Zurück auf der Strecke, beendete Vettel aber nicht nur die Ferien, sondern auch auch den Großen Preis von Belgien als Erster. In Italien konnten die Verfolger dem 24-Jährigen auch nicht das Wasser reichen.
Und so reicht es nur noch für den Trostpreis: Wer wird „Best of the Rest?“ Die schlechtesten Karten hat Hamilton, dessen Verkehrssünderkartei in diesem Jahr um einige Einträge reicher wurde. Förderlich war das im Streben nach seinem zweiten WM-Titel nicht: Landet er beim Nachtrennen hinter Vettel, ist er auch rechnerisch raus aus dem WM-Kampf.
„Es wäre traurig, wenn es für unser Team nach diesem Wochenende (im WM-Kampf) vorbei wäre“, räumte Hamilton ein. „Wir würden es lieben, wenn wir beide WM-Wertungen anführen würden, weil wir das ganze Jahr dafür arbeiten. Aber so ist es nicht und wir müssen einfach nächstes Jahr einen besseren Job machen.“ Sonst droht womöglich der Vettel-Hattrick.