Vettels letzter Gegner: Renn-Ästhet Jenson Button

Suzuka (dpa) - In seiner zweiten Heimat ist Jenson Button die letzte Hoffnung der Formel 1. Nur der gereifte Brite kann mit einem Sieg in Japan die erneute Titelvergabe an Sebastian Vettel noch einmal hinauszögern.

„Es würde mir eine Menge bedeuten, hier in Suzuka zu gewinnen“, sagte der 31-Jährige vor dem fünftletzten Saisonrennen. Die Rolle des einzig verbliebenen Vettel-Verfolgers nimmt Button gelassen. Längst hat der coole Renn-Ästhet alle Zweifler verstummen lassen, ein neuer Millionen-Vertrag bei McLaren ist der Lohn für eine bemerkenswerte Saison.

Kein Wunder, dass der Routinier aus dem südenglischen Frome die Aufmerksamkeit in Suzuka genießt. Die Zuneigung der Gastgeber ist ihm ohnehin sicher, nicht zuletzt dank seiner Model-Freundin Jessica Michibata, einer Halb-Japanerin. „Es fühlt sich wie Zuhause an“, erklärte Button seine emotionale Bindung an Japan. Schon als 16-Jähriger fuhr er hier seine ersten Rennen, später stand er in Diensten des Honda-Teams. „Ich verbringe ziemlich viel Zeit hier, trainiere, entspanne, gehe gut essen“, sagte Button.

Der einst als Playboy und ewiger Wunderknabe verspottete Wahl-Monegasse ist erwachsen geworden und hat Kollegen und Kritiker überzeugt. Der Weltmeister-Titel 2009 nahm Button viel Druck, der mutige Schritt danach zu McLaren brachte ihm Respekt. Das Vorurteil, Button werde in der „Löwenhöhle“ von McLaren-Zögling Lewis Hamilton untergehen, hat er elegant widerlegt. „Ich denke, ich bin in meiner Titelsaison ziemlich gut gefahren. Aber ganz sicher bin ich jetzt ein besserer Fahrer“, urteilte Button.

Das bekommt auch Hamilton immer mehr zu spüren. Während der Heißsporn in diesem Jahr mit Rennrüpeleien und Strafen seinen Ruf beschädigte, begeisterte Button oft mit kluger Strategie und zwei Regen-Siegen. „Ich glaube, er hat die ganze Saison einen besseren Job gemacht“, gestand der zuletzt entnervt wirkende Hamilton. Mit der schnellsten Zeit im Training am Freitag setzte Button das nächste Zeichen. Gewinnt er am Sonntag und Vettel bleibt punktlos, muss der Deutsche seine Titelparty erneut verschieben.

Mit Leistung und seiner entspannten Art hat Button das Team auf seine Seite gezogen. „Jenson ist ein großartiger Fahrer und ein toller Typ. Ich kann sogar sagen, er ist einer der fähigsten und am meisten respektierten Fahrer, die wir je hatten“, lobte Teamchef Martin Whitmarsh. Kurz vor der Japan-Reise stattete der Rennstall den begeisterten Triathleten mit einem neuen Kontrakt aus, der ihn nach Informationen der „Times“ mindestens weitere vier Jahre an McLaren bindet und mit bis zu 58 Millionen Euro dotiert ist.

Als Rentenvertrag will Button dies aber nicht verstanden wissen. „Ich genieße es wirklich, wo ich im Moment bin. Hoffentlich hält dieses Gefühl an. Wenn ja, werde ich vielleicht für noch sehr viele Jahre Rennen fahren“, erklärte er.

Schließlich hofft der 203-malige Grand-Prix-Teilnehmer, dass sogar gegen den derzeit übermächtigen Vettel und sein Red-Bull-Team im kommenden Jahr wieder mehr möglich ist. Der WM-Zweite fühlt sich am richtigen Ort zur richtigen Zeit. „Dieses Team hat die Ressourcen, das Personal und die Erfahrung, um einen Titel zu fahren“, sagte Button.