Vettel: „Mercedes Leben sehr schwer machen“
Montréal (dpa) - Niederlagen, Techniknöte, Ausfälle - und doch schraubt Sebastian Vettel seine Ansprüche keinen Millimeter herunter. „Um Zweiter zu werden, sind wir nicht hier“, betonte der viermalige Formel-1-Weltmeister vor dem siebten Saisonrennen in Kanada.
Mit der Dominanz von Mercedes will sich der Red-Bull-Pilot schlicht und einfach nicht abfinden. „Dass die Lücke ein bisschen groß ist, wissen wir selber. Aber wir sind drauf und dran, sie zu schließen“, versicherte Vettel.
Beim Freitagstraining präsentierte er sich in guter Form und wurde am Ende Dritter. Lewis Hamilton drehte die schnellste Runde, Zweiter wurde sein Mercedes-Teamkollege und WM-Spitzenreiter Nico Rosberg. „Wir hatten Probleme mit dem Getriebe“, konstatierte Vettel. „Alles in allem war es ganz okay, wir hätten uns aber ein bisschen mehr Runden gewünscht. Am Ende waren wir ziemlich nah dran.“
Der 26-Jährige braucht eine schnelle Wende im Titelrennen. „Attacke, angreifen“, laute die Parole für den Hochgeschwindigkeitskurs in Montreál. „Wenn man die letzten vier Jahre so gut unterwegs war wie wir, ist der Anspruch hoch und da wollen wir wieder hin“, erklärte Vettel.
Gewohnt locker, mit einem schwarz-rot-goldenen Schweißband um das rechte Handgelenk, präsentierte er sich im Fahrerlager von Montréal. Selbst 77 Zähler Rückstand auf den WM-Spitzenreiter Nico Rosberg schocken den Heppenheimer, der im vergangenen Jahr hier triumphieren konnte, zumindest öffentlich nicht. „Wenn es eines gibt, was ich in den vergangenen paar Jahren gelernt habe, dann ist es, dass es nicht vorbei ist, bevor es vorbei ist. Vieles kann passieren“, sagte Vettel. „Zurzeit sieht ein Team sehr dominant aus, aber wir glauben daran, dass sich die Dinge schnell ändern können.“
Hoffnung soll das überarbeitete Motorenpaket machen. „Der Verbesserungsprozess soll in Kanada abgeschlossen werden. Das gibt uns zum ersten Mal die Gelegenheit zu sehen, wo wir uns im Vergleich mit der Konkurrenz befinden“, erklärte dem Fachmagazin „Auto, Motor und Sport“ Renaults Streckenchef Remi Taffin. „Wir haben hier einige neue Teile im Gepäck, die unsere Standfestigkeit verbessern sollten. Wie schon in den vergangenen Rennen wurde auch die Software weiterentwickelt, was zu Fortschritten in Sachen Fahrbarkeit und beim Energie-Management führt.“
Vettel ist darauf angewiesen. Noch immer wartet er auf seinen ersten Sieg in dieser Saison. Der Circuit Gilles Villeneuve dürfte aber vor allem wieder den Silberpfeilen liegen. „Mercedes hat bei den Motoren den besten Job gemacht“, erinnerte Lewis Hamilton. Zeigt sich das wieder in Kanada? „In den Kurven sollten wir gleichauf sein können. Es kommt darauf an, wieviel wir auf den Geraden verlieren“, beschrieb Vettel die Charakteristik des 4,361 Kilometer langen Kurses auf der künstlich angelegten Ile Notre-Dame im Sankt-Lorenz-Strom.
Seiner Einschätzung nach arbeitet das gesamte Team am Limit. Einen Einbruch bei der Einstellung erkennt Vettel auch angesichts der deprimierenden ersten Rennen nicht. „Trotzdem ist die Motivation da, zurückzukommen und den Mercedes das Leben sehr schwer zu machen“, sagte Vettel, der von den Start-Grand-Prix gerade mal einen sieht, in dem sein Team und er keine große Probleme hatten. Montréal soll nun die Wende bringen. Sonst war's das wohl schon mit der WM.