Vettel über Schumacher: Man betet für „Wunder“
Jerez (dpa) - Die Ungewissheit über das Schicksal von Michael Schumacher lässt die Formel 1 nicht los. Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel zeigte sich im spanischen Jerez de la Frontera noch immer tief bestürzt über die schweren Folgen des Skiunfalls seines Kindheitsidols, Freundes und Ratgebers.
„Letzten Endes ist das immer noch ein Schock, weil man nicht weiß, was mit dem Michael passiert. Was aus der Person wird, die man so gut kennengelernt, die man schätzen gelernt hat“, sagte Vettel bei einer Medienrunde im Red-Bull-Motorhome: „Man betet, man wünscht, man hofft, dass das Wunder passiert und dass der gleiche aufwacht, so wie er vorher war.“
Ein Monat ist seit dem Unfall vergangen, der weltweit Betroffenheit auslöste. Am 29. Dezember war Rekordweltmeister Schumacher im Skigebiet oberhalb von Méribel gegen elf Uhr morgens bei einem Sturz mit dem Kopf auf einen Felsen geprallt. „Ich habe ihm am Anfang noch eine SMS geschickt: „Ich habe gehört, du bist gestürzt. Hoffe, es war nichts Schlimmeres, gute Besserung““, erinnerte sich Vettel.
Erst im Laufe des Abends wurde klar, wie bedrohlich Schumachers Lage war. Nachdem er in das Unikrankenhaus von Grenoble gebracht worden war, wurde er umgehend notoperiert, am Tag danach folgte ein zweiter Eingriff. Entwarnung gab es bis heute nicht. Das Warten auf neue Nachrichten aus Grenoble ist für viele quälend. „Bis jetzt gab es noch kein Aufatmen. Für uns ist das schon schlimm, für Leute, die ihn kennen. Aber ich glaube, für die Familie und für enge Freunde ist das der Horror, wenn man nicht weiß, was passiert“, sagte Vettel.
Er kritisierte dabei auch die aus seiner Sicht „sensationsgeilen Medien“. Schumachers Ehefrau hatte gut eine Woche nach dem Unfall die Medienvertreter sogar in einer Mitteilung aufgefordert, die Klinik zu verlassen.
Seit dem 17. Januar gibt es keine offiziellen Mitteilungen mehr von Schumachers Managerin Sabine Kehm oder den behandelnden Ärzten. Erst bei größeren Veränderungen wollen sie sich wieder zu Wort melden. Die Formel-1-Ikone liegt demnach weiter mit einem schweren Schädel-Hirntraum im künstlichen Koma. Sein Zustand ist nach dem letzten bekannten Stand stabil, wird aber weiter als kritisch angesehen. Wie es ihm aktuell geht, wie es mit Schumacher weitergeht - niemand außer einem ganz engen Kreis weiß es.
Neben Vettel hoffen auch viele andere ehemalige Schumacher-Kollegen, dass der siebenmalige Weltmeister auch diesen Kampf gewinnt. Team-Mitglieder seines Ex-Arbeitgebers Ferrari formierten sich bei den Testfahrten in Jerez zu einem großen Gruppenbild mit einer Tafel „Forza Michael“, dieselbe Aufschrift trug der neue Wagen bei Testfahrten in Südspanien. Zudem schickt die Scuderia ihm via Internet 72 Tage lang Genesungswünschen - 72 für die Anzahl seiner Siege im Ferrari.
Auch der neue Mercedes fährt in Jerez mit einer besonderen Botschaft für den 45-Jährigen, der im Silberpfeil von 2010 bis einschließlich 2012 sein Formel-1-Comeback gegeben hatte: „#KeepFightingMichael“ - Kämpfe weiter, Michael. „Es ist tragisch“, sagte Ex-Weltmeister Lewis Hamilton. Sein Mercedes-Teamkollege Nico Rosberg, der während Schumachers Zeit beim deutschen Rennstall an dessen Seite fuhr, meinte: „Ich hoffe jeden Tag das Beste für ihn.“