Cavendish gebremst: Farrars emotionaler Tour-Sieg

Redon (dpa) - Zu den großen Verlierern auf der 3. Tour-Etappe gehört Top-Favorit Mark Cavendish. Er wird nur Fünfter. Tyler Farrar hingegen feiert einen emotionalen Sieg am US-Unabhängigkeitstag.

Als Tyler Farrar in Redon über die Ziellinie raste und den größten Sieg seiner Karriere feierte, formte der Amerikaner mit seinen Händen ein „W“. Auch im Moment des Triumphs gedachte der Radprofi seines Freundes Wouter Weylandt, der beim Giro d'Italia im Mai auf tragische Art tödlich verunglückt war. „Das macht es zwar nicht ungeschehen“, erklärte Farrar, der zuvor die 3. Etappe der Tour de France im Sprint vor dem Lokalmatadoren Romain Feillu und José Joaquin Rojas aus Spanien gewonnen hatte, „aber es zeigt, dass ich Wouter nie vergessen werde.“

„Die letzten zwei Monate waren fürchterlich durch die Geschehnisse um Wouter. Ich hatte mir geschworen, zurückzukommen und ihm etwas zu geben“, sagte Farrar, der am US-Unabhängigkeitstag auf dem Siegerpodest wässrige Augen bekam. „Ich habe die letzten Wochen wie verrückt trainiert, damit es in meinem dritten Tour-Jahr endlich mit einem Etappensieg klappt.“

Zu den großen Verlierern am Montag gehörte nach 198 Kilometern Top-Favorit Mark Cavendish, der nur Fünfter wurde und nach seiner verpassten ersten Sprintchance im Mannschaftsbus sehr laut wurde. Dazu wollte sich sein persönlicher Betreuer Erik Zabel nicht äußern und drehte sich lachend zur Seite: „Kein Kommentar.“ Der Brite, der durch einen Sturz in der letzten Kurve behindert worden war, hat seinen Ruf als Heißsporn wieder einmal bestätigt.

Auch Cavendishs Rivale André Greipel wurde durch den Unfall gebremst. „600 Meter vor dem Ziel war mein Sprint vorbei“, sagte der gebürtige Rostocker. „Ich wurde dann noch Neunter, aber damit kann man keinen Blumentopf gewinnen.“ Damit steht es im mit Spannung erwarteten Sprintduell der beiden ehemaligen Teamkollegen weiter 0:0.

Thor Hushovd verteidigte sein Gelbes Trikot als Gesamtführender und machte sich auch um den Tagessieg verdient: Er stellte sich uneigennützig den Dienst seines Garmin-Kollegen Farrar und bereitete den Sprint vorbildlich vor. Der norwegische Weltmeister rangiert weiter zeitgleich vor seinem schottischen Teamkollegen David Millar und eine Sekunde vor dem Australier Cadel Evans vom Team BMC.

Enttäuschung dagegen bei HTC: Vor dem Start in Olonne-sur-Mer hatte noch Ungewissheit über die aktuelle Form Cavendishs geherrscht. „Schade um die verpasste Chance“, sagte Zabel. „Bei uns war heut alles ein bisschen früh.“ Der oft hochgelobte „HTC-Zug“ als Tempomacher für Cavendish funktionierte nicht optimal. Einige Teamkameraden, darunter auch Tony Martin, fuhren mehr als 2500 Meter vor dem Ziel und damit viel zu zeitig vorne im Wind.

„Die Fahrer waren hochmotiviert und vielleicht ein bisschen übermütig. Als sich der Sturz ereignete, war Cavendish viel zu weit hinten.“ Vor dem Etappenstart hatte Cavendish noch großspurig getwittert: „Heute gibt es nur eine Option: Den Sieg“.

Tour-Favorit Alberto Contador, der mit dem Hauptfeld ins Ziel kam, fletscht nach seinen unerwarteten Zeitverlusten vom Samstag und Sonntag aber die Zähne. „Das Handtuch zu werfen, käme für mich nie in Frage“, hatte er im Ziel der 2. Etappe am Vorabend erklärt. Schon auf der ersten kleinen Bergankunft auf der Mur-de-Bretagne am Dienstag rechnen manche mit einer Trotzreaktion des 28-jährigen Madrilenen, für den die 98. Tour so bitter begann.

Sein Sprecher Jacinto Vidarte räumte dagegen im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa ein, dass sich Contador weiter vermehrt auf die Pyrenäen und Alpen konzentrieren will, wo er 2010 seinen dritten Tour-Sieg holte. „Er ist nach der langen Wettkampfpause im Anschluss an den Giro d'Italia noch nicht im Rhythmus“, betonte Vidarte.