Showdown vor Gericht: Gribkowsky-Aussage vs. Ecclestone
München/Barcelona (dpa) - Angeklagter gegen Hauptbelastungszeuge: Im Schmiergeldprozess um Bernie Ecclestone kommt es zum Showdown mit dem verurteilten Gerhard Gribkowsky. Der 1,58 Meter kleine Formel-1-Chef gegen den 1,90 Meter großen ehemaligen Risiko-Vorstand der Bayerischen Landesbank.
Ecclestone soll Gribkowsky bestochen haben, sagt der Häftling der Justizvollzugsanstalt München und auch die Staatsanwaltschaft. Es geht um 44 Millionen Dollar, die Ecclestone ihm beim Verkauf der Formel-1-Mehrheit gezahlt hatte. Ecclestone wehrt sich gegen die Schmiergeld-Vorwürfe: Stimmt nicht, sagte der 83-Jährige vor Gericht. Gribkowsky habe ihn erpresst und nur deshalb habe er gezahlt.
Allzu freundlich dürfte die Begrüßung der beiden ungleichen Männer nicht ausfallen: Gribkowsky, der Deutsche mit dem strotzenden Selbstbewusstsein, war dem Briten Ecclestone noch nie sympathisch. Der Banker habe einerseits Wärme ausstrahlen, aber auch skrupellos, hart und aggressiv auftreten können, beschrieb Ecclestone ihn vor Gericht. Nur kam der Formel-1-Zampano nicht an Gribkowsky vorbei, als die BayernLB im Jahr 2006 ihre Mehrheit an der Rennserie verkaufen wollte.
Gribkowsky habe ihm zwar nicht konkret gedroht, aber immer wieder mit Anspielungen unter Druck gesetzt, ihn bei den Steuerbehörden anzuzeigen: „Es ging um das Grab, in dem Bernie Ecclestones Steuergeheimnis wohl verborgen sein sollte.“ Eine Steuernachzahlung hätte ihn bis zu zwei Milliarden Pfund kosten können - auch für einen Milliardär zu viel Geld.
Die Staatsanwaltschaft glaubt diese Version nicht. Grundlage für ihre Vorwürfe ist die Aussage Gribkowskys. Vor Gericht wird es aber auch darum gehen, ob Ecclestone wusste, dass Gribkowsky bei einer staatlichen Bank angestellt war - und damit ein Amtsträger, der kein Geld annehmen darf. Im Strafgesetz wird die Bestechung von Beamten, Soldaten oder anderen Amtsträgern besonders hart bestraft.
Beim Wiedersehen vor Gericht hat Gribkowsky nichts mehr zu verlieren, für Ecclestone geht es ums Lebenswerk. Auch wenn das Thema in der Formel 1 lieber mit Schweigen bedacht wird und business-as-usual herrscht. Und so glänzte der polierte Wohntruck des Briten auch am Donnerstag schon auf seinem Pole-Position-Parkplatz auf dem Circuit de Catalunya. Es dürfte wohl damit zu rechnen sein, dass Ecclestone den davor ausgelegten grünen Kunstrasen am Samstag frühestens betreten wird.
Dann hat er das erste Gerichtsduell in seinem Prozess mit Gribkowsky hinter sich. Vor zweieinhalb Jahren trafen sich die beiden schon einmal vor dem Gericht in München: Gribkowsky als Angeklagter, Ecclestone als Zeuge. Gribkowsky wurde letztlich wegen Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt.
Die nun anstehende Zeugenaussage des Ex-Bankers werden Ecclestones Anwälte bis ins letzte Detail hinterfragen: Es gebe verschiedene Versionen und diese seien nicht zu halten, hatten sie vorab schon kritisiert. Gribkowsky wird sich zu wehren wissen. Er ist selbst Jurist mit Doktortitel und nicht auf den Mund gefallen.