Warum Schumacher keine Wehmut verspürt

Das zweite Mal beendet er seine Karriere. Jetzt darf er endlich nur noch Legende sein.

Sao Paulo. Noch ein Grand Prix, noch eine Qualifikation, noch ein paar Trainingsrunden und Pressekonferenzen — das war’s dann. Keine Trauer, keine Wehmut? „Eher nicht, nein“, sagte Michael Schumacher in Sao Paulo. Ohne zu zögern.

„Ich habe neben der Formel 1 ein Leben, darauf freue ich mich.“ Nach fast zwei Jahrzehnten steigt der lange unumstrittene Grand-Prix-König aus der Königsklasse aus. „Das ist nicht besonders emotional, zumindest im Moment. Vielleicht wird sich das noch ändern.“

Alles ist anders als 2006, als er erstmals zurückgetreten war. Damals hatte er in Sao Paulo noch Chancen auf den achten WM-Titel. Aber Fernando Alonso triumphierte. Es blieb bei Schumachers sieben WM-Titeln. Womöglich ein Rekord für die Ewigkeit. Wie manch anderer: Er gewann 91 Rennen, holte 68 Mal die Pole-Position und fuhr 77 Mal die schnellste Rennrunde.

Dass in den drei Comeback-Jahren seit 2009 die Liste nicht länger wurde, lag weit weniger an ihm als an seinem Auto. Mit dem Silberpfeil war nicht mehr drin als ein mickriger dritter Platz in Valencia und die Qualifikationsbestzeit von Monaco — beides 2012. Schumacher verabschiedet sich dennoch als zufriedener Mensch: „Ich bin bald 44 und kann immer noch mit der Weltspitze mitfahren, meine Ausrufezeichen setzen.“

Angst, dass ihm vor Langeweile die Decke auf den Kopf fallen könnte, hat er nicht. „Ich möchte absolut verneinen, dass wir Rennfahrer Adrenalin-Junkies sind, aber kompetitiv bin ich schon“, betonte Schumacher.

Die neue Herausforderung hat allerdings nur 1 statt 750 PS. Mit Gattin Corinna züchtet er auf der neu gekauften „CS“-Ranch in Texas Pferde. Wenn es dann doch mal wieder ein bisschen schneller und spektakulärer zugehen soll: Schumacher hat schon sein Interesse am Kunstfliegen bekundet. dpa