Vettel wie vom anderen Stern: Hattrick in Singapur
Singapur (dpa) - Im Lichtermeer von Singapur ist Sebastian Vettel mit einer Fahrt wie vom anderen Stern zum Sieg-Hattrick gerast und hat seinen vierten Titel schon in Reichweite.
Der dreimalige Weltmeister ließ seinen Verfolgern beim Formel-1-Nachtrennen nicht den Hauch einer Chance, es war sein dritter Erfolg in Serie auf dem spektakulären Marina Bay Street Circuit. „Ich liebe das“, jauchzte Vettel im Boxenfunk. Platz zwei rettete sein schärfster Titel-Rivale Fernando Alonso im Ferrari, der sechs WM-Läufe vor Saisonschluss nun satte 60 Punkte Rückstand auf den Red-Bull-Star hat. Auf Rang drei fuhr der von Rückenschmerzen geplagte Lotus-Pilot Kimi Räikkönen.
Für Vettel war es bereits der 33. Grand-Prix-Sieg seiner Karriere und der siebte in diesem Jahr. Pünktlich zur Zieldurchfahrt zündete ein gewaltiges Feuerwerk. „Ich genieße den Moment, das Auto ist fantastisch. Es ist kein Zufall, dass wir hier oben stehen“, schwärmte der 26-Jährige. „Im Moment macht es einfach so viel Spaß, dass ich nicht über die Meisterschaft nachdenke.“ Mit nun 247 Zählern könnte der nächste WM-Triumph im optimalen Fall schon beim übernächsten Rennen in Japan perfekt sein. Alonso (187), Mercedes-Pilot Lewis Hamilton (151) und Räikkönen (149) scheinen zu weit abgeschlagen. „Er war das ganze Wochenende zu schnell für uns“, räumte Alonso ein.
In dem erst am Ende spannenden Rennen unter dem Riesenrad hatte es lange nach einem deutschen Doppelerfolg ausgesehen. Doch die Boxenstopp-Taktik des von Platz zwei gestarteten Mercedes-Fahrers Nico Rosberg ging nicht auf, für den Wiesbadener reichte es nur zu Platz vier. „Das war ein klarer Strategiefehler. Das darf nicht mehr passieren“, schimpfte Team-Aufsichtsratschef Niki Lauda via RTL. Nico Hülkenberg sicherte seinem Sauber-Team als Neunter erneut zwei Punkte. Adrian Sutil wurde im Force India Zehnter.
Schon in der Qualifikation hatte Vettel mit der Fahrt zur Pole Position einen Beweis seiner aktuellen Stärke geliefert. Nur am Start ärgerte Rosberg seinen Landsmann noch einmal kurz, konnte ihn aber doch nicht aufhalten. In die erste Kurve ging der Silberpfeil-Fahrer noch als Erster, hatte aber zu viel Schwung. So konnte Vettel innen wieder durchschlüpfen und sich die Führung zurückholen.
Den besten Start erwischte Alonso. Von Platz sieben schoss der Spanier auf Rang drei vor. Dagegen kam Hamilton nicht so richtig vom Fleck und musste dann wegen eines illegalen Überholmanövers auch noch Felipe Massa im zweiten Ferrari wieder passieren lassen. Da half auch das Daumendrücken von Fußball-Ikone David Beckham in der Mercedes-Garage zunächst nichts.
An der Spitze zog Vettel rasant davon. Binnen weniger Runden hatte er mehr als sechs Sekunden Vorsprung. Ganz nebenbei zog er in der ewigen Bestenliste der Führungsrunden am Briten Nigel Mansell vorbei, der in seiner Karriere 2089 Umläufe an der Spitze absolviert hatte. Nur Michael Schumacher, Ayrton Senna und Alain Prost haben nun in ihrer Laufbahn noch mehr Führungsrunden als Vettel.
Nach 24 ereignisarmen Runden sorgte dann Vettels künftiger Teamkollege Daniel Ricciardo für etwas Spannung. Der designierte Nachfolger von Mark Webber bremste seinen Toro Rosso zu spät und rauschte direkt unter einer Tribüne in die Streckenbegrenzung. „Ich habe zu viel gepusht und bin ein wenig über's Ziel hinausgeschossen“, bekannte der Australier.
Prompt kam das Safety-Car auf den Kurs - wie bei bislang jedem Grand Prix in Singapur seit der Premiere 2008. Nach dem Neustart hängte Vettel erneut Rosberg und die restlichen Verfolger ab. Mit unglaublichem Tempo baute der Heppenheimer den Abstand aus.
Dann begann die entscheidende Phase der Boxenstopps. Webber, Rosberg und Hamilton holten sich frische Reifen und fielen vorerst ins Mittelfeld zurück. Vettel hingegen hatte 30 Sekunden auf Alonso herausgefahren und kehrte locker als Führender zurück auf die Strecke.
Nur um die Plätze hinter ihm wurde es noch einmal spannend. Räikkönen, der nur mit Schmerzmitteln fahren konnte, holte sich mit einem tollen Manöver gegen Jenson Button im McLaren noch Rang drei. Pech hatte Webber, der bei seiner Aufholjagd auf den letzten Kilometern von einem technischen Defekt und einem Feuer gestoppt wurde. Seinen Teamkollegen Vettel konnte an diesem Tag dagegen nichts und niemand aufhalten.