Wie Vettel über den Titel denkt

Er beendet die Formel 1-Sommerpause als Führender. Ein Ortstermin.

Sebastian Vettel im Juli in Ungarn.

Foto: Zsolt Czegledi

Köln. Lächelnd betritt Sebastian Vettel mit den Händen in den Hosentaschen seiner Jeans den Raum. Scheinbar interessiert lässt sich der Heppenheimer erklären, wie das Logistikunternehmen UPS seine Mitarbeiter für das Ausliefern von Paketen schult. Einen kurzen Parcours, auf dem er lernt, wie die Paketboten sich bewegen müssen, um auf glattem Boden nicht zu stürzen, lässt er über sich ergehen. Von Vettels Entspannung bei dem Sponsorentermin in Köln wird am Sonntag wohl nichts mehr zu spüren sein. Im belgischen Spa-Francorchamps beendet der Formel-1-Zirkus seine vierwöchige Sommerpause. In die letzten neun Rennen startet der Ferrari-Pilot (202 Punkte) mit einem knappen Vorsprung von 14 Punkten auf seinen Konkurrenten Lewis Hamilton (188) im Mercedes.

„Im Moment schaut es gut aus. Es ist aber noch ein sehr, sehr langer Weg“, sagt der vierfache Weltmeister. Es sei wichtig, zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu sehr über den Gesamtsieg in der Fahrerwertung nachzudenken. Dennoch kann der 30-Jährige sich ein Lächeln nicht verkneifen, als ein UPS-Kunde mit Blick auf die Gesamtwertung bemerkt: „Endlich wieder Spannung.“ Die letzten Jahre seien in der Tat „ein bisschen eintönig“ gewesen, bestätigt Vettel.

Die Weiterentwicklungen der Autos in der Sommerpause können laut Vettel „sehr gravierend“ für den Ausgang des Titelkampfes sein. Der Große Preis von Belgien ist für die Teams der erste Anhaltspunkt, ob der Schritt nach vorn gelungen ist. Vettel konnte den Grand Prix bisher zweimal gewinnen. Der letzte Sieg datiert aus 2013 — damals noch für den Rennstall Red-Bull. In den letzten Jahren hatte er wenig Glück: 2016 wurde er Sechster. Im Jahr zuvor platzte ihm in der vorletzten Runde auf Rang Drei liegend der Reifen — am Ende kam er als Zwölfter ins Ziel. „Spa ist vielleicht nicht meine absolute Lieblingsstrecke, aber die langen Geraden und schnellen Kurven machen unterm Strich jedem Rennfahrer Spaß“, sagt der Hesse. Das Rennwochenende in Belgien ist für ihn fast ein kleines Heimspiel. Da es in diesem Jahr keinen Großen Preis von Deutschland gibt, ist keine Rennstrecke näher an seiner hessischen Heimat als Spa. „Ein Rennen in Deutschland ist immer etwas besonderes. Schade, dass wir ohne auskommen müssen“, sagt er. Dass in der nächsten Saison im Rennkalender wieder ein Stop am Hockenheimring eingeplant ist, sei ein Trost.

Zum Saisonende läuft Vettels Vertrag bei der Scuderia Ferrari aus. Es wird spekuliert, ob die Vertragsverlängerung beim Heimrennen des Rennstalls im italienischen Monza am 3. September bekanntgegeben wird. Vettel schweigt. Die Zukunft seines Teamkollegens Kimi Raikkönen ist indes geklärt: Der 37-jährige Finne hat seinen Kontrakt um ein Jahr verlängert. Unwahrscheinlich bleibt trotz der Trockenübungen beim Sponsor für Vettel eine Anstellung als Paketzusteller. „Das wäre nicht unbedingt ein Job für mich.“ Kaum überraschend bei so wenig Tempo und so vielen Stopps.