Vettel: Zerbeultes Mercedes-Team bleibt übermächtig
Budapest (dpa) - Selbst das vom Unfallpech gezeichnete Mercedes-Team wirkt für Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel in Ungarn praktisch unschlagbar.
„Wenn sie im Pool hier im Aquapark einen netten Samstagnachmittag verbringen würden, könnten sie am Sonntag hier immer noch gewinnen“, scherzte der Red-
Bull-Pilot am Donnerstag mit Blick auf die in diesem Jahr zumeist übermächtigen Silberpfeile. Für WM-Spitzenreiter Nico Rosberg gilt beim elften Saisonrennen auf dem Hungaroring sowieso die immergleiche Devise: „Natürlich gewinnen und meinen Vorsprung in der WM ausbauen.“
Seine Mannschaft allerdings kommt ziemlich zerbeult nach Budapest. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff muss wegen mehrerer Knochenbrüche eine Armschiene tragen, Lewis Hamiltons Ingenieur Jock Clear plagt sich mit Rippenfrakturen, und Technik-Chef Paddy Lowe trägt ebenfalls Blessuren am Körper. Ursache war ein Massencrash bei einem Fahrrad-Ausflug mehrerer Team-Mitglieder in Wien. Alle aber beißen im Titelfight die Zähne zusammen. Auch Wolff will sich, „wenn es irgendwie geht“, pünktlich zum Training am Freitag im Fahrerlager blicken lassen.
Hamilton sollen die körperlichen Nachwirkungen seines schweren Unfalls von Hockenheim vor knapp einer Woche ebenfalls nicht daran hindern, mit Sieg Nummer fünf in Ungarn die Bestmarke von Michael Schumacher zu überbieten. „Ich bin noch nicht bei 100 Prozent, aber ich habe mich ganz gut erholt. Es sollte im Rennen kein Problem mehr sein“, sagte der Brite am Donnerstag. Mit Sonderschichten beim Physiotherapeuten hatte der WM-Zweite seine Beschwerden an Rücken und Nacken bekämpft. „Ich gebe absolut alles, um im Titelkampf wieder mit Nico gleichzuziehen“, versicherte der 29-Jährige.
14 Punkte Rückstand hat Hamilton derzeit auf Rosberg. Und der gebürtige Wiesbadener will sein Polster vor der anstehenden Sommerpause keineswegs einbüßen. Schließlich erfreute er sich in den vergangenen Tagen einer echten Glückssträhne: Hochzeit, neuer Vertrag, Heimsieg beim Deutschland-Rennen - so darf es für Rosberg weitergehen. „Es ist eine Riesenfreude, das mitzuerleben und ein Teil davon zu sein“, sagte der Wahl-Monegasse zum Mercedes-Hoch in diesem Jahr.
Die Jäger verlieren den neuen Branchenprimus immer mehr aus den Augen. „Wir machen konstant Fortschritte, aber man sieht das nicht jedes Mal am Ergebnis. Und es gibt auch immer noch Rückschläge“, konstatierte Titelverteidiger Vettel. Dem Hessen fällt es immer noch schwer zu akzeptieren, dass er den WM-Thron wohl schon bald auch rechnerisch räumen muss. Mit 82 Punkten hat er als Gesamtsechster bereits 108 Zähler Rückstand auf Rosberg. Behalten beide ihren Punkteschnitt bei, ist Vettel Anfang Oktober mathematisch als Champion abgelöst.
An Flucht denkt der 27-Jährige trotz der Formschwäche seines Teams aber nicht. Spekulationen um einen Wechsel wies er in Budapest lächelnd zurück. „Ich bin sehr zufrieden bei meinem jetzigen Team. Im Moment stellt sich die Frage nicht“, erklärte er. Zuvor hatte es Medienberichte über angebliche Abwerbungsversuche von McLaren und Mercedes gegeben. „Keine Ahnung, aus welchen Quellen das kommt“, sagte Vettel.
Der Kampfgeist ist dem Vierfach-Weltmeister auch nach einer Serie von Pannen nicht verloren gegangen. „Es ist immer möglich, Rennen zu gewinnen“, betonte Vettel, „sonst wäre ich nicht hier.“