Preis ja, Weltrekord nein: Deutscher Surfer verärgert
Anaheim (dpa) - Die Auszeichnung für die größte Welle des vergangenen Jahres konnte den Schmerz von Big-Wave-Surfer Sebastian Steudtner über den verpassten Weltrekord nicht ganz kaschieren.
„Wenn man das Bild von meiner Welle mit dem Weltrekord-Bild vergleicht, besteht für mich keine Frage, dass meine Welle größer war“, klagte der deutsche Surf-Exot in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Zwar zeichneten die Juroren des Weltverbandes den gebürtigen Nürnberger in Kalifornien zum zweiten Mal nach 2010 mit dem „Global Big Wave Award“ für seine Riesenwelle im Jahr 2014 aus - für die angepeilte jahresübergreifende Bestmarke reichte es aber nicht.
Die Höhenmessung der Wettkampfrichter ergab, dass Steudtners Welle vom 11. Dezember 2014 vor Nazaré an der portugiesischen Atlantikküste 21,6 Meter hoch war. Zu hoch zwar für seine Konkurrenten, die Steudtner am 1. Mai bei der Preisverleihung in Anaheim nur gratulieren konnten. Aber zu niedrig, um den Weltrekord von US-Boy Garrett McNamara (23,8 Meter) aus dem Jahr 2011 zu knacken.
„Die Surf-Industrie, die für die Größenmessung verantwortlich ist, ist eben komplett in amerikanischer Hand, und für die Amerikaner ist es schwer zu akzeptieren, dass der Weltrekord nach Deutschland geht“, kommentierte Steudtner. Aus seinen Weltrekord-Ambitionen wird somit vorerst nichts - auch wenn eine offizielle Entscheidung darüber noch das Guinness-Komitee treffen müsse, wie Steudtners Sprecherin sagte. Wenige Tage vor seinem 30. Geburtstag am 4. Mai durfte sich der Deutsche zumindest über ein Preisgeld von 10 000 US-Dollar freuen - und natürlich auch über ein klein bisschen Ruhm. „Der Preis ist eine große Ehre und Bestätigung für mich als Sportler“, sagte er.
Bei seinen Performances trifft Steudtner auf enorme Wassermassen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 80 Kilometern in der Stunde. „Wir haben vier Jahre daran gearbeitet, die ultimative Welle, die Welle meines Lebens zu finden“, sagt Steudtner im Interview der Deutschen Presse-Agentur in München kurz vor seinem großen Tag. Ihm persönlich komme es gar nicht so sehr auf die Größe der Welle an. Aber: „Der Weltrekord ist eigentlich ein Mittel, den Leuten die Sportart nahe zu bringen. Einen Weltrekord - das versteht jeder.“
Mit nur 16 Jahren verließ Steudtner seine Heimat Nürnberg in Richtung Hawaii. Wasser, so sagt er, sei immer sein Lieblingselement gewesen. „Und Sport war meine Lieblingstätigkeit und Sport auf dem Wasser ist die absolut beste Möglichkeit für mich, mein Leben zu verbringen.“ Weil es in Bayern nun mal keine Wellen gibt, musste er hinaus in die große, weite Welt. Auf Hawaii lernte er erst das Surfen - dann wagte er sich an die richtig großen Wellen heran.
Und so verbringt er seine Zeit seit Jahren vorzugsweise auf dem Wasser. Leben kann er davon nicht - von der Vermarktung seiner Person allerdings schon. Jahrelang sei das gar nicht einfach gewesen, weil er sich in einer Zwickmühle befand: Deutsche Firmen wollten nicht mit ihm werben, weil das klassische, unbekümmerte Surferboy-Image nicht zum eigenen passte. Firmen aus Australien und den USA wollten dieses Image dagegen - nahmen es einem als diszipliniert und ehrgeizig verschrienen Deutschen aber nicht ab. Ein Teufelskreis, aus dem Steudtner sich nur langsam befreien konnte. Inzwischen hat er nach eigenen Angaben seine Nische gefunden - lukrative Werbeverträge inklusive. Die dürften jetzt nicht gerade weniger werden.