Grand Prix in Austin Hamiltons Formel-1-Soap: Showauftritt zur Einstimmung

Austin (dpa) — Die Hauptrolle bei der Pk gehörte Lewis Hamilton diesmal ohne Eskapaden. In seiner Formel-1-Soap will er auch auf der Strecke wieder der Protagonist werden.

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Und wo könnte er das besser als in Amerika. „Es ist fast so, als ob die amerikanischen Fans mich als einen der ihren adoptiert hätten“, sagte Hamilton vor dem Großen Preis der USA an diesem Wochenende in Austin — dort, wo er vor einem Jahr Titel Nummer drei perfekt gemacht hatte.

Der vierte soll es in dieser Saison werden. Nur vier Piloten - Michael Schumacher/7, Juan-Manuel Fangio/5, Alain Prost und Sebastian Vettel/jeweils 4 - gelang das in der über 65-jährigen Geschichte der Motorsport-Königsklasse. „Natürlich“ habe Hamilton noch Chancen auf den Titel, betonte Kollege Vettel.

Nico Rosberg droht Hamilton diese Chance aber zu rauben. Selbst wenn der Titelverteidiger in Austin, eine Woche später in Mexiko-Stadt sowie danach in Sao Paulo und das Finale in Abu Dhabi gewinnt — die Weltmeister-Garantie ist verloren gegangen. Eine mögliche Niederlage im Titelkampf gegen Rosberg wolle er „wie ein Mann“ hinnehmen. „Du kannst nicht immer gewinnen, das gehört dazu“, sagte der 49-malige Grand-Prix-Gewinner in Austin.

Auch an Kredit hat er einiges verspielt in den zurückliegenden Wochen. Die Souveränität, die ihn in den vorangegangenen Jahren ausgezeichnet hatte und bis zur Unerschütterlichkeit angewachsen war, ist vorerst weg. Kritik an seinem Verhalten während der Pressekonferenz vor dem Großen Preis von Japan, als er via Snapchat Videos postete, quittierte Hamilton zwei Tage später mit einer Art Auskunftsboykott vor den schreibenden Medienvertretern.

Hamilton nimmt sich das einfach raus. So wie er nach dem Malaysia-Rennen und erneuten Motorenproblemen öffentlich deutliche Kritik an seinem Arbeitgeber äußerte. Hamilton lebte auch schon Liebeskummer öffentlich aus und ließ vor Jahren Botschaften auf seinen Helm schreiben.

Vor allem in seiner britischen Heimat wird sein derzeit launiges Verhalten mit Argwohn beobachtet. Immerhin ist er der erfolgreichste Formel-1-Pilot, den das Königreich jemals hervorbrachte (Jackie Stewart hat bei ebenfalls drei Titeln weniger Grand-Prix-Siege/27) und ist einer der aktuell erfolgreichsten Sportler Großbritanniens. En passant merkte der „Guardian“ kürzlich in dem Zusammenhang an, dass Hamilton im Pantheon nationalen Kulturgutes eines Landes sei, in dem er nicht mal lebe.

Offizieller Wohnsitz ist Monaco, wie bei Rosberg. Ansonsten scheint Hamilton vor allem in seinem weinroten Privatjet und auf der ganzen Welt zuhause zu sein. Seine fast 3,9 Millionen Fans jeweils bei Facebook und Twitter lässt er an seinen Trips reichlich teilhaben. Sämtliche Plattformen bediene er nicht selbst, er habe dafür auch seine Leute, betonte er am Donnerstag in Austin, wo seine Kritik an den oftmals wenig spektakulären, vor allem aber eher selten Fan-nahen Pressekonferenzen wieder Thema war und Hamilton im Mittelpunkt stand.

Er meisterte es, meist sogar mit einem freundlichen Lächeln. Bei ihm gehört die Show dazu, entsprechend viel Spaß bereitete ihm sichtlich der Auftritt vor dem Amerika-Spektakel bei US-Star-Talkerin Ellen de Generes, die bei Facebook gleich vom gut aussehenden, smarten und schnellen Hamilton schwärmte. „Es ist sein Leben außerhalb der Strecke, das ihn zu einer Marke gemacht hat“, schrieb die Zeitung „USA Today“ unter der Überschrift: „Hamilton lebt ein VIP-Leben“.