Neue Quali-Normen für Steffen & Co.
München (dpa) - Die „schwersten Normen der Welt“ sind bei den deutschen Schwimmern Vergangenheit.
Anders als bei den vergangenen Titelkämpfen müssen Britta Steffen & Co. bei den deutschen Meisterschaften nicht mehr ganz so schnell für das WM-Ticket schwimmen, dafür aber sind Qualifikationszeiten sowohl im Vorlauf als auch im Finale verlangt. „Ich wollte die Qualifikation als das nehmen, was sie ist, nämlich eine Qualifikation“, sagte der neue Chef-Bundestrainer Henning Lambertz.
Nach dem Olympia-Desaster ohne Medaille eines deutschen Beckenschwimmers modifizierte der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) seine Nominierungskriterien erneut. Bei der DM vom 25. bis 28. April in Berlin müssen die Beckenschwimmer nun auch in den Vorläufen Qualifikations-Zeiten für die WM (19. Juli bis 4. August) in Barcelona unterbieten. Die Vorlauf-Norm am frühen Morgen orientiert sich an Platz 24 der WM 2011 in Shanghai, in den Endläufen am Nachmittag müssen die Schwimmer schneller als WM-Platz 16 vor zwei Jahren sein. „Absolut machbar“, twitterte Brustschwimmer Christian vom Lehn, als WM-Dritter 2011 eine der wenigen deutschen Überraschungen. Die Zeiten veröffentlichte der DSV auf seiner Internetseite.
Vergangenes Jahr war für einen Olympia-Platz noch eine Zeit unter den besten Zehn der WM nötig. „Wir hatten die schwersten Normen der Welt. Für die meisten war die DM ein Meilenstein, danach fielen sie erstmal in ein psychisches Loch“, begründete Lambertz das neue Vorgehen.
Vorgänger Dirk Lange, der bis Ende 2011 im Amt war, hatte immer wieder für harte Normen plädiert. Für die deutschen Schwimm-Größen wie Steffen und Paul Biedermann waren die geforderten Zeiten kein Problem. Dagegen hatte eine Reihe anderer Sportler Mühe, die geforderten Marken zu erreichen. Die dann erreichten hoffnungsvollen Zeiten konnten beim Saisonhöhepunkt aber oft nicht bestätigt werden.
Sieben Wochen vor den nationalen Titelkämpfen wissen die Sportler nun offiziell, was sie auf dem Weg zur WM in Barcelona erwartet. Paul Biedermann, der wie Freundin Britta Steffen sowie Steffen und Markus Deibler als Finalteilnehmer bei Olympia vornominiert ist, muss aber erst einmal gesund werden. „Mein vorrangiges Ziel ist es, schnellstmöglich wieder meine volle Belastungsfähigkeit zu erlangen“, betonte der Weltrekordler. Er und die drei anderen London-Finalisten müssen für das WM-Ticket nur noch Platz eins oder zwei bei der DM erreichen. Nominiert wird das WM-Team unmittelbar im Anschluss an die deutschen Meisterschaften.
Bereits bei seiner Vorstellung als Chef-Bundestrainer hatte Lambertz betont, dass man an der Leistungsentwicklung zwischen DM und WM arbeiten müsse. „Was uns besser gelingen muss: die guten Leistungen der deutschen Meisterschaften auch bei einem Top-Event zu schaffen. Das war ja bisher oft eine große Schwäche von uns“, sagte er bei der Kurzbahn-WM in Istanbul und kündigte ein bescheidenes Jahr an. „Ich sehe es realistisch und denke nicht, dass wir bei der WM 2013 mit einem Sack voll Medaillen nach Hause kommen. Ich wüsste nicht, woher das kommen sollte. Da müssen wir schon eine kleine Durststrecke überbrücken.“