Unterstützung: Ecclestone mit Gattin beim Prozess

München (dpa) - Bernie Ecclestone brachte diesmal seine Frau zur seelischen Unterstützung mit. Im dezenten anthrazitfarbenen Kostüm mit zartrosa Halstuch nahm Fabiana Flosi allein in einer Reihe des Sitzungssaals A 101 im wenig schmucken Münchner Justizpalast Platz.

Ihr weit über 40 Jahre älterer Ehemann hörte zwischen seinem Verteidiger und einer Dolmetscherin den Fragen und Ausführungen von Richter Peter Noll und den Zeugen gespannt zu. Ecclestone selbst will weiterhin keine Aussagen zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft machen: Es soll vor rund acht Jahren beim Verkauf der Formel 1 Bestechungsgeld in Höhe von 44 Millionen US-Dollar an den damaligen BayernLB-Risikovorstand Gerhard Gribkowsky gezahlt.

Es ist Tag zwei des Prozesses gegen den Formel-1-Geschäftsführer. Das mediale Interesse ist schon deutlich überschaubarer. Vor dem Gebäude in der Nymphenburger Straße ist nur noch ein Übertragungswagen postiert. Ecclestone betritt ein paar Minuten vor Beginn den Saal, wieder in Begleitung seiner drei juristischen Vertreter. Nur diesmal auch noch mit seiner dritten Ehefrau.

Die Brasilianerin, seit knapp zwei Jahren mit dem Multi-Milliardär verheiratet, schlendert sonst an der Seite des 1,58 Meter großen Briten durch die Startaufstellungen des globalen Formel-1-Spektakels. Diesmal ging es zur Mittagspause den wenig schmuckvollen Weg zur Cafeteria entlang an gelben Wänden und einer Fensterfront aus den 70er Jahren. Zur Stärkung gab es einen Muffin. In gut einer Woche dürfte es beim Rennen in der Nähe Barcelonas zum Europa-Auftakt der Königsklasse des Motorsports wieder prunkvoller zugehen.

Zuvor steht für Ecclestone aber der dritte Verhandlungstag am 9. Mai auf dem Programm - dann soll es zur Vernehmung von Gribkowsky kommen. Jenen damaligen Spitzenbanker, von dem sich Ecclestone nach seinen Angaben erpresst fühlte.

Das hochbrisante gerichtliche Nachspiel dieser Zahlungen macht den Terminkalender Ecclestones noch praller. Erst am Donnerstag hatte er sich bei einem Krisengipfel auf dem Londoner Flughafen Biggin Hill mit Vertretern der elf Formel-1-Teams und des Internationalen Automobilverbandes FIA getroffen. Thema war der Streit um eine Ausgabengrenze für die Rennställe. Ein klares Ergebnis gab es dabei nach ersten Informationen nicht.

Offiziell ist Ecclestone wegen des laufenden Prozesses zwar aus dem Vorstand der Formel-1-Holding zurückgetreten, das Tagesgeschäft führt er aber weiterhin. Der Vorstand von Rennserien-Besitzer CVC hatte seinerzeit erklärt, dass dies sowohl geschäftlich als auch sportlich im besten Interesse für die Formel 1 sei.

Und so arbeitet Ecclestone auch weiterhin an der Eroberung neuer Märkte. Angeblich soll 2016 die aserbaidschanische Hauptstadt Baku mit in den Rennkalender aufgenommen werden. „Wir haben einen Vertrag mit Bernie Ecclestone unterschrieben“, ließ in dieser Woche Sportminister Azad Rahimov laut insidethegames.biz verlauten. Offiziell verkündet werden soll der Deal in Kürze, meinte er.

Vor Gericht in München kann es länger dauern. Zunächst ist der letzte Prozesstag für den 16. September angesetzt. Fünf Tage später steigt mit dem Nachtrennen in Singapur eines der Saison-Highlights. Ob Bernie Ecclestone dann mit Gattin Fabiana Flosi wieder durch die Startaufstellung flanieren kann, ist derzeit ungewiss.