Im Siegesrausch: Rossi mischt die MotoGP wieder auf

Termas de Rio Hondo (dpa) - Zur Feier des 110. Grand Prix-Sieges seiner Karriere hatte sich Valentino Rossi erneut etwas einfallen lassen.

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Der italienische Superstar der Motorrad-Weltmeisterschaft konnte es gar nicht erwarten, im Trikot der von ihm verehrten argentinischen Fußball-Legende Diego Maradona das Siegerpodest zu besteigen. Zuvor aber kniete er davor nieder und küsste das oberste Treppchen. Der Jubel, den der neunfache Champion am Sonntag in Termas de Rio Hondo zelebrierte, war aber nicht gespielt. Der zweite Saisonerfolg im dritten Rennen der MotoGP war für Rossi etwas Besonderes.

Wohl nur die größten Fans haben dem Yamaha-Piloten den dritten Frühling zugetraut. Zu dominant war in den vergangenen Jahren sein Kontrahent Marc Marquez aus Spanien, den Rossi am Sonntag aber mit all seiner Routine und Klasse demütigte. Einen fast Fünf-Sekunden-Rückstand fuhr der Italiener in der zweiten Rennhälfte zu, legte sich Marquez dann zurecht, um ihn mit einem gekonnten Manöver zu überholen. Und damit zusätzlich zu reizen. Denn Marquez wollte kontern und fuhr „Il Dottore“ zweimal ins Heck. Während Rossi die Berührungen ausbalancierte, stürzte der Titelverteidiger und schied aus.

„Wir haben an uns geglaubt, das ganze Rennen. Natürlich wussten wir, dass wir wahrscheinlich im Reifenpoker mit dem extraharten Pneu einen Vorteil haben werden. Deshalb bin ich auch nicht unruhig geworden, als der Vorsprung von Marquez so groß war“, beschrieb Rossi seine Strategie. Nach den zwei Siegen in Katar und Argentinien und dem dritten Rang in Austin/Texas geht der Italiener nun mit großem Vorsprung in der Gesamtwertung in die Europa-Grand Prix. Von Top-Favorit Marquez trennen ihn bereits 30 Punkte. „Es folgen viele Strecken, die ich sehr mag“, sagte der 36-Jährige. An den zehnten WM-Triumph seiner Laufbahn mag er indes (noch) nicht denken.

Denn Rossi ist Realist. Die vergangenen Jahre mit nur wenig Erfolgserlebnissen haben ihm gezeigt, wie schnell sich das Blatt wenden kann. Zwei Jahre bei Ducati waren für ihn ein Rückschritt, da die Maschine im Gegensatz zur jetzigen nicht konkurrenzfähig war. Nach seiner Rückkehr zu Yamaha musste er auch stallintern kämpfen, denn mit Jorge Lorenzo hat er einen ebenbürtigen, aber bedeutend jüngeren Kontrahenten in der gleichen Box.

Überhaupt ist der Angriff der jungen Wilden mit Marquez und Lorenzo an der Spitze eine große Herausforderung für den Millionär. Für ihn spricht, dass er sich dieser stellt, weiter an sich, seinem Fahrstil und an der Verbesserung seines Motorrades arbeitet. Dies gepaart mit seiner Erfahrung könnte aber auch der Grundstein für ein Rossi-Jahr sein, mit dem niemand gerechnet hat.