Formel-1-Pilot Zukunft mit Renault: Hülkenberg will „Highlights“ setzen
Sepang (dpa) - Nico Hülkenberg ist der Alleinunterhalter bei Renault. 2018 erhält er mit Carlos Sainz jr. einen Teamkollegen auf Augenhöhe. Die Franzosen wollen dann den nächsten Entwicklungssprung machen.
Hülkenberg hat klare Vorstellungen, wie dieser aussehen soll.
Der Abschiedsschmerz hat auch Dr. Mohd Zin bin Bidin gepackt. Das letzte Formel-1-Rennen in Malaysia trifft den ärztlichen Leiter des Hospitals am Sepang International Circuit ins Mark. „Herz und Seele“ hätten er und seine Mannschaft seit der Premiere 1999 in die bestmögliche Versorgung gesteckt, berichtete der Doktor lokalen Medien. Von Wehmut ist Hülkenberg dagegen weit entfernt.
„Das ist einfach der Gang der Dinge. Manchmal fällt eine Strecke raus, eine neue kommt rein. Ich fahre hier gerne, es ist aber keine meiner Lieblingsstrecken“, räumte der Renault-Pilot ein. „Ich kann auch nicht sagen, dass ich es hier nicht mag. Fragst du mich, ob ich es vermissen werde? Da sage ich nein.“ Das wegen eines losen Kanaldeckels vorzeitig beendete zweite Freie Training schloss er dann auf Position neun ab.
Hülkenberg spricht Klartext. Auch wenn es seine weiteren Ziele mit dem französischen Werksteam betrifft. Für 2018 gehe es um den vierten Platz in der Konstrukteurs-WM, „aber mit einem Paket, das auch mal Highlights zulässt, wo wir es aus eigener Kraft aufs Podium schaffen“, erläuterte der Emmericher bei einsetzendem Nieselregen im Fahrerlager von Sepang. „Für mich ist wichtig, dass wir versuchen, den Abstand in den Rennen auf die Topteams zu halbieren. Wenn wir das schaffen, haben wir schon ordentlich was erreicht.“
Nach 14 Etappen belegt Renault derzeit Position sieben. Das liegt vor allem daran, dass Hülkenberg den Alleinunterhalter in Sachen Punkte spielen muss. Von 42 Zählern sammelte er allein 34. Jolyon Palmer fährt als Teamkollege permanent hinterher, konnte mit Rang sechs in Singapur aber endlich mal ein Lebenszeichen senden.
Vor seinem Aus bei den Franzosen rettet das den Briten aber nicht. Carlos Sainz Jr. vom Red-Bull-Schwesterteam Toro Rosso ersetzt Palmer 2018 nach nur einer Saison. Der Spanier wird wiederum für ein Jahr von Red Bull ausgeliehen. „Wir denken, dass sich Nico und Carlos auf und abseits der Strecke ergänzen und uns helfen werden, weiter nach vorne zu kommen“, sagte Renault-Sportchef Cyril Abiteboul.
Sein künftiger Stallrivale ist für Hülkenberg noch eine Unbekannte. „Ich weiß nicht, wie Carlos drauf ist, ich kenne ihn noch nicht“, sagte der 30-Jährige. „Es wird mit Sicherheit auch mit Carlos gut gehen. Er ist ein junger Spund, aber schnell.“ Es helfe dem Team, „wenn man zwei Autos hat, die in die Punkte fahren“.
Das beste Karriereergebnis von Sainz war Rang vier in Singapur. Eine Position, mit der sich Hülkenberg auskennt. Unter den besten drei Piloten landete der Le-Mans-Gewinner von 2015 in der Formel 1 nämlich noch nicht. Beim Glitzer-Grand-Prix schied er sogar vorzeitig aus und schaffte es auch in seinem 129. Rennen nicht auf das Podest. Damit nahm er dem früheren Rennfahrer Adrian Sutil die Bestmarke ab.
„So einen Rekord muss man sich zurechtlegen, den muss man sich erarbeiten“, meinte Hülkenberg süffisant und berichtete witzelnd von einem Anruf bei Sutil am Montag nach dem Rennen und der Frage, ob dieser „jetzt überhaupt noch einen Lebenssinn“ habe.
In Singapur lag Hülkenberg sogar vorübergehend auf Position drei, ehe ihn ein Defekt an seinem Renault zur Aufgabe zwang. Der Crash von Sebastian Vettel auf den ersten Metern erinnerte ihn an seinen eigenen Unfall zwölf Monate zuvor, als er nach einem fulminanten Start früh ausschied. „Manchmal ist man echt ein Opfer, wenn man einen zu guten Start hat und die Startdynamik gegen einen ist“, sagte Hülkenberg. Vielleicht ist ja in Malaysia die Zeit reif, dass ihn die Renndynamik bis auf das Podest führt.