Startverbot für Alonso - Vettel kritisiert Quali-Modus

Sakhir (dpa) - In der verregneten und ungewohnt kühlen Wüste von Sakhir spielte der Ausblick auf den nächsten packenden Dreikampf Rosberg-Hamilton-Vettel kaum eine Rolle.

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Nach der Nachricht vom Startverbot für Bahrain-Rekordsieger Fernando Alonso durch die Ärzte verteidigten die Fahrer ihre Kritik an der aktuellen Formel 1 und vor allem am neuen Qualifikationsmodus, der trotz massiver Forderungen nach einer Rückkehr zum alten Format wieder angewendet werden soll.

„Es ist, als ob man Eis verkauft, Vanilleeis. Jeder, der in deinen Laden kommt, fragt aber nach Schokoeiscreme. Am nächsten Tag machst du den Laden wieder auf, verkaufst aber weiter kein Schokoeis, sondern wieder Vanille“, sagte Ferrari-Star Sebastian Vettel im Fahrerlager des Großen Preises von Bahrain. Das Wort des viermaligen Weltmeisters hat Gewicht, er ist auch einer der drei Direktoren der Fahrervereinigung GPDA. „Wenn alle gegen etwas sind, es aber dann doch beibehalten wird, läuft irgendwas nicht richtig“, betonte Vettel. Das neue Format sei „Quark“.

In Melbourne hatte es statt für große Action in den Schlussminuten für Langeweile gesorgt, als Vettel und Teamkollege Kimi Räikkönen sowie die beiden Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg nicht mehr auf die Strecke fuhren, um Reifen fürs Rennen zu schonen.

Dass die Einigung der Teams noch in Australien auf eine Rückkehr zum alten Format, bei dem nicht nach einer bestimmten Zeit im 90-Sekunden-Takt der Langsamste gestrichen wird, ein Muster ohne Wert blieb, kommentierte Dreifach-Weltmeister Hamilton lapidar: „So ist die Formel 1: Es gibt keinen klaren Weg. Es geht mal so, mal so.“

Der 31 Jahre alte Brite kann mit einem Sieg in Bahrain beim ersten Flutlichtrennen der Saison als erster Pilot den Hattrick in dem kleinen Königreich schaffen. Drei Siege gelangen auf dem Kurs bislang erst einem: Alonso, allerdings nicht nacheinander. Nun muss er zuschauen.

Bei der obligatorischen Untersuchung am Donnerstag, elf Tage nach seinem schweren Unfall in Australien, fiel er durch. Die Ärzte gaben dem zweimaligen Weltmeister kein Grünes Licht. „Du willst fahren“, betonte Alonso. „Ich kann es aber verstehen, auch wenn ich bis zum letzten Moment versucht habe, fit zu werden.“

Er habe schmerzvolle Tage hinter sich, berichtete Alonso. Denn wie er nun selbst mitteilte, erlitt er bei dem Crash Rippenbrüche. Zurückgeblieben war ein nicht mehr als Rennauto wiederzuerkennendes McLaren-Wrack. Zudem bekam auch Alonsos Lunge etwas ab. Der Pilot war Medienberichten zufolge bei den Überschlägen mit seinem Wagen einer Verzögerung von mehr als 40 G ausgesetzt gewesen.

Nach zwei Computertomographien des Brustbereichs war das Rennwochenende in Bahrain für Alonso schon einen Tag vor dem Training wieder vorbei, vor Ort bleiben will er dennoch. Vor dem nachfolgenden Rennen in China wird sich Alonso einem erneuten Test unterziehen müssen. „Das ist nicht hundertprozentig sicher“, meinte Alonso mit Blick auf einen Start in Shanghai.

Auf Teil zwei des WM-Kampfes wirkt sich Alonsos Bahrain-Aus nicht aus. Da heißen die Protagonisten auch in Sakhir wieder Hamilton, Vettel und allen voran Spitzenreiter Rosberg. Durch seine saisonübergreifende Siegesserie will er sich aber nicht vom Wesentlichen, dem WM-Titel in diesem Jahr, irritieren lassen. „Ich habe nur einen Sieg im Rücken, das ist mein Gefühl“, sagte Rosberg.

Mit seinem fünften Erfolg nacheinander könnte der bislang in der Wüste von Sakhir noch sieglose Rosberg aber Hamilton in dieser Statistik einholen. Der dreimalige Weltmeister und Bahrain-Gewinner der vergangenen beiden Jahre hatte in der Saison 2014 fünfmal nacheinander als Erster das Ziel erreicht. Den Bestwert hält da übrigens Vettel mit neun Siegen nacheinander.

Wie die Aussichten sind, in Bahrain auch als Erster durchs Ziel zu kommen, wollte sich Vettel nicht entlocken lassen. Nur so viel: „Die Favoriten sind wir nicht, wir arbeiten aber daran, das zu ändern.“ Im Klassement hat er als Dritter 15 Punkte, Hamilton ist Zweiter mit 18 Zählern, Rosberg führt mit 25.