Unfallwoche soll Mercedes nicht stoppen

Budapest (dpa) - Für die ziemlich verbeulte Mercedes-Reisegruppe wird die letzte Formel-1-Aufgabe vor der Sommerpause zu einem Rennen gegen den Schmerz. Eine Unfallwoche hat beim aktuellen Branchenprimus vor dem Auftritt in Ungarn Spuren hinterlassen.

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Motorsportchef Toto Wolff muss wegen mehrerer Knochenbrüche eine Armschiene tragen, Starpilot Lewis Hamilton zwickt der Rücken, und sein Daten-Ingenieur Jock Clear plagt sich mit Rippenfrakturen. Immerhin erreichte WM-Spitzenreiter Nico Rosberg den Hungaroring beschwerdefrei und mit dem gewohnt hohen Anspruch: „Natürlich gewinnen und meinen Vorsprung in der WM ausbauen.“

Im silbergrau glänzenden Team-Quartier am Streckenrand könnte sich Rosberg in den kommenden Tagen allerdings ein wenig wie im Lazarett fühlen. Nach einem heftigen Fahrrad-Crash bei einem Team-Ausflug in Wien kommen gleich mehrere Mercedes-Mitarbeiter mit sichtbaren Verletzungen nach Budapest. „Wenn es irgendwie geht“, will sich auch Top-Manager Wolff am Freitag im Fahrerlager blicken lassen. Brüche des Schlüsselbeins, des Handgelenks und von Ellbogen und Schulter werden den Österreicher noch mindestens sechs Wochen lang bei seinen Aufgaben einschränken.

Auch Technik-Chef Paddy Lowe und Hamilton-Ingenieur Clear zogen sich bei dem Massensturz auf einem Donau-Radweg schmerzhafte Blessuren zu, wollen aber in Ungarn die Zähne zusammenbeißen. Hamilton sieht in den körperlichen Nachwirkungen seines kapitalen Unfalls von Hockenheim, als seine Bremse am Silberpfeil versagte, ebenfalls kein Hindernis für seinen Start auf dem Hungaroring. „Ich gebe absolut alles, um im Titelkampf wieder mit Nico gleichzuziehen“, sagte der Brite.

14 Punkte Rückstand nimmt Hamilton mit ins elfte Saisonrennen auf der Strecke, die ihm anscheinend besonders liegt. Viermal gewann er hier, zuletzt zweimal nacheinander. Für den 29-Jährigen spricht im Mercedes-Privatduell um den Titel auch eine statistische Gesetzmäßigkeit: Noch nie wurde ein Fahrer aus dem Land Weltmeister, das im jeweiligen Jahr den WM-Titel im Fußball holte. Ein schlechtes Omen für Fußballfan Rosberg? Dabei war der gebürtige Wiesbadener erst am Dienstag bei einem Besuch im FIFA-Hauptquartier dem WM-Pokal ganz nah, den die deutsche Nationalelf gerade in Brasilien gewonnen hatte.

Rosberg will seine persönlichen Traumtage in jedem Fall noch etwas verlängern. Hochzeit, neuer Vertrag, Heimsieg beim Deutschland-Rennen - diese Glückssträhne soll nicht reißen. Auch im Psychoduell mit Hamilton ist es vorerst wieder ruhiger geworden, zumal Team-Aufseher Niki Lauda die beiden Piloten vor der Reise nach Budapest zu einem gemeinsamen Abendessen bat. Klares Ziel: Den Fokus aufs Wesentliche richten, einmal noch die Kräfte bündeln, bevor es in die Ferien geht.

„Hinter uns liegt ein anstrengendes Jahr“, betonte Motorsportchef Wolff und versprach: „Umso mehr geben wir Vollgas, um die erste Saisonhälfte mit einem Highlight abzuschließen.“ Auf der Jagd nach dem ersten Titel seit 59 Jahren strebt das Werksteam einfach immer weiter. Auch wenn es schmerzt.