Nur Bahrain-Debatte stört den Glanz der Formel 1

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Sakhir (dpa) - Die Formel 1 steuert nach dem packendsten Start seit langem auf ein denkwürdiges Titelrennen zu - nur die brodelnde Debatte um den bevorstehenden Auftritt in Bahrain passt so gar nicht zum Hochglanz-Bild.

Auf der Strecke hat die Königsklasse vor ihrem vierten Saisonlauf in der Wüste von Sakhir am Sonntag alles zu bieten: drei verschiedene Sieger, in Nico Rosberg einen neuen Formel-1-Stern, Weltmeister Sebastian Vettel als Aufholjäger und Rennaction bis zum Abwinken. „Dies ist die beste Formel-1-Saison aller Zeiten und härter umkämpft denn je“, urteilte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug.

Doch abseits des sportlichen Spektakels muss die schillernde Rennserie in diesen Tagen heftige Kritik einstecken. Bahrains Opposition, Menschenrechtsorganisationen und einige Politiker hatten auf eine erneute Absage des Rennens gedrängt. Im Königreich habe sich seit den blutigen Unruhen vor einem Jahr nur wenig verbessert, argumentieren die Grand-Prix-Gegner. Doch trotz anhaltender Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften in Bahrain hält der Automobil-Weltverband FIA diesmal am Rennen fest.

Die Formel 1 wolle sich ganz auf den Sport konzentrieren, verfügte FIA-Präsident Jean Todt. Und tatsächlich: die jüngste Shanghai-Show lenkte die Experten-Diskussionen vorerst wieder zurück auf den Asphalt. „Wir hatten drei sehr unterschiedliche Rennen, und ich denke, wir werden womöglich 20 sehr verschiedene Rennen bekommen. Das ist faszinierend“, schwärmte McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh.

Seine Piloten Lewis Hamilton und Jenson Button kommen als WM-Führende nach Bahrain. Hamilton schaffte es ohne Sieg und mit drei dritten Plätzen an die Spitze. Aber der Weltmeister von 2008 hat gleich eine Reihe von Teams als ernsthafte Gefahr ausgemacht. „Mercedes, Red Bull, Ferrari, Lotus und Sauber sind alle oben mit dabei. Das ist eine echt enge Meisterschaft“, sagte der Brite.

Dass die lange hinterherfahrenden Mercedes von Hamilton plötzlich als erster Rivale genannt werden, hat vor allem mit Rosbergs historischer Sieg-Premiere von China zu tun. „Niki Lauda hat gesagt, dass der erste Sieg der schwierigste ist, danach wird es leichter. Es wäre fantastisch, wenn es so wäre“, meinte Rosberg.

Nach zwei Rennen ohne Punktgewinn zum Auftakt hat sich der 26-Jährige in den Kreis der Titelanwärter katapultiert - eine von vielen atemberaubenden Kehrtwenden in der ersten Saisonphase. „Jetzt bin ich gespannt, wie er sich mit diesem Sieg auf dem Konto weiterentwickeln wird“, sagte Mercedes-Teamchef Ross Brawn.

Spannend dürfte auch werden, wie Rekordchampion Michael Schumacher im internen Duell auf Rosbergs Sternstunde reagiert. „Wir wollen uns fortlaufend steigern, die Füße auf dem Boden halten und keine unnötigen Wellen machen, von denen gibt's in der Formel 1 schon mehr als genug“, benannte Haug das Mercedes-Motto. Ohnehin erscheint fraglich, ob die Silberpfeile im heißen Bahrain vor allem im Rennen ähnlich auftrumpfen können wie im eher kühlen China.

Noch gar nicht zur Topform haben die Red Bulls gefunden. Vettels China-Bilanz klang wie ein Zwischenfazit des bisherigen Geschehens. „Sicher hätte es auch besser sein können, aber mit solchen Gedanken sollte man sich nicht allzu lange aufhalten, sondern aufs nächste Rennen schauen“, sagte der Doppelchampion.

WM-Fünfter ist der Hesse derzeit, sogar noch hinter seinem Stallrivalen Mark Webber. „Vettel braucht ein Auto, das gewisse Voraussetzungen erfüllt - und das bietet unser Auto nicht. Nur dann kann er diesen 'Vettel-Faktor' ausspielen“, erklärte Helmut Marko, Motorsportberater von Red Bull. In Sakhir darf Vettel zudem auf der Suche nach der verlorenen Dominanz sein altes Auspuffmodell nicht mehr nutzen, sondern muss Webbers modifizierte Heckvariante fahren. Aber das muss noch nichts heißen - soviel zumindest hat der verrückte Start in diese Saison bewiesen.