Wittmann vor DTM-Triumph: Sieg auf dem Nürburgring
Nürburg (dpa) - Nach seinem Start-Ziel-Sieg auf dem Nürburgring und dem großen Schritt Richtung DTM-Titel verriet Marco Wittmann ein kleines Geheimnis. „Ehrlich gesagt, habe ich auch schon vorher mit einem Auge auf den Gesamtstand geschielt.
Ich habe es nur niemandem erzählt“, sagte er schmunzelnd.
Der BMW-Fahrer lieferte in der Eifel bei seinem vierten Saisonerfolg erneut eine nahezu fehlerfreie Vorstellung ab und hat bei noch drei ausstehenden Läufen 64 Punkte Vorsprung auf Rang zwei. Schon mit einem vierten Platz in vier Wochen auf dem Lausitzring ist dem 24 Jahre alten Franken der Titel nicht mehr zu nehmen - egal, wie die Konkurrenz abschneidet.
Dass der Jubel trotzdem etwas verhalten ausfiel, lag am erst wenige Tage zurückliegenden Tod von Dieter Lamm. „Ich bin beim BMW Team Schnitzer meinen ersten DTM-Test gefahren. Da habe ich Dieter Lamm kennen und schätzen gelernt. Ich widme deshalb den Sieg seiner Familie, die eine schwere Zeit durchlebt“, sagte Wittmann.
Rang zwei nach insgesamt 177,821 Kilometern auf dem Traditionskurs ging an Titelverteidiger Mike Rockenfeller. Audi wartet seit mehr als einem Jahr auf einen DTM-Sieg. Dritter wurde Rockenfellers Markenkollege Edoardo Mortara. Der Italiener schob sich dadurch punktgleich mit Mattias Ekström auf Rang zwei der Gesamtwertung. Beide haben je 56 Zähler. „Für uns ist das Ergebnis trotz zweier Podestplätze eine Enttäuschung“, sagte Audis DTM-Leiter Dieter Gass. Bester Mercedes-Fahrer wurde Ex-Formel-1-Pilot Paul Di Resta auf Rang vier. Die Schwaben platzierten insgesamt vier Fahrer in den Top Ten.
Die fünf hinter ihm startenden Audi-Piloten konnten Wittmann nicht mal auf den ersten Metern gefährlich werden. Rockenfeller kam zwar wie der BMW-Fahrer gut vom Fleck, hatte aber schon vor dem Ende der ersten Runde gut eine Sekunde Rückstand. Schon in der Qualifikation schienen die Zusatzgewichte überhaupt kein Handicap zu sein für Wittmann. „Marco macht einfach weiter sein Ding und das ist ein sensationeller Job“, lobte BMW-Motorsportchef Jens Marquardt.
Dass sein härtester Verfolger Ekström seinen RS5 DTM schon früh abstellen musste, spielte Wittmann zudem in die Karten. „Irgendwas ist gebrochen hinten rechts“, berichtete Ekström, nachdem er seinen Dienstwagen in Runde drei in der Box geparkt hatte. Als Vorletzter der Qualifikation waren die Chancen, seinen Rückstand von 39 Punkten im Rennen zu reduzieren, ohnehin nur gering gewesen. „Wenn man da hinten steht, dann ist man halt mittendrin“, meinte der Schwede zu den Rempeleien, die wohl zu seinem Aus führten.
Die Meisterschaft war für Audi damit praktisch erledigt. Für die Autobauer aus Ingolstadt kam es aber noch heftiger. Nach zwölf der 49 Runden waren vier ihrer acht Fahrzeuge schon nicht mehr im Rennen. Miguel Molina hatte einen Defekt. Mercedes-Fahrer Robert Wickens bremste spät, schob Timo Scheiders Wagen in den von Nico Müller - wenig später standen beide mit Kappe statt Helm auf dem Kopf in der Box. „Saudumme Aktion, sowas muss wirklich nicht sein“, schimpfte Scheider. Weil die Rennleitung die Situation aber als Rennunfall bewertete, waren diese Worte die einzige Strafe für Wickens.
An der Spitze bekam Wittmann von all dem kaum etwas mit. Runde um Runde näherte er sich mit seinem BMW M4 dem fünften Saisonsieg für das BMW-Team RMG. Wittmanns Teamkollege Maxime Martin hatte in Russland gewonnen und wurde Siebter. Auch die Teamwertung wird Wittmann daher wohl gewinnen. Die erste große Siegesfeier gibt es aber wohl schon in vier Wochen in der Lausitz.