Russland, China und mehr: DTM strebt in die weite Welt
Moskau/ (dpa) - DTM-Spitzenreiter Mike Rockenfeller ist egal, wo er seine Punkte auf dem Weg zum Titel holt. England, Deutschland oder Russland - der Audi-Pilot macht da erst mal keinen Unterschied.
„Für mich ist in erster Linie wichtig, ob ich ein gutes Auto habe. Ob das Rennen in Europa ist oder nicht in Europa, das spielt für mich nicht so die große Rolle“, sagte Rockenfeller vor dem ersten Russland-Rennen der DTM-Geschichte am Sonntag.
Für seinen Arbeitgeber hingegen ist gerade der Ort des sechsten Saison-Laufs auf dem „Moscow Raceway“, rund 80 Kilometer nordwestlich von Moskau, immens wichtig. Und auch die seit kurzem beschlossene Rückkehr ins Reich der Mitte ab der kommenden Saison bekommt große Zustimmung aus Ingolstadt. „China und Russland sind für Audi zwei extrem wichtige Märkte“, betont Dieter Gass, DTM-Chef der Bayern. Die Konkurrenten Mercedes und BMW legen ebenfalls viel Wert auf die Gastspiele im außereuropäischen Ausland. Die seien „bei der Entscheidung von BMW, in die DTM zurückzukehren, eine maßgebliche Triebfeder“ gewesen, sagt BMW-Motorsportchef Jens Marquardt.
„Unsere Hersteller wollen in den Zukunftsmärkten präsent sein“, begründet DTM-Boss Hans Werner Aufrecht die aktuelle Ostbewegung. Durch die Boxengasse geistert auch immer der arabische Raum, mancher Fahrer wünscht sich zudem einen Start in Nordamerika, aber das sei noch „Zukunftsmusik“, so Aufrecht. Mehr als die geplanten elf Rennen für kommendes Jahr sollen es ohnehin auch danach nicht werden.
„Oberstes Gebot bleibt, dass der Veranstaltungskalender ausgewogen ist und die Kosten für jeden möglichen Schritt der Expansion im Rahmen bleiben“, sagt Marquardt. Ein Logistikkonzept, mit dem die Kosten für Überseeauftritte gedrückt werden, gibt es aber inzwischen.
Während es den DTM-Fans vor allem um den Motorsport geht, spielen bei den Autobauern auch Marketingerwägungen eine zentrale Rolle - ein sportliches Image lässt sich eben vor allem durch Erfolge auf der Strecke erzeugen. An gutem Sport sind daher alle interessiert, die Hersteller aber eben nicht nur. „Wir sind natürlich interessiert an der Internationalisierung der DTM, entsprechend gibt es auch Verhandlungen mit Japan und den USA“, sagte Gass.
In Japan kooperiert die ITR als DTM-Rechteinhaber und -vermarkter mit der Super-GT, in den USA soll es möglichst schon 2015 eine neue Rennserie nach dem Vorbild der DTM geben. Alle drei Meisterschaften haben dann das gleiche technische Reglement. Das soll den beteiligten Marken erlauben, bei gleichbleibenden Entwicklungskosten in mehreren Serien aktiv zu sein. Nissan und Toyota liebäugeln bereits mit eigenen Fahrzeugen in der DTM. Und auch ein serienübergreifendes Saisonfinale ist wohl schon mehr als nur ein Gedankenspiel. Zudem verdient die ITR durch Lizenzgebühren Geld mit den Kooperationen.
Die Aussicht auf mehr Hersteller in der Basis-DTM dürfte den Fans hierzulande gefallen, die entstehenden Kosten durch die weit entfernten Rennen dagegen nicht. Ein Ausflug nach Zandvoort, Spielberg oder Brands Hatch ist bezahlbar. Flüge nach Russland oder China können aber richtig teuer sein. Aufrecht berichtet deswegen von Überlegungen, zukünftig günstige Shuttle-Flüge für Fans anzubieten.
Dass für die Auslandspläne traditionsreiche Strecken in Deutschland weichen müssen, wird nach seinen Angaben nicht passieren. „Es wird in Deutschland weiter sechs Rennen geben“, versprach Aufrecht. Zudem sei die Unterhaltung für die Fans in Deutschland durch die TV-Übertragung „gegeben, egal wo wir fahren“.