Hessische Mini-Flotte will wieder Rallye Dakar dominieren
Lima (dpa) - Die Wüste ruft diesmal gleich zu Beginn. Zum ersten Mal, seit der Dakar-Tross durch Südamerika rollt, müssen sich die Fahrer unmittelbar nach dem Start in Lima auf die Tücken der peruanischen Dünen einstellen.
Gerade dort wird es auch wieder auf den deutschen Beifahrer Dirk von Zitzewitz ankommen, wenn er mit seinem südafrikanischen Piloten Giniel de Villiers den überraschenden dritten Rang mit dem Toyota Hilux vor einem Jahr bei der Premiere noch toppen will. Im VW Touareg hatte von Zitzewitz seinen Partner de Villiers 2009 schon zum Sieg geführt.
Am Samstag werden fast 200 Motorradfahrer, rund 160 Autos, 40 Quads und 75 Trucks die Rampe in Perus Hauptstadt Lima verlassen. Die Teilnehmer kommen aus 53 Nationen. Am 19. Januar steht in Chiles Kapitale Santiago nach insgesamt 14 Etappen der Sieger der 35. Rallye Dakar fest. „Es wird ein harter Wettkampf in diesem Jahr“, prophezeite schon Vorjahressieger Stéphane Peterhansel. Neben Peru und Chile wird auch wieder Argentinien Gastgeber der fünften Südamerika-Auflage des legendären Offroad-Spektakels sein.
Nach seinem insgesamt zehnten Sieg vor zwölf Monaten startet Peterhansel auch bei der Dakar 2013 wieder als einer der Topfavoriten. Steuern wird der Franzose erneut einen Mini des hessischen x-raid Teams. Neben dem 47-Jährigen setzt Teamchef Sven Quandt auf weitere bewährte Kräfte.
Allerdings müssen sich die erfahrenen Peterhansel & Co auch auf die Attacken eines alten Bekannten gefasst machen. Nach einem Jahr Auszeit ist der ehemalige Rallye-Weltmeister Carlos Sainz mit dem deutschen Co-Piloten Timo Gottschalk wieder am Start, er tritt neben dem 2011-Gewinner Nasser Al-Attiyah für das neue Qatar Red Bull Rallye Team in einem Buggy an. „Druck gehört zu einem Projekt von dieser Größe dazu, aber es ist Teil meines Jobs, damit klarzukommen“, betonte Sainz. „Es gibt keine Zeit zum Beobachten.“
Denn wer gleich zu Beginn Zeit in den Dünen von Peru verliert, wird es schwer haben, sie auf der Fahrt vom Norden in den Süden bis nach Chile wieder aufzuholen. Auch von Zitzewitz' Fahrer vermutet, dass sich gleich am Anfang das Feld lichtet. „Nach den ersten drei, vier Tagen werden wir unsere Siegchancen besser einschätzen können“, meinte de Villiers, sie seien aber nicht die Favoriten.
Dazu zählt sich selbst wohl eher schon der US-Amerikaner Robby Gordon. Nach seinem Ausschluss im vergangenen Jahr wegen eines Regelverstoßes tritt Gordon in seinem mächtigen Hummer mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch an: „Es ist jetzt die Zeit gekommen, daraus Kapital zu schlagen, was wir entwickelt und uns aufgebaut haben in den vergangenen sieben Jahren.“ Die versammelten Peterhansel-Gegner haben zumindest schon mal den Vorteil gegenüber dem vergangenen Jahr, dass der Diesel-Mini nach einer Regeländerung nun auch mit einem Standardmotor ausgestattet sein muss.
Eindeutiger als bei den Autos sieht die Lage vor dem Start bei den Motorrädern aus. Der spanische Dauer-Favorit und dreimalige Gewinner Marc Coma kann diesmal nicht dabei sein. Eine Schulterverletzung von der Rallye Marokko im Oktober macht einen Start unmöglich. „Wir sind enttäuscht, dass er nicht fahren kann, aber die Gesundheit und das Wohlergehen des Piloten sind das Wichtigste“, sagte KTM-Teamchef Alex Doringer. Immerhin kann er sich trösten, denn Vorjahressieger Cyril Depres ist bereit für den erneuten Gesamtsieg - es wäre sein fünfter.
Wie immer geht mit den Wünschen nach Erfolg auch die Hoffnung einher, dass es bei der gefährlichen Rallye zu keinen schlimmeren Unfällen kommt. Insgesamt forderte die Dakar seit ihrer ersten Austragung 1979 rund 60 Todesopfer und bleibt damit neben allem sportlichen Reiz immer diskussionswürdig.