„Tausendsassa“ Al-Attiyah auf dem Weg zum Dakar-Triumph
Termas Rio Hondo (dpa) - Nasser Al-Attiyah lässt die schwerste Rallye der Welt fast wie eine Spazierfahrt wirken. Zumindest was seine Dominanz betrifft.
Wären da nicht die zwei Minuten, die ihm nachträglich den Sieg auf der ersten Etappe gekostet hatten, würde der 44 Jahre alte Pilot aus Katar einem Start-Ziel-Sieg entgegensteuern. Mit Wut im Bauch eroberte Al-Attiyah mit seinem Sieg auf der zweiten Etappe die Gesamtführung - und gab sie bislang nicht ab. Am Samstag will sich der Olympia-Dritte von London im Tontaubenschießen zum zweiten Mal nach 2011 in Buenos Aires zum Dakar-Gewinner krönen lassen.
Denn noch immer wurmt ihn die Enttäuschung vom vergangenen Jahr, als er durch eine Ein-Stunden-Strafe jegliche Siegchance verlor. Letztlich wurde Al-Attiyah Dritter. „Jetzt bin ich in einer besseren Position, und mein Ziel ist es zu gewinnen“, betonte er vor dem Dakar-Start 2015. Und diesem Ziel ist er mit seinem neuen Beifahrer Matthieu Baumel bereits ganz nahe gekommen.
Titelverteidiger Nani Roma aus Spanien musste im Mini des hessischen X-Raid-Teams vorzeitig aufgeben, er lag aber ohnehin nicht auf Siegkurs. Die bisherigen Dritten, Yazeed Alrajhi und sein deutscher Co-Pilot Timo Gottschalk, mussten im Toyota ebenfalls Mitte dieser Woche passen. Vor dem Schlussabschnitt liegt Al-Attiyah in seinem Mini mehr als 35 Minuten vor Toyota-Pilot Giniel de Villiers aus Südafrika und dessen deutschen Co-Piloten Dirk von Zitzewitz. Auf Rang drei beträgt der Vorsprung gar schon mehr als anderthalb Stunden.
Die letzten Tage müssten sie aber noch überstehen, betonte Al-Attiyah vor dem Finale an diesem Samstag mit der Rückkehr nach Buenos Aires. Dort hatte die Dakar am 4. Januar begonnen, über Chile und Bolivien ging es über rund 9000 Kilometer zurück nach Argentinien. Es ist die siebte Auflage der Rallye seit dem Umzug nach Südamerika. Bislang gelang es nur Rekordgewinner Stéphane Peterhansel die Dakar in Südamerika zweimal (2012 und 2013) zu gewinnen. 2009 hatten Villiers/Zitzewitz triumphiert, 2010 Carlos Sainz und 2011 erstmals überhaupt Al-Attiyah, der „Tausendsassa des Rallyesports“, wie ihn die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ jüngst taufte.
Der Grund: Al-Attiyah ging im Vorjahr auch in der Word Rallye Championship 2 an den Start - und holte im November in Wales den Titel. Insgesamt neunmal gewann er bereits die Meisterschaft im Mittleren Osten.
Die Dakar hat Al-Attiyah seit 2004 fest in seinem Kalender. Fünfmal erreichte er nicht das Ziel. Wenn er es schaffte, kam der Katarer aber immer unter die Top Ten. Dreimal (2010 Zweiter, 2011 Erster, 2014 Dritter) landete er auf dem Podest. Bislang brachte es Al-Attiyah auf insgesamt 23 Etappensiege. Weitere dürften folgen.