Comeback ausgeschlossen Ottmar Hitzfeld ist glücklich ohne Fußball

Stuttgart (dpa) - Ottmar Hitzfeld hat keinen Schäferhund namens Cando und auch sonst keine Haustiere. Er wohnt nicht auf einem ehemaligen Bauernhof mit großem Fischteich im Garten. Hitzfeld will nach seinem Karriereende 2014 auch nie wieder auf die Trainerbank zurückkehren.

Foto: dpa

Es gibt aber etwas, das Ottmar Hitzfeld mit Jupp Heynckes gemein hat: Er hält sich trotz fortgeschrittenen Alters ebenfalls mit regelmäßigen Einheiten in seinem privaten Fitnessraum in Form.

„Ich habe eine Power Plate, kennen Sie das?“, fragt der 68-Jährige bei einer Tasse Cappuccino. „Das ist so eine Platte, die vibriert.“ Man stellt sich, setzt sich oder legt sich auf diese Platte und wird durchgeschüttelt, was unter anderem gut für die Muskeln sein soll. Etwa alle zwei Tage macht das mittlerweile also auch einer der erfolgreichsten Trainer der europäischen Fußball-Geschichte.

Wenn Hitzfeld nicht vibriert, geht er an seinen Kraftturm oder steigt aufs Fahrrad: „Da kann ich mit Display verschiedene Touren fahren.“ Dazu läuft dann seine Musik. „Natürlich“ die Beatles, wie er sagt: „Oder die Rolling Stones, Neil Diamond, Ronan Keating.“ Es dauert nicht lange, um festzustellen, dass er von seinem früheren Leben überhaupt nichts vermisst.

Seit über drei Jahren ist er jetzt raus aus einem Job, den er so gut wie nur ganz wenige beherrschte, der aber auch die Herrschaft über ihn ausübte. Etliche Jahre als Spieler und Trainer liegen hinter Hitzfeld, Meisterschaften, Pokalsiege und Champions-League-Titel mit Borussia Dortmund und dem FC Bayern, aber auch ein Burnout 2004. Hitzfeld war während seiner gesamten Karriere einer der besten Trainer, die es jemals in Europa gab. Aber er war auch einer der schlechtesten darin, was die Trennung von Privat- und Berufsleben anging.

Für einen Verein, der jemanden wie Hitzfeld verpflichtete, waren Siege die einzig gültige Währung. Vielleicht war es ein Fehler, dass er das stets persönlich genommen hat. „Dieser Druck ging an die Grenze der Belastbarkeit und bei mir dann auch über diese hinaus“, hat er mal gesagt. Sogar heute scheint er noch leicht unter Spannung zu stehen, wenn er mit Unvorhersehbarem konfrontiert wird. Er sitzt auf einem bequemen Sessel in der Lobby eines Hotels in Basel, und während des einstündigen Gesprächs lehnt er sich nicht einmal zurück.

Dabei war ihm, dem Gentleman, der ganze Druck während der Karriere zumindest äußerlich so gut wie nie anzumerken. Gerade das machte es aber auch so anstrengend. Wenn die Anspannung bei einem Spiel am allergrößten war, hat er nur mal am Kragen seines Trenchcoats herumgefingert. Ansonsten: Selbstkontrolle. Als er dann abends irgendwann wieder nach Hause kam, hat er den Trenchcoat ausgezogen. Die Anspannung aber ist geblieben, wie ein Kleidungsstück, das sich niemals ablegen lässt.

Jetzt trinkt er den Cappuccino mit Schokoflocken, ein Wasser dazu. Seine Haare sind grauer geworden, die Ausstrahlung ist geblieben. Das Beeindruckendste an Ottmar Hitzfeld, so hat es sein ehemaliger Kapitän Stefan Effenberg mal gesagt, sei gewesen, dass er vor der Mannschaft immer die Contenance gewahrt habe.

Umso erstaunlicher klingt es, wie Hitzfeld selbst über seine Karriere spricht. Man sitzt ihm gegenüber und denkt an: Erfolge, Titel, höchste Anerkennung, Trenchcoats. Hitzfeld selbst benutzt im Rückblick auf seine Laufbahn dagegen immer wieder diese Substantive: Stress, Druck, Anspannung, Burnout. Und heute? „Jetzt ist dieser Druck abgefallen“, sagt er.

Er verbringt nun viel Zeit mit seiner Frau Beatrix in ihrem Haus in Lörrach. An der Grenze zur Schweiz wurde er geboren, dorthin zog er sich schon während seiner Jahre als Trainer immer wieder zurück. In Lörrach gibt es nicht viel, aber dafür viel Ruhe. Zumindest bis vor kurzem, als Gerüchte um Hitzfelds Rückkehr zu seinem kriselnden Ex-Club Borussia Dortmund aufkamen.

Sein Telefon klingelte da wieder etwas öfter, Hitzfeld dementierte mehrfach, doch so richtig glauben wollte ihm sein Dementi erst mal niemand. Schließlich war ja auch Jupp Heynckes überraschend aus der Rente zurückgekehrt. „Andere Trainer sind da vielleicht robuster“, sagt er, „die können das machen.“ Aber ihm gehe es jetzt um die Gesundheit.