Zu teuer: Glock muss Formel-1-Team Marussia verlassen
Berlin (dpa) - Rennfahrer Timo Glock ist seinem Formel-1-Team Marussia zu teuer geworden und muss deshalb gehen. Trotz eines noch bis 2014 laufenden Vertrags verkündete der klamme Rennstall die „einvernehmliche Trennung“ nach drei Jahren.
„Obwohl es nicht der Weg ist, den ich erwartet hatte, freue ich mich auf meine zukünftigen Karrierechancen“, wurde der 30-Jährige in der Mitteilung zitiert. Der Hesse könnte künftig im Deutschen Tourenwagen Masters für BMW an den Start gehen. Damit haben für die neue Saison nur noch drei Deutsche ein Formel-1-Cockpit sicher: Weltmeister Sebastian Vettel, Mercedes-Pilot Nico Rosberg und Sauber-Fahrer Nico Hülkenberg. So wenig waren es zuletzt in der Saison 2005.
Ganz offen erklärte Marussia-Teamchef John Booth die Entscheidung in Sachen Glock mit wirtschaftlichen Zwängen. „Wir mussten Schritte einleiten, um unsere langfristige Zukunft zu sichern“, sagte der Brite. Dem Vernehmen nach kann sich das Team das Millionen-Gehalt des Odenwälders nicht mehr leisten und sucht nach einem Fahrer, der mehr Sponsorengeld mitbringt. Als Kandidaten für den zweiten Stammplatz neben dem Briten Max Chilton werden die Brasilianer Bruno Senna und Luiz Razia gehandelt.
Marussia rutschte im vergangenen Jahr im letzten Rennen noch von Platz zehn auf Rang elf der Konstrukteurswertung. Damit erhält das Team kein Geld aus dem Vermarktungstopf der Königsklasse. Dies ist offenbar einer der Gründe für die Sparmaßnahmen. „Timo hat einen großen Beitrag für unser Team geleistet. Er ist ein fantastischer Fahrer“, sagte Booth zum Abschied.
Doch auch Glocks Erfahrung und Klasse konnte die Probleme des jungen Teams nicht kaschieren. Seit drei Jahren bemüht sich Marussia vergebens um Anschluss ans Mittelfeld. Noch nie hat das Team einen WM-Punkt einfahren können. Dennoch versicherte Glock: „Ich hatte drei tolle Jahre bei Marussia.“
Glocks Formel-1-Kollegen reagierten mit Bedauern. „Das ist schade. Ganz sicher haben wir ihn nicht zum letztenmal gesehen“, twitterte Ex-Weltmeister Jenson Button. „Wir werden dich vermissen, Kumpel. Einer der guten Jungs, und es stieg ihm nie zu Kopf“, schrieb Vettels Red-Bull-Kollege Mark Webber. Auch McLaren-Neuzugang Sergio Perez und Force-India-Pilot Paul di Resta wünschten Glock alles Gute.
Der gelernte Gerüstbauer hatte seine Formel-1-Karriere 2004 bei Jordan begonnen. Danach fuhr er zunächst in der amerikanischen Champcar-Serie, ehe er sich 2007 als GP2-Meister erneut für die Formel 1 empfahl. Mit Toyota erlebte er dann seine erfolgreichste Zeit im Grand-Prix-Zirkus, fuhr dreimal aufs Podium. Als die Japaner 2009 aus der Formel 1 ausstiegen, heuerte Glock beim Manor-Projekt an, aus dem zunächst Virgin und dann Marussia wurde.
Nun geht es für Glock wohl in der DTM weiter, womöglich schon mit einem ersten Test in Valencia in dieser Woche. „Wir äußern uns im Moment nicht zu Fahrerfragen rund um das achte Cockpit“, hieß es dazu von BMW. Allerdings twitterte BMW-Werksfahrer Dirk Müller schon am Sonntagabend an die Adresse von Glock: „Glückwunsch und willkommen im Club.“ Glock antwortete vielsagend: „ppssss danke“.