Bruyneel signalisiert Rückzug - Mit Radsport „durch“
Luxemburg (dpa) - Der Radsport entledigt sich weiter der „bösen Jungs“ aus der Doping-Ära Armstrong. Drei Wochen vor der Anhörung der US-Anti-Doping-Agentur USADA signalisierte Teamchef Johan Bruyneel seinen Rückzug vom Radsport.
„Egal, was bei den USADA-Ermittlungen herauskommt, habe ich die Entscheidung getroffen, dass ich mit dem Radsport durch bin“, sagte der Belgier der TV-Station RTL in Luxemburg. Er sehe keine Veränderung im Radsport.
Bruyneel, der als Spiritus Rector der Tour de France-Sieger und überführten Doper Lance Armstrong und Alberto Contador gilt, muss sich zwischen dem 16. und 20. Dezember an seinem Wohnort in London der US-Anti-Doping-Agentur USADA stellen. Von den insgesamt zehn Toursiegen, die unter seiner Regie herausgefahren wurden, haben nur noch die Contador-Erfolge von 2007 und 2009 Bestand.
Dem 49-jährigen Bruyneel wird vorgeworfen, zwischen 1998 und 2011 Dopingmittel besessen, verkauft, weitergeleitet und in seinen Teams den Bruch der Anti-Doping-Paragrafen erleichtert zu haben. Anders als Armstrong hatten Bruyneel, der Teamarzt Pedro Celaya und Trainer Pepe Marti Einspruch gegen eine lebenslange Sperre eingelegt - deshalb kommt es jetzt zur Anhörung.
Dabei werden im Zeugenstand der Ex-Profi und USADA-Kronzeuge Tyler Hamilton und mindestens zwei weitere ehemalige Fahrer der US Postal-Mannschaft erwartet. Vielleicht tritt auch Armstrong auf, der zuletzt angedeutet hatte, weitgehender auspacken zu wollen, als bei seiner TV-Beichte zu Jahresbeginn. Mit den Vorwürfen gegen den ehemaligen UCI-Präsidenten Hein Verbruggen, dem er Komplizenschaft in Doping-Machenschaften vorwarf, hatte er einen ersten Schritt in diese Richtung getan.
Das RadioShack-Leopard-Team hatte im Oktober 2012 auf die Dienste Bruyneels verzichtet, nachdem die USADA ihre Ermittlungsergebnisse veröffentlicht hatte. Der Belgier weigerte sich, die Details der Anklage zu kommentieren und fühlte sich zusammen mit seinem ehemaligen Schützling Armstrong zu Unrecht in die Ecke gedrängt.
„Ich sehe mich nicht als Teufel. Die Leute haben versucht, mich und Lance als die 'Bösen' auszumachen - das ist falsch. Wenn es ein generelles Problem gibt, ist es immer das einfachste, einen Sündenbock zu finden. Genau das ist geschehen“, meinte der umstrittene Teammanager, der an einem Buch mit dem Titel „Pokerface“ arbeitet.
Die Abwahl des alten UCI-Chefs Pat McQuaid im September hatte er begrüßt. Trotzdem traut Bruyneel dem neuen Mann Brian Cookson keine schnellen Reformen zu. „Er ist bestimmt der Richtige am richtigen Platz. Aber grundlegende Änderungen am System oder den Strukturen werden nicht über Nacht passieren“, meinte Bruyneel.