Vettels schwarze Serie: „Kann ja nicht so weitergehen“

Monte Carlo (dpa) - In der schlimmsten Pannenserie seiner Formel-1-Laufbahn fürchtet Weltmeister Sebastian Vettel schon den nächsten Nackenschlag.

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„Wir haben schon viele Probleme gelöst, aber da sind offenbar noch immer einige in der Kiste“, stellte der Red-Bull-Pilot zum Abschied aus Monaco fast schon fatalistisch fest. Ein defekter Turbolader hatte ihn im 100. Grand Prix für seinen Arbeitgeber noch weiter in der WM zurückgeworfen und wohl schon nach dem ersten Saisondrittel nahezu alle Hoffnungen auf Titel Nummer fünf gekostet. „Shit happens. Wir machen weiter“, sagte Vettel trotzig.

Die schwarze Liste seiner Probleme in diesem Jahr lässt allerdings wenig Besserung erwarten. Anscheinend hat Motorenlieferant Renault die hochkomplexe neue Antriebseinheit noch immer nicht ganz verstanden. Kaum ist ein Defekt abgestellt, rumpelt es an einer anderen Stelle. „Als Fahrer kann man nicht viel machen“, meinte Vettel. „Das ist Sache von Renault, fragen Sie die doch“, sagte Teamchef Christian Horner entnervt. „Das ist so frustrierend.“

Sorgen mit dem neuen Hybridsystem, Schäden in der Elektronik, Fehler in der Software, ein Kurzschluss im Kabelbaum, ein kaputtes Getriebe und nun ein defekter Turbolader - Vettels Werkstatt-Rechnung fällt schon jetzt üppig aus. „Irgendwann wird es aufhören“, flehte der Vierfach-Champion. „Wir schauen uns über Nacht die Ursachen an und werden in den kommenden Tagen endgültig verstehen, was passiert ist“, versprach der Renault-Motorenverantwortliche Thierry Salvi.

Doch Vettels Vertrauen in seinen Dienstwagen namens „Suzie“ ist längst schwer gestört. „Ich fühle mich ziemlich hilflos im Auto“, gestand der Hesse nach dem Desaster von Monte Carlo. Schon vorher hatte der 26-Jährige zu erkennen gegeben, dass Teamkollege Daniel Ricciardo deutlich besser mit dem RB10 zurecht kommt. Der Australier belegte im Fürstentum Rang drei hinter dem Mercedes-Duo Nico Rosberg und Lewis Hamilton und zog in der Gesamtwertung an Vettel vorbei.

Auch in der Qualifikation war der freche Neuzugang bei sechs Versuchen fünfmal schneller als der Heppenheimer. „Er macht einen echt guten Job“, lobte Vettel seinen Stallrivalen. „Ich wusste, dass ich Seb herausfordern kann“, sagte Ricciardo stolz, nachdem er auch auf dem mythischen Stadtkurs sein Talent bewiesen hatte. Anders als Pechvogel Vettel blieb der 24-Jährige seit Saisonstart allerdings von technischen Sorgen auch weitgehend verschont.

So bleibt Vettel nur die vage Hoffnung auf eine baldige Trendwende. „Man muss in zwei Wochen wieder angreifen“, sagte er. Dann startet die Formel 1 in Montreal. Dort gewann Vettel im Vorjahr zum ersten Mal. „Von Rennen zu Rennen“ wolle er nur noch denken. „Es kann ja nicht immer so weitergehen.“