Moto2-Pilot Folger beim Heim-Grand-Prix knapp geschlagen
Hohenstein-Ernstthal (dpa) - Jonas Folger hat über 210 000 Motorrad-Fans in Ekstase versetzt, der ganz große Wurf blieb ihm aber versagt. Beim Motorrad-Grand-Prix auf dem Sachsenring verpasste der Moto2-Pilot aus Schwindegg den Sieg um ganze 0,059 Sekunden.
Der Franzose Johann Zarco, im nächsten Jahr Folgers Teamkollege bei Tech3-Yamaha in der MotoGP-Klasse, hatte in dem Wimpernschlagfinale das bessere Ende für sich. Der Jubel der Fans war Folger dennoch sicher. Insgesamt pilgerten 212 411 Zuschauer an den Sachsenring und sorgten damit für eine leichte Steigerung zum vergangenen Jahr.
Bei zum Teil widrigen Witterungsbedingungen feierten sie auch mit den anderen Siegern Khairul Idham Pawi aus Malaysia in der Moto3 sowie dem Spanier Marc Marquez in der MotoGP, auch wenn dort die einheimischen Piloten keine Rolle spielten oder gar nicht erst antreten konnten wie Stefan Bradl, der sich bei einem Sturz im Warm-up verletzt hatte.
„Ich bin so verdammt glücklich über den zweiten Platz. Jetzt habe ich meinen Frieden mit dem Sachsenring geschlossen“, sagte Folger. Nie zuvor war er in der Lage gewesen, beim Heim-Grand-Prix mitzuhalten. „Das Wetter hat uns sicher in die Karten gespielt. Bei trockener Piste hätten wir wahrscheinlich größere Probleme bekommen“, analysierte der Bayer.
Er war vom 13. Startplatz nach vorn gefahren. Dann übernahm er in Runde acht kurzzeitig die Führung. „Ich wollte mein Tempo gleichmäßig fahren, deshalb bin ich nach vorn gegangen“, erklärte Folger. Mitte des Rennens aber konnte und wollte er den Speed seiner Konkurrenten nicht mitgehen. „Da habe ich mich zurückgehalten und habe recht bekommen“, sagte Folger.
Die Gegner nämlich rutschten einer nach dem anderen von der regennassen Strecke, so dass nur noch Zarco und Folger übrig blieben. „Ich bin volles Risiko gegangen, habe ihn mir für die letzte Kurve zurechtgelegt. Aber er hat auch sehr spät gebremst und war auf der Außenbahn besser in der Lage, die Geschwindigkeit nach der Kurve wieder aufzunehmen“, beschrieb Folger die rennentscheidende Szene wenige Meter vor dem Zielstrich.
Bradls Aus kam noch vor dem Rennen. Im Warm-up flog der Aprilia-Pilot in Kurve sieben per Highsider von der Strecke, wirbelte samt Motorrad durch das Kiesbett und blieb zunächst regungslos liegen. Mit Hilfe der Streckenposten rappelte er sich dann aber auf und torkelte zum Clinica Mobile. Dort diagnostizierten die Ärzte eine Gehirnerschütterung, ein Schleudertrauma und Prellungen. „Ihm geht es aber schon wieder besser, seine Freundin fährt ihn nach Hause„, teilte Vater Helmut Bradl mit.
Der Ausfall ist doppelt bitter für Bradl. Zum einen wollte er sich nach seinem Fehlen vor einem Jahr wegen eines Kahnbeinbruchs wieder seinen einheimischen Fans stellen, zum anderen mit einer guten Leistung seine Anwartschaft auf einen doch noch guten Vertrag für die nächste Saison unterstreichen. Über seine Zukunft will der 26-Jährige, der am Sachsenring nur nebenbei Gespräche mit potenziellen Arbeitgebern führte, bis Ende Juli Klarheit haben.
Den Sieg in der MotoGP sicherte unterdessen der WM-Führende Marc Marquez. Der Spanier hat seinen Ruf als „Mister Sachsenring“ eindrucksvoll bestätigt. Der Honda-Pilot blieb mit seinem Sieg seit sieben Jahren am Sachsenring in den verschiedensten Klassen ungeschlagen. Marquez gewann dank einer taktischen Meisterleistung vor seinem britischen Markenkollen Cal Crutchlow sowie Ducati-Pilot Andrea Dovizioso aus Italien und baute seine Führung in der Gesamtwertung weiter aus. Marquez hatte als einer der ersten den Wechsel auf sein Motorrad mit Slick-Reifen vollzogen.
In der Moto3-Klasse gab es für Philipp Öttl einen Rückschlag. Eine völlig misslungene erste Runde warf den Bayer weit zurück. Die Aufholjagd, unterstützt durch zahlreiche Ausfälle, führte aber nicht in die Punkteränge. Platz 17 war enttäuschend.
Mindestens bis 2021 wird es einen deutschen Motorrad-WM-Lauf geben. ADAC als Lizenznehmer und Rechteinhaber Dorna vereinbarten einen neuen Fünfjahresvertrag. Ob der Sachsenring weiter Ausrichter bleibt, ist indes noch unklar. Man befinde sich auf der Zielgeraden der Verhandlungen, teilte der ADAC am Sonntag mit. Bis Mitte August soll eine Entscheidung gefallen sein.