Paul Schockemöhle wird 70: „Ich bin rastlos, aber nicht kopflos“

Paul Schockemöhle über Anfänge, Wegmarken, Totilas und den 70. Geburtstag

Der Unternehmer und ehemalige Springreiter Paul Schockemöhle wird am Sonntag (22.03.) 70 Jahre alt.

Foto: Uwe Anspach

Mühlen. Er ist Multi-Unternehmer, Herr über 4000 Pferde und zählt zu Deutschlands erfolgreichsten Springreitern. Am Sonntag wird Paul Schockemöhle aus dem südoldenburgischen Mühlen 70 Jahre alt. Einige Stationen seines Lebens lässt er im Interview mit unserer Zeitung passieren.

Der Pferdezüchter Paul Schockemöhle im Juni 2014 beim Aachener Reitturnier CHIO.

Foto: Uwe Anspach

Herr Schockemöhle, Sie wirken ein wenig gehetzt. Kurz vor dem 70. Geburtstag kann man es doch auch ein wenig ruhiger angehen lassen.

Nach dem erfolgreichen Vorführritt mit dem Millionenpferd „Totilas“ im Februar 2011 begrüßt Besitzer Paul Schockemöhle (li.) den Dressurreiter Matthias Rath.

Foto: Ingo Wagner

Paul Schockemöhle: Grundsätzlich ja, ich bin ja auch dabei, die Dinge dafür zu regeln, wenn ich nicht mehr so stark im operativen Geschäft tätig bin. Ich hatte gerade Kunden aus Japan und Schweden. Darum kümmert man sich dann doch noch persönlich.

Sonntag werden Sie 70 …

Schockemöhle: Aber Sie wollen doch wohl noch nicht einen Nachruf verfassen.

Das heißt: Sie können und wollen noch nicht loslassen.

Schockemöhle: Wie gesagt: Ich bin dabei, bestimmte Dinge zu regeln. Aber ganz auf mich verzichten kann ich auch noch nicht. In Sachen, die gut laufen, mische ich mich nicht mehr ein. Aber einige Dinge brauchen halt einen Troubleshooter, und ein solcher Job hat mir immer Spaß gemacht.

Haben Sie die Reitsportelite zu Ihrem Ehrentag einbestellt?

Schockemöhle: Nein, ich lasse es ruhiger angehen. Eine Art Urlaub.

Und wo geht’s hin?

Schockemöhle: Da lasse ich mich mal überraschen.

Erfolgreicher Sportler mit dem nie wieder erreichten Hattrick als Europameister, zweifacher Medaillengewinner bei Olympischen Spielen und als Unternehmer ein Hansdampf in allen Gassen. Was war Ihr erstes Geschäft?

Schockemöhle: Ich habe einen Teil meiner Jugend auf dem Gymnasium Antonianum in Vechta verbracht. Dort kam ich auf die Idee, nach dem Schuljahr die Lehrbücher meines Jahrgangs aufzukaufen und an die nachfolgenden Klassen zu veräußern.

Und der Erlös war mehr als ein Taschengeld?

Schockemöhle: Davon können Sie ausgehen. Ich habe die Bücher für eine Mark eingekauft und für zwei Mark wieder verkauft.

Sind solche Margen auch im Pferdehandel zu erzielen?

Schockemöhle: Wohl eher nicht. Aber wenn das Geschäft seriös betrieben wird, kann man davon leben. Aber es muss auch vernünftig gemanagt werden, schließlich handelt es sich um knapp 4000 Pferde.

Die Sie alle kennen?

Schockemöhle: Die meisten.

Gibt es ein Pferd, das bei Ihnen so etwas wie eine Initialzündung ausgelöst hat?

Schockemöhle: Zunächst einmal war es der Sport, ich habe 1968 bei Olympia in Mexiko City Pflegerdienste für die Pferde meines Bruders Alwin übernommen. Später bekam ich dann Askan unter den Sattel. Den habe ich dann 1971 für so viel Geld verkauft, dass ich mit meinem eigenen Stall anfangen konnte.

Was musste man damals für Askan, der ja später unter Gerd Wiltfang weiter erfolgreich ging, bezahlen?

Schockemöhle: Ich glaube, das habe ich vergessen.

Wenn man heute durch die Lande rauscht, kommt einem auf mindestens einer Autobahn oder Bundesstraße ein Laster mit dem Logo der Paul-Schockemöhle-Spedition entgegen. Was hat Sie in diese Branche getrieben?

Paul Schockemöhle: Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Speditionskaufmann ist mein erlernter Beruf. Mit 21 Jahren, also 1966, habe ich mir die beiden ersten Laster gekauft.

Und heute?

Schockemöhle: Sind es wohl 400.