Verstappen: „Ich genieße mein jetziges Alter“
Singapur (dpa) - Max Verstappen ist verschwitzt. Der mit 18 Jahren und 228 Tagen jüngste Grand-Prix-Sieger der Formel-1-Historie absolviert im schwül-heißen Singapur einen Medientermin nach dem anderen.
Im Interview der Deutschen Presse-Agentur spricht der niederländische Red-Bull-Youngster über seinen Fahrstil, Bernie Ecclestone und die WM-Aussichten für die nächste Saison.
Herr Verstappen, sind Sie eigentlich ein Nachtmensch?
Max Verstappen: Ich bleibe immer ziemlich lange auf, ich bin eher ein Nachtmensch. Ich genieße das. Es hängt natürlich davon ab, wo man sich befindet. Ich mag es nicht, schon um 22.00 Uhr ins Bett zu gehen. Dann macht man am späteren Abend ein bisschen Training zuhause, schaut TV, solche Sachen.
Letztes Jahr sind Sie in Singapur Achter geworden. Was ist das Schwerste und Faszinierendste an diesem Nachtrennen?
Verstappen: Das Schwierigste ist der Kurs an sich selbst. Er verlangt dem Körper viel ab, hat komplizierte Kurven. Du musst dich stark konzentrieren, weil du dazwischen nicht so viel Zeit zum Erholen hast. Das Faszinierende sind natürlich die Lichter, die Atmosphäre ist sehr nett.
Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff vergleicht Sie vom Talent her mit Legende Ayrton Senna, Silberpfeil-Teamaufsichtsrat Niki Lauda kritisierte Sie zuletzt wegen angeblich zu harter Manöver sehr heftig - haben Sie schon immer als Rennfahrer solche kontroversen Reaktionen hervorgerufen?
Verstappen: Natürlich nicht, weil man in anderen Serien nicht so viele Medien hat. Ich habe aber immer dieselben Sachen gemacht. Deshalb sehe ich da keine Probleme.
Ist es für Sie eine Ehre, als möglicher nächster Senna gelobt zu werden?
Verstappen: Ich bleibe ziemlich neutral. Ich höre nicht zu sehr auf die guten Sachen und nicht zu sehr auf die schlechten Sachen. Ich konzentriere mich nur auf mich und versuche auf der Strecke das Beste rauszuholen.
Haben Sie ein Problem damit, wegen Ihrer Fahrweise „Mad Max“ (Verrückter Max) genannt zu werden?
Verstappen: So werde ich schon gerufen, seitdem ich sehr jung bin. Daher ist das okay, das ist wie ein Spitzname für mich.
Muss man vor allem als junger Rennfahrer besonders kompromisslos sein?
Verstappen: Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Auf der Strecke tue ich, was ich meiner Meinung nach tun muss. Ich fahre einfach Rennen, so wie ich es für richtig halte. Dazu gehört mal ein bisschen mehr Risiko, mal ein bisschen weniger. Dazu gehören auch Kompromisse.
Ist es als so junger Fahrer besonders schwer, sich unter den älteren Fahrern oder Teammitgliedern Respekt zu erarbeiten?
Verstappen: Nein, man muss einfach sein Bestes geben und sobald man anfängt, Rennen zu gewinnen oder einfach einen guten Job abliefert, bekommt man automatisch Respekt. Wenn man außerhalb der Strecke eine nette Person ist, nicht arrogant anderen Leuten gegenüber auftritt, dann läuft alles ziemlich gut.
Bernie Ecclestone ist 85 Jahre alt und damit grob überschlagen fünfmal so alt wie Sie. Wie finden Sie die Entscheidung der neuen Formel-1-Besitzer, ihn als Geschäftsführer zu behalten?
Verstappen: Er hat den Sport sehr groß und sehr populär gemacht, es ist die populärste Motorsportserie der Welt. Ich bin froh, dass er bleibt. Er ist eine sehr nette Person.
Haben Sie hin und wieder Gelegenheit, mit ihm zu reden? Teilen Sie zum Beispiel einen ähnlichen Sinn für Humor?
Verstappen: Manchmal quatschen wir, wenn wir uns sehen. Ich glaube ganz generell, dass Niederländer und Engländer ziemlich gut miteinander auskommen können.
Auf der Homepage ihres Rennstalls steht unter Ihrem Namen „Das Alter spielt keine Rolle“. Gibt es Situationen, in denen Sie wünschten älter zu sein?
Verstappen:Eigentlich nicht, ich genieße mein jetziges Alter. Ich werde so oder so älter.
Haben Sie vor Ihrem Sieg in Spanien gespürt, dass Sie reif für den Erfolg sind?
Verstappen: An diesem Wochenende habe ich nie an den Sieg gedacht. Mir wurde gesagt, ich solle genießen, mich ans Auto gewöhnen und dann mal schauen, wo man landet. Alles ist aber ein bisschen besser gelaufen als erwartet. Damit habe ich selber nicht gerechnet. Manchmal hat man aber solche Wochenenden, an denen alles gut läuft. Man fühlt sich wohl im Auto. Wenn man dann führt, weiß man, was man zu tun hat.
Meinen Sie, nächstes Jahr schon reif für den Titel zu sein?
Verstappen: Ich glaube nicht, dass das eine Frage der Zeit ist. Du brauchst das richtige Paket, um es zu packen. Hoffentlich ist das schon nächstes Jahr so.
Dann wird also Red Bull gut genug zu sein?
Verstappen: Ich denke, wir sind jetzt schon ziemlich gut. Wir müssen aber das Gesamtpaket hinbekommen, um das konkurrenzfähigste Team zu sein. Hoffentlich haben wir das nächstes Jahr.
ZUR PERSON: Der Niederländer Max Verstappen (18) ist nicht nur der jüngste Grand-Prix-Sieger der Formel-1-Geschichte, sondern mit 17 Jahren und 166 Tagen auch der jüngste Starter. Er fährt für Red Bull.