Vettel bereit fürs Duell im Wilden Westen

Abu Dhabi (dpa) - Sebastian Vettel meldete sich erstmal ab, aber sein sagenhafter Auftritt in Abu Dhabi sorgte weiterhin weltweit für Gesprächsstoff. Nicht mal das eigene Team hatte den Husarenritt des Hessen erwartet, der wohl auch allerletzte Kritiker verstummen ließ.

„Es gab Zweifel, ob Sebastian Vettel einen dritten Formel-1-Titel verdient. Aber nun nicht mehr“, würdigte die britische Zeitung „Daily Mail“ den Red-Bull-Piloten. Womöglich kann Vettel schon in weniger als zwei Wochen den historischen Titel-Hattrick bei der Premiere der Formel 1 in Austin und in seinem 100. Grand Prix feiern.

Im Idealfall ist Vettel nur noch 308,896 Kilometer vom erneuten Triumph entfernt: Als nächstes stehen 56 Runden auf dem nagelneuen Circuit of the Americas im US-Bundesstaat Texas an. Nach der denkwürdigen Aufholjagd von Abu Dhabi - er machte 21 Plätze gut - ist das Selbstvertrauen des 99-maligen Grand-Prix-Starters aus Heppenheim unerschütterlich. „Es hat uns gezeigt, dass wir selbst dann erfolgreich sein können, wenn mal nicht alles nach unseren Plänen läuft“, schrieb Vettel auf seiner Homepage nach dem Wahnsinns-Rennen als Abschluss eines turbulenten Wochenendes.

„Er muss der glücklichste Mensch in der Formel 1 sein“, befand Rivale Lewis Hamilton, der seinen McLaren in Führung liegend wegen eines technischen Defektes hatte abstellen müssen. Das britische Blatt „The Sun“ titelte: „Sebastian Vettel ist das Rennen seines Lebens gefahren.“ Die italienische „La Gazzetta dello Sport“ schwärmte: „Herzschlagduell in der Wüste. Was für ein Kräftemessen zwischen Vettel und Alonso.“ Und Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali gab zu: „Wir wussten, dass er da sein würde.“

Wie Vettel da war, verblüffte sogar die eigene Mannschaft. Dass der 25-Jährige als Dritter hinter Fernando Alonso und Sieger Kimi Räikkönen ins Ziel kam, hatte sein Teamchef Christian Horner nicht mal zu träumen gewagt, wenngleich ihm sein Star-Pilot schon vor dem Start prophezeit hatte: „Ich seh' dich nachher auf dem Podium.“ Horner urteilte nachher, es sei eines der besten Rennen in Vettels Karriere gewesen. „Man sieht einfach: Er ist ein großartiger Racer, ein fantastischer Fahrer, ein fantastischer Champion.“

Wird Vettel aber schon in Austin der dritte Fahrer, der dreimal in Serie die WM gewinnen kann? Bislang gelang das nur den beiden Ikonen Juan Manuel Fangio (insgesamt fünf Titel) und Michael Schumacher (7). Die Rechnung ist simpel, aber die Umsetzung nicht einfach: Vettel braucht 15 Punkte mehr als Alonso im vorletzten Saisonlauf. Sprich: Vettel muss mindestens Dritter werden, dann müsste Alonso aber leer ausgehen. Nur zweimal passierte das in den bisherigen 18 Grand Prix. Dabei fiel der Ferrari-Fahrer jeweils wegen einer Karambolage aus. Kam der Spanier ins Ziel, kam er auch in die Punkteränge.

Getreu dem Motto, sonntäglich twittert das Murmeltier, verkündete der Weltmeister von 2005 und 2006 nach seinem ebenfalls starken Auftritt auf dem Yas Marina Ciruit seine neueste Krieger-Weisheit: „Ein Samurai arbeitet ohne Unterlass, ohne die geringste Ermüdung oder ohne sich auch nur im geringsten entmutigen zu lassen, bis er das Ziel erreicht hat.“

Vor dem Duell im Wilden Westen gönnt sich Vettel nach der Heimreise in die Schweiz kaum Ruhe. Nach ein bisschen Durchatmen am Dienstag geht es schon wieder ins Werk nach Milton Keynes, um den 5,516 Kilometer Kurs von Austin im Simulator Runde für Runde besser kennenzulernen. „Wichtig ist, dass man immer weiß, worauf es ankommt und dass man, egal ob man gerade in den Himmel gelobt oder eine schwere Phase hat, immer ganz fest mit beiden Beinen am Boden bleibt und auf das Wesentliche schaut“, betonte Vettel. Dann verabschiedete er sich erstmal: „Ich melde mich aus Austin!“